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Junger Staat, junge KircheWie kann ein zerrissenes Land seinen Frieden finden? In Osttimor
herrschte lange Krieg und es waren viele Opfer zu beklagen. Die katholische
Kirche hat eine wechselhafte Geschichte und wächst. |
Von Stefan Beig (Text) und Ernst Zerche (Bilder)
Die Schrecken des Septembers 1999 haben sich José da Silva dos Santos tief eingeprägt. „Ich war acht Jahre alt. Mit meiner Familie floh ich vor dem indonesischen Militär in die Wälder“, erzählt der Priesterseminarist. „Dort verbrachten wir zwei lange Monate in ständiger Angst.“
Am 30. August 1999 hatte eine überwältigende Mehrheit der Einwohner Osttimors – 78,5 Prozent – in einem Referendum für die Unabhängigkeit ihres Landes und damit für ein Ende der brutalen, fast 25 Jahre währenden indonesischen Besatzung votiert. Aber die Gewalt ging weiter: Indonesische Milizen weigerten sich, das Ergebnis anzuerkennen. Gemeinsam mit der indonesischen Armee ermordeten sie in den nachfolgenden Wochen 2.000 Menschen, vergewaltigten hunderte Frauen und Mädchen, vertrieben drei Viertel der Bevölkerung und zerstörten den Großteil der Infrastruktur Osttimors. Ihr Ziel: Die Entfachung eines Bürgerkriegs, um Indonesien als Schutzmacht zu etablieren.
Die meisten der heute rund hundert Seminaristen im Priesterseminar Peter und Paul in der Hauptstadt Dili waren damals so wie José von dem indonesischen Militär in die Wälder vertrieben worden. Die traumatischen Ereignisse haben sich ihnen tief eingeprägt. „Ich war bei meinem Onkel. Die Trennung von meiner Familie fiel mir sehr schwer“, erzählt der 25-jährige Marciano Soares Ferreira. „Zwei Monate lang hatten wir fast nichts zu essen, außer etwas Gemüse und Kaffee. Wir überlebten in den Dörfern dank der Hilfe der Landbevölkerung. Es war eine sehr traurige Zeit, aber ich lernte früh, mit extremen Herausforderungen umzugehen.“ Unter den Familienangehörigen einiger Seminaristen befanden sich auch Widerstandskämpfer. „Mehrere meiner Verwandten wurden gefoltert“, berichtet José da Silva dos Santos. „Mein Onkel starb dabei. Bis heute wissen wir nicht, wer dafür verantwortlich ist.“ Doch gerade in jenen finsteren Tagen reifte bei vielen der Wunsch zum Priestertum heran: „Damals, allein im Dschungel mit meiner Familie, beschloss ich, künftig alle Menschen zu unterstützen“, erzählt etwa Nazário Costa Mendonca. Die Kirche stand in den Jahren der Besatzung als einzige verbliebene Institution des Landes an der Seite der Bevölkerung. Die restliche Welt schien Osttimor zu vergessen.
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