Text: Franz Jus­sen
Fo­tos: Fritz Stark

Schwes­ter Stan, 49, mag es nicht, wenn je­mand ih­re Klei­nen He­xen­kin­der nennt. „Es sind Got­tes­kin­der wie al­le Men­schen“, ver­si­chert sie. „Un­se­re Mis­si­on ist es, ihr Le­ben zu ret­ten, sie zu lie­ben und uns um sie zu küm­mern.“ Kei­nes der 86 Kin­der, die bis­her Ob­dach in ih­rem Heim auf dem weit­läu­fig um­mau­er­ten Ge­län­de im Dorf Sang ge­fun­den ha­ben, wür­de oh­ne die Schwes­ter heu­te noch le­ben.

Die Kin­der sind al­le­s­amt Op­fer ei­nes in den länd­li­chen Re­gio­nen Nordgha­nas im­mer noch tief ver­wur­zel­ten Glau­bens an He­xe­rei. Fast al­le Schütz­lin­ge der Schwes­ter wa­ren schon als Neu­ge­bo­re­ne dem Tod ge­weiht und gal­ten als „be­ses­sen“, nur, weil sie mit ei­ner kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Be­hin­de­rung – oder als Zwil­lin­ge – zur Welt ge­kom­men sind.

„Men­schen, die nicht an Je­sus glau­ben, glau­ben im­mer noch an He­xe­rei“, klagt die Or­dens­frau: „Wenn ir­gend­ein Un­glück im Dorf ge­schieht, wird die Schuld dem be­hin­der­ten Kind ge­ge­ben.“ Die Mäd­chen und Jun­gen wür­den von Nach­barn oder Ver­wand­ten an­ge­zeigt, sol­len schuld sein an Krank­hei­ten, Ehe­st­reit, To­des­fäl­len oder Miss­ern­ten. Dann stün­den die El­tern un­ter enor­mem so­zia­len Druck, das Kind „bei­sei­te zu schaf­fen“, es aus­zu­set­zen, zu er­trän­k­en oder ver­gif­ten zu las­sen. Schwes­ter St­ans „Na­za­reth-Heim für Got­tes Kin­der“ ist dann für die meis­ten von ih­nen die letz­te Ret­tung...

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