Sie sind hier: Aktuelles 
Hexenjagd Mit Handy und Machete 2/2018. Bettina Flitner

He­xen­jagd – Mit Han­dy und Ma­che­te

In Pa­pua-Neu­gui­nea wer­den un­schul­di­ge Frau­en als He­xen an den Pran­ger ge­s­tellt und auf Dorf­plät­zen
öf­f­ent­lich ge­fol­tert. Zwei Or­dens­schwes­tern kämp­fen ge­gen die­se Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen.

Text: Jörg No­wak, Fo­to: Bet­ti­na Flit­ner

Als der sechs­jäh­ri­ge Jo­nat­han die vie­len Men­schen zum Dorf­platz strö­men sieht, glaubt er, ein gro­ßes Fest wer­de vor­be­rei­tet. Neu­gie­rig folgt er mit sei­ner Groß­mut­ter und Mut­ter Cris­ti­na Dio den an­de­ren Frau­en, Män­nern und Kin­dern. Ganz vor­ne in der Men­schen­men­ge er­zählt je­mand et­was von ge­fähr­li­chen San­gu­mas. Die bö­sen He­xen sei­en mit­ten un­ter ih­nen, ruft der Mann. Aus dem Mund ei­ner San­gu­ma wür­den Rat­ten und Schlan­gen krie­chen. Mit ih­ren Flüchen könn­ten sie tö­ten und Men­schen das Herz aus dem Lei­be rei­ßen. Ge­bannt schau­en die Dorf­be­woh­ner auf meh­re­re Män­ner, die ein Feu­er an­zün­den und al­te Au­to­rei­fen in die lo­dern­den Flam­men wer­fen. Sie ram­men me­ter­ho­he Holzpflö­cke in den Bo­den, neh­men Sei­le in die Hand und drän­gen sich durch die war­ten­de Men­schen­men­ge. Jo­nat­han sieht, wie die Män­ner auf sei­ne Mut­ter zu­steu­ern. „San­gu­ma, San­gu­ma, San­gu­ma“, ru­fen sie mit wü­ten­den Bli­cken. Dann grei­fen sie sei­ne Mut­ter Cris­ti­na an den Ar­men und zer­ren sie nach vor­ne zum Feu­er. Sie fes­seln die Frau an die Pfäh­le und ver­bin­den ihr die Au­gen mit ei­nem blau­en Tuch. Mit ge­s­p­reiz­ten Ar­men und Bei­nen sieht sie fast wie ei­ne Ge­k­reu­zig­te aus. Das gan­ze Dorf schaut zu, als die Fol­te­rer der wehr­lo­sen Mut­ter die Klei­der vom Lei­be rei­ßen. Be­son­ders die Män­ner un­ter den Schau­lus­ti­gen star­ren mit dump­fen und gie­ri­gen Bli­cken auf den ent­blöß­ten Frau­en­kör­per.

Mit glüh­en­den Ei­sen­stan­gen
Jo­nat­han und sei­ne Groß­mut­ter er­star­ren vor Angst. Mar­tha über­legt ver­zwei­felt, was sie tun kann. Sie will die Po­li­zei ru­fen. Dann ent­deckt sie un­ter den Hel­fers­hel­fern der He­xen­jä­ger drei Po­li­zis­ten. Die Groß­mut­ter ist ver­zwei­felt. Das gan­ze Dorf ist ge­gen Cris­ti­na. „Gib zu, du bist ei­ne He­xe!“, fau­chen die Män­ner sie an und hal­ten ih­re Bu­sch­mes­ser und Me­tall­stan­gen so­lan­ge ins Feu­er, bis das Ei­sen glüht. Als sie zu­s­te­chen, ren­nen meh­re­re Kin­der er­schro­cken vom Schei­ter­hau­fen weg. Sie lau­fen zur Mis­si­ons­sta­ti­on, wo Schwes­ter Gau­den­cia, Schwes­ter Lo­re­na und die an­de­ren Or­dens­frau­en woh­nen. Die Schwei­zer Mis­si­ons­schwes­tern sind hier in der Re­gi­on um die Stadt Men­di im Hoch­land von Pa­pua-Neu­gui­nea be­kannt. Völ­lig au­ßer Atem klop­fen die Kin­der an die Tür. „Schwes­ter Gau­den­cia, Schwes­ter Gau­den­cia, kom­men Sie sch­nell, ei­ne He­xe wird ver­brannt.“

Als die Or­dens­frau den Dorf­platz er­reicht, ruft sie er­schro­cken: „Um Him­mels Wil­len, hört auf.“ Da stür­men die Fol­te­rer auf die Non­ne zu und prü­geln mit glüh­en­den Holz­stan­gen auf die 72-jäh­ri­ge Frau ein. Sie ret­tet sich, will Hil­fe ho­len. Doch sie be­g­reift, selbst mit den männ­li­chen Mit­ar­bei­tern der Kran­ken­sta­ti­on und dem Pries­ter hat sie kei­ne Chan­ce ge­gen die wü­ten­de Meu­te. Mit hass­er­füll­ten Bli­cken ru­fen die Men­schen im­mer wie­der: „Ku­kim em!“ – Ver­b­rennt sie! „Ki­lim em!“ Tö­tet sie! Es hilft nur noch be­ten. Schwes­ter Gau­den­cia greift zum Ro­sen­kranz. In si­che­rem Ab­stand zum Schei­ter­hau­fen fleht sie Gott um Hil­fe. Meh­re­re Ka­tho­li­ken, die die Or­dens­frau gut ken­nen, kom­men hin­zu und be­ten mit ihr. Wäh­rend sie im­mer wie­der den Ro­sen­kranz be­ten, zie­hen dunk­le Wol­ken auf. Schwes­ter Gau­den­cia blickt zum Him­mel. Hef­ti­ger Re­gen pras­selt plötz­lich auf den Dorf­platz nie­der. Ei­ni­ge der Schau­lus­ti­gen span­nen ih­re bun­ten Re­gen­schir­me auf und star­ren wei­ter auf Chris­ti­na, die sich vor Sch­mer­zen in der Hit­ze des Schei­ter­hau­fens win­det. Der Re­gen wird im­mer stär­ker, der Dorf­platz wird vom Was­ser auf­ge­weicht, die Flam­men des Feu­ers wer­den klei­ner. Die Fol­te­rer ent­schei­den, ei­ne Pau­se ein­zu­le­gen. Cris­ti­na blickt in die Men­schen­men­ge. Rund 600 Dorf­be­woh­ner ste­hen ihr ge­gen­über. Sie sieht ih­re Nach­barn, Män­ner, Frau­en, Kin­der. Meh­re­re Män­ner rich­ten ih­re Han­dys auf sie und schie­ßen Fo­tos.

Der Trick mit dem Stein
Weil der Re­gen nicht auf­hört, sch­lep­pen die Fol­te­rer Cris­ti­na in ei­ne Hüt­te und le­gen sie auf den nack­ten Lehm­bo­den. „Ich muss über­le­ben“, sagt sie zu sich. „Für Jo­nat­han und mei­ne Mut­ter muss ich über­le­ben.“ Sie ent­deckt ei­nen klei­nen Stein in der Hüt­te. Trotz ih­rer hef­ti­gen Sch­mer­zen ist ihr Über­le­bens­wil­le un­ge­bro­chen. Sie denkt sich ei­ne ge­wag­te Ge­schich­te aus, um die Fol­te­rer zu über­lis­ten. In ei­nem un­be­o­b­ach­te­ten Mo­ment schiebt sie sich den Stein zwi­schen die Bei­ne. Dann ruft sie: „Sch­nell, kommt her. Die He­xe, sie ist in mir. Be­f­reit mich. Holt sie raus.“ Die Män­ner be­tas­ten und be­gr­ab­schen Cris­ti­nas Kör­per und fin­gern sch­ließ­lich ei­nen von Lehm und Blut ver­sch­mier­ten Stein her­vor. Wie ei­ne Trophäe hal­ten die Män­ner den Stein in die Höhe. „San­gu­ma“, ru­fen sie. Der Zau­ber scheint ge­fun­den. Die Sze­ne ret­tet Cris­ti­na das Le­ben. Ei­ni­ge Zeit spä­ter liegt sie im Kran­ken­bett der Mis­si­ons­sta­ti­on. Schwes­ter Gau­den­cia setzt ihr Ka­nü­len für den Tropf mit Sch­merz­mit­teln und be­han­delt ih­re Wun­den. Doch selbst in der Mis­si­ons­sta­ti­on ist die Schwer­ver­letz­te nicht si­cher. Von Wei­tem er­k­lin­gen die San­gu­ma-Ru­fe er­neut. Ei­ni­ge der Fol­te­rer zwei­feln an dem He­xen­stein. Sie näh­ern sich dem weit­läu­fi­gen Ge­län­de der Mis­si­ons­schwes­tern, Stei­ne flie­gen auf das Dach der Mis­si­ons­sta­ti­on. „Wir müs­sen Cris­ti­na in Si­cher­heit brin­gen“, sagt Schwes­ter Gau­den­cia.

Jahr für Jahr 200 He­xen­mor­de
Wie ein Flächen­brand brei­ten sich die He­xen­ver­fol­gun­gen in Pa­pua-Neu­gui­nea aus. 1443 Fäl­le so­ge­nann­ter He­xen­pro­zes­se in dem ozea­ni­schen Land hat die aus­tra­li­sche Pro­fes­so­rin Mi­ran­da For­syth in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren do­ku­men­tiert. An­de­re Qu­el­len wie die Ve­r­ein­ten Na­tio­nen schät­zen so­gar, dass jähr­lich rund 200 Men­schen als He­xen in Pa­pua-Neu­gui­nea ge­tö­tet wer­den. Weil sie un­mög­lich in ih­rem Hei­mat­dorf blei­ben kann, brin­gen die Or­dens­schwes­tern Cris­ti­na weit weg. Rund fünf Stun­den mit dem Au­to flüch­ten sie durch die ber­gi­ge Land­schaft, bis end­lich der Mo­unt Wil­helm mit sei­nen mehr als 4500 Me­tern sicht­bar wird. Der höchs­te Berg des Lan­des wur­de 1888 von der deut­schen Ko­lo­nial­macht nach Wil­helm von Bis­marck be­nannt, dem Sohn des deut­schen Reichs­kanz­lers.

Hier liegt die Stadt Kun­dia­wa, in der Cris­ti­na mit ih­rem Sohn und der Groß­mut­ter ein neu­es Le­ben auf­bau­en muss. Wäh­rend Schwes­ter Gau­den­cia sich um die kör­per­li­chen Wun­den von Cris­ti­na küm­mert, ist ih­re Mit­schwes­ter Lo­re­na Je­nal jetzt als Seel­sor­ge­rin ge­for­dert. Die 67-jäh­ri­ge führt vie­le Ge­spräche mit Cris­ti­na und küm­mert sich um die see­li­schen Wun­den. Schwes­ter Lo­re­na be­rührt die Men­schen mit ih­rem lie­ben­den Blick und ih­ren war­men Um­ar­mun­gen. Cris­ti­na spürt die heil­sa­me Wir­kung der An­teil­nah­me und Nähe. Und sie ist dank­bar, dass sich die Or­dens­frau Zeit für Jo­nat­han nimmt. „Wie geht es dir?“, fragt sie den Jun­gen. „Gu­t“, lau­tet die kur­ze Ant­wort. Schwes­ter Lo­re­na lässt nicht lo­cker. „Hast du Freun­de, mit de­nen du spie­len kannst? Schläfst du nachts gut?“ Da blickt Jo­nat­han auf Schwes­ter Lo­re­na und kann sei­ne Trä­nen nicht zu­rück­hal­ten. Im­mer wie­der wür­den die Alpträu­me kom­men, sagt er. „Das Feu­er. Mei­ne Mut­ter“, weint er. Schwes­ter Lo­re­na spürt, wie­viel Ver­zweif­lung, Angst und Wut in dem Jun­gen ste­cken und ihn von in­nen auf­zu­fres­sen dro­hen.

„Komm mit, Jo­nat­han“, sagt Schwes­ter Lo­re­na. „Ich ha­be ei­ne Idee.“ Sie führt den Jun­gen zu ei­nem gro­ßen Baum mit ei­nem fes­ten Stamm. Er darf jetzt al­le sei­ne Ge­füh­le an dem Baum aus­las­sen. Jo­nat­han trom­melt mit den Fäus­ten auf den Stamm, tritt mit den Fü­ß­en ge­gen all das Bö­se, sch­reit und weint sich das Leid von der See­le. Dann wird er ganz ru­hig und setzt sich auf die Wie­se. „Jetzt geht es mir bes­ser.“ Schwes­ter Lo­re­na ist er­leich­tert und wirft noch ei­nen prü­fen­den Blick auf den Baum­stamm, der un­ver­sehrt ge­b­lie­ben ist. Für Cris­ti­na und ih­re klei­ne Fa­mi­lie ist der Hei­lung­s­pro­zess ein lan­ger Weg. „Du hast mir ge­hol­fen, mei­nen in­ne­ren Frie­den zu ge­win­nen“, sagt Cris­ti­na spä­ter zu Schwes­ter Lo­re­na.

In den Fän­gen der Fol­te­rer
In den ver­gan­ge­nen 14 Mo­na­ten hat sich die Schwei­zer Or­dens­frau um 18 Fäl­le von He­xen­ver­fol­gung ge­küm­mert. Wann im­mer sie hört, dass je­mand in Ge­fahr ist, wird sie ak­tiv. So gibt es Hin­wei­se, dass es in ei­nem Dorf in der Nähe von Men­di ei­nen He­xen­pro­zess ge­ge­ben hat. Schwes­ter Lo­re­na fährt mit dem klei­nen Ge­län­de­wa­gen los und fragt am We­ges­rand drei Feld­ar­bei­ter, ob sie et­was ge­hört hät­ten. „Ja, ges­tern Abend hat­ten wir ei­nen He­xen­pro­zess in un­se­rem Dor­f“, ant­wor­ten sie. „Was ist da pas­siert?“, will Schwes­ter Lo­re­na wis­sen. „War­te, wir zei­gen es dir“, sa­gen die bei­den Frau­en und der Mann. Er nimmt sein Bu­sch­mes­ser, wäh­rend sich ei­ne der Frau­en mit ge­s­p­reiz­ten Ar­men und Bei­nen auf­s­tellt, um die Rol­le der He­xe zu spie­len. „Das Bu­sch­mes­ser war vom Feu­er glüh­end ro­t“, er­zählt er mit leuch­ten­den Au­gen.

„Lebt die Frau noch? Wo ist sie?“, fragt Schwes­ter Lo­re­na vol­ler Ver­zweif­lung. Ei­ne der Frau­en weist in Rich­tung des Dor­fes. Als die Or­dens­frau dort an­kommt, stellt sich ihr der Dorf­füh­rer in den Weg. „Wir ha­ben sie ein­ge­sperrt. Sie kriegt kein Was­ser und kei­ne Me­di­ka­men­te. Sie soll kre­pie­ren, die He­xe“, wü­tet er. Schwes­ter Lo­re­na weiß, es geht jetzt um Le­ben oder Tod. Die Frau muss nach stun­den­lan­ger Fol­ter schwer ver­letzt sein. „Ich will zu der Frau“, sagt die Schwei­ze­rin mit ein­dring­li­chem Blick. „Ma­chen sie das Sch­loss auf.“ Der Dorf­füh­rer gibt nach und öff­net die Tür. Te­no heißt die Frau, die mit schwers­ten Ver­let­zun­gen und Ver­b­ren­nun­gen auf dem Bo­den liegt. „Ich brin­ge dich in un­se­re Kran­ken­sta­ti­on“, sagt sie und um­armt Te­no. Als Schwes­ter Lo­re­na mit dem Wa­gen an­kommt, wird sie schon von Schwes­ter Gau­den­cia er­war­tet. Sie un­ter­sucht die Schwer­ver­letz­te, rei­nigt die Wun­den, gibt ihr Sch­merz­mit­tel. Am spä­ten Abend kommt Gau­den­cia zu Lo­re­na und sagt lei­se: „Te­no ist tot. Sie hat es nicht ge­schafft.“

Wie in der Stein­zeit
Schwes­ter Lo­re­na sucht nach Er­klär­un­gen für die sa­dis­ti­sche Ge­walt. „Als ich 1979 nach Pa­pua-Neu­gui­nea kam, war ich fas­zi­niert von der Sc­hön­heit des Lan­des. Al­les schi­en mir sehr fried­lich und har­mo­ni­sch“, er­in­nert sie sich. Gleich­zei­tig „leb­ten die Men­schen wie in der Stein­zeit“. Als in­ter­na­tio­na­le Kon­zer­ne Öl, Gas und an­de­re wert­vol­le Roh­stof­fe ent­deck­ten, sei die Mo­der­ne mit vol­ler Wucht her­ein­ge­bro­chen. Plötz­lich gab es sch­nel­les Geld, Fern­se­her, Han­dys und Au­tos. Die Män­ner sind tra­di­tio­nell Krie­ger, die im­mer mit Pfeil und Bo­gen oder Stei­n­axt un­ter­wegs wa­ren. „Heu­te tau­schen sie das wild­wach­sen­de Ma­ri­hua­na ge­gen Schuss­waf­fen“, be­rich­tet die Schwes­ter. Die ra­di­ka­len Ve­r­än­de­run­gen ver­un­si­cher­ten die Men­schen, mit al­ler Macht wol­len sie zu den Ge­win­nern ge­hö­ren. Der He­xen­glau­be wird auch be­nutzt, wenn Men­schen vol­ler Hab­gier sind. So hält Schwes­ter Lo­re­na Kon­takt zu der selbst­si­che­ren Stel­la, die seit ei­nem Jahr mit ih­rer Toch­ter auf der Flucht ist. Die ei­ge­nen Brü­der war­fen Stel­la vor, ei­ne He­xe zu sein. In Wir­k­lich­keit woll­ten sie ein Stück Land zu­rück, das sie der ei­ge­nen Schwes­ter nicht gönn­ten. Der Fa­mi­li­en­st­reit spitz­te sich zu, Stel­la wur­de ver­teu­felt und ist seit­dem ih­res Le­bens nicht mehr si­cher. Der He­xen­wahn ver­gif­tet die Ge­sell­schaft in Pa­pua-Neu­gui­nea. Es gibt die An­s­tif­ter und ih­re zahl­rei­chen Mo­ti­ve, je­man­den an den Pran­ger zu stel­len. Es gibt die ge­walt­be­rei­ten Tä­ter, die als Fol­te­rer ih­re sa­dis­ti­schen Phan­ta­si­en aus­le­ben. „Das ist Ge­waltpor­no­gra­phie, was sich da ab­spiel­t“, kri­ti­siert Schwes­ter Lo­re­na. Sch­ließ­lich folgt die gro­ße Grup­pe der Schau­lus­ti­gen, die zu den He­xen­pro­zes­sen ei­len, de­ren Mit­ge­fühl ab­ge­s­tumpft ist und die nach Sch­re­ckens­bil­dern gie­ren.

Tä­ter oh­ne Schuld­ein­sicht
Wü­tend macht Schwes­ter Lo­re­na die­ser Hass in der Ge­sell­schaft, aber nicht ohn­mäch­tig. Ganz im Ge­gen­teil: Sie will in die Of­fen­si­ve ge­hen und sich Tä­ter und Fol­te­rer vor­neh­men. An­ge­regt hat sie der Fall von Marg­ret, die den He­xen­pro­zess über­lebt hat. Die bei­den füh­ren lan­ge Ge­spräche, um das Trau­ma der Fol­te­run­gen zu be­wäl­ti­gen. Doch ein nor­ma­les Le­ben ist für Marg­ret un­denk­bar. Die Tä­ter le­ben oh­ne Reue und Süh­ne in ih­rem Hei­mat­dorf. Schwes­ter Lo­re­na wagt die ge­fähr­li­che Mis­si­on und will mit dem An­s­tif­ter und den Fol­te­rern sp­re­chen. Als Eu­ro­päe­rin und Or­dens­schwes­ter ge­nießt sie ei­ne ge­wis­se Au­to­ri­tät. „Da­ni­el, es tut mir sehr leid, dass dei­ne Frau ge­s­tor­ben ist. Sag mir doch, woran ist sie ge­s­tor­ben?“ Da­ni­el, der sich selbst als got­tes­fürch­ti­gen Mann be­zeich­net, ent­geg­net: „Sie wur­de von Marg­ret ver­hext und ge­tö­tet.“ Schwes­ter Lo­re­na hakt nach: „Stimmt es, dass dei­ne Frau zum elf­ten Mal schwan­ger war und im Kran­ken­haus ge­s­tor­ben ist?“ Da­ni­el nickt und blickt auf den Bo­den. Über sechs Wo­chen hin­weg fin­den meh­re­re Tref­fen statt. Schwes­ter Lo­re­na spricht über die zehn Ge­bo­te und die Nächs­ten­lie­be. Marg­ret sei Un­recht ge­tan wor­den, Da­ni­el müs­se um Ver­ge­bung bit­ten und Sch­mer­zens­geld zah­len. An­sons­ten wür­de sie ihn an­zei­gen und ins Ge­fäng­nis brin­gen.

Schwes­ter Lo­re­na schaut ihn an. Sie ahnt, dass er als Mann in die­ser pa­tri­ar­cha­len Ge­sell­schaft nicht sei­ne Schuld ein­ge­ste­hen kann. Sie weiß, er schämt sich und fürch­tet, die­se Eu­ro­päe­rin kön­ne ihn wir­k­lich ins Ge­fäng­nis brin­gen. Die Droh­bot­schaft ver­fehlt ih­re Wir­kung nicht. Er stimmt zu, Sch­mer­zens­geld zu zah­len. Für Schwes­ter Lo­re­na ist dies ein Mei­len­stein. Gleich­zei­tig fürch­tet sie, dass beim nächs­ten To­des­fall in Marg­rets Dorf der He­xen­wahn wie­der auf­flam­men könn­te. Des­halb will die Or­dens­frau mit Spen­den aus Deut­sch­land ihr Hilf­s­pro­jekt im Kampf ge­gen die­se Ge­walt aus­wei­ten und auf­klä­ren. Wenn sie in die Dör­fer und Schu­len geht und mit den jun­gen Men­schen spricht, dann kann – so hofft sie in­stän­dig – ei­ne Ge­ne­ra­ti­on her­an­wach­sen, für die der He­xen­glau­be nur noch ein bö­ses Mär­chen aus ver­gan­ge­nen Zei­ten ist.

Zu­rück zur Nach­rich­ten­über­sicht März/April 2018




SUCHE

PROBEHEFT GRATIS BESTELLEN
Eine Welt.
Ein Magazin.

Entdecken Sie kontinente
und bestellen Sie hier Ihr kostenloses Probeheft.

WORTWECHSEL
Was meinen Sie?
Bürgergeld-Bingo: Reichen 563 Euro?

DIE KONTINENTE-HERAUSGEBER
missio

missio - Internationales
Katholisches Missionswerk e. V.

Goethestr. 43
D-52064 Aachen
www.missio-hilft.de

Africanum

Africanum
Route de la Vignettaz 57-59
CH-1700 Fribourg
www.africanum.ch

Afrikamissionare – Weisse Väter

Afrikamissionare – Weisse Väter
Ludwigsburger Str. 21
D-50739 Köln
www.afrikamissionare.de

Anbeterinnen des Blutes Christi

Anbeterinnen des Blutes Christi
Kloster St. Elisabeth
FL–9494 Schaan
www.kloster.li

Arenberger Dominikanerinnen

Arenberger Dominikanerinnen
Cherubine-Willimann-Weg 1
D-56077 Koblenz
www.arenberger-dominikanerinnen.de

Comboni-Missionare

Comboni-Missionare
Scharrerstraße 32
90478 Nürnberg
www.comboni.de

Franziskanerinnen Salzkotten

Franziskanerinnen Salzkotten
Paderborner Str. 7
D-33154 Salzkotten
www.fcjm.de

Franziskanerinnen von Reute

Franziskanerinnen von Reute
Kloster Reute
D-88339 Bad Waldsee
www.kloster-reute.de

Herz-Jesu-Missionare

Herz-Jesu-Missionare
Schönleitenstraße 1
A-5020 Salzburg
www.msc-salzburg.at

Institut St. Dominikus

Institut St. Dominikus
Vincentiusstr. 4
D-67346 Speyer
www.institut-st-dominikus.de

Kapuziner

Deutsche Kapuzinerprovinz
Kapuzinerstr. 34
D-80469 München
www.kapuziner.de

Maristenbrüder

Maristenbrüder
FMS Sektor Deutschland

Klosterstraße 4
D-84095 Furth bei Landshut
www.maristen.org

Maristenpatres

Maristenpatres
Am Zwinger 1
D-94032 Passau

www.maristenpatres.de

Missio Nederland

Missio Nederland
Postbus 93140
NL-2509 AC Den Haag
www.missio.nl

Missionare vom Kostbaren Blut

Missionare vom Kostbaren Blut
Gyllenstormstr. 8
A-5026 Salzburg-Aigen
www.missionare-vom-kostbaren-blut.org

Missionarinnen Christi

Missionarinnen Christi
Linderhofstr.10
D-81377 München
www.missionarinnen-christi.de

Missions-Benediktinerinnen

Missions-Benediktinerinnen
Bahnhofstr. 3
D-82327 Tutzing
www.missions-benediktinerinnen.de

Missions-Dominikanerinnen Schlehdorf

Missions-Dominikanerinnen Schlehdorf
Provinz St. Immaculata
Kirchstr. 9
D-82444 Schlehdorf
www.schlehdorf.org

Missionsärztliche Schwestern

Missionsärztliche Schwestern
Scharnhölzstr. 37
D-46236 Bottrop
www.missionsaerztliche-schwestern.org

Missionsdominikanerinnen Strahlfeld

Missionsdominikanerinnen Strahlfeld
Am Jägerberg 2
D-93426 Roding-Strahlfeld
www.kloster-strahlfeld.de

Missionsschwestern v. d. Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes

Missionsschwestern v. d. Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes
Franziskusweg 2
D-48145 Münster

Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu

Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu
Hohe Geest 73
D-48165 Münster-Hiltrup
www.msc-hiltrup.de

Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel

Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel
Friedensplatz 6
D-37308 Heilbad Heiligenstadt
www.smmp.de

Spiritaner

Spiritaner
Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist
Missionshaus Knechtsteden
D-41540 Dormagen
www.spiritaner.de


VIDEO
Der Film erzählt von Schwester Marie Catherine im Niger, die zur Versöhnung von Muslimen und Christen im ärmsten Land der Welt beiträgt.

Unterwegs in ...
Das kontinente-
Reisetagebuch

Facebook  YouTubeKontakt  |  FAQ  |  Sitemap  |  Datenschutz  |  Impressum