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5. Juli 2014
Traumatische Geschichte
Mitten in der Innenstadt von Phnom Penh liegt von Mauern und Stacheldraht umgeben das ehemalige Foltergefängnis der „Roten Khmer“. Hier wurden tausende Gefangene zwischen 1975 bis 1979 auf grausamste Weise gefoltert. Das Ziel des damaligen Herrschers, dem „Bruder Nummer 1“ Pol Pot, war es, in Kambodscha ein kommunistisches Regime zu errichten, ein egalitäres Bauernland. Er ließ die Städte entvölkern, verordnete Zwangsarbeit auf dem Land. Unternehmer, Mönche und Intellektuelle galten als Staatsfeinde, wurden verhaftet und umgebracht. Es ist bezeichnend, dass Pol Pot sein Foltergefängnis Tuol Sleng ausgerechnet in einer ehemaligen High School einrichtete. Heute ist der Ort des Schreckens ein Museum. Direkt am Eingang stehen die Lagerregeln. Den Gefangenen war es verboten, während der Folter zu schreien, miteinander Kontakt aufzunehmen, irgendeinen Lärm zu verursachen oder nachzudenken, bevor sie Antworten geben mussten. Wir werden als Besucher beim Eintritt zum Schweigen aufgefordert. Eine bedrückende Atmosphäre liegt über dem Ort. In manchen der Räume steht ein vor sich hin rostendes Bettgestell, darauf eiserne Fußfesseln und an den Wänden hängen Fotos, die geschundene Körper zeigen. In anderen Räumen zeugen winzige Zellen aus roten Backsteinen und die Ausstellung der Folterwerkzeuge von den grausamen Lebensbedingungen. Fotodokumentationen und die Geschichten von wenigen Überlebenden geben einen eindrucksvollen und erschütternden Einblick in das Lagerleben. Die kambodschanische Bevölkerung ist teilweise noch heute traumatisiert von der Vergangenheit. Erst in jüngster Zeit hat sie mit der Aufarbeitung begonnen. So kommen mehr und mehr Schulklassen nach Tuol Sleng, um sich direkt mit der blutigen Geschichte auseinanderzusetzen, die erst durch den vietnamesischen Einmarsch 1979 ein Ende fand. Die Prozesse, die vor dem von der UN eingerichteten „Tribunal-Khmer-Rouge“ die Verbrechen aufarbeiten und die Täter bestrafen sollen, laufen allerdings zäh. |