|
|
7. Juli 2016
Rohstoff aus verseuchten Seen
Wir sind in Kolwezi, einer alten Bergarbeiterstadt im „Copperbelt“, dem Kupfergürtel, der sich Richtung Osten bis nach Sambia zieht. Schon die belgischen Kolonialherren haben den Boden hier ausgebeutet, der neben Kupfer und Kobalt auch Gold und Uran enthält. Heute betreiben ausländische Konsortien sechs Minen, die einzige, die dem kongolesischen Staat gehört, hat Konkurs angemeldet. Der Abbau ist zunehmend industriell, die chinesischen Betreiber beschäftigten überwiegend eigene Landsleute. Die Arbeitslosigkeit in Kolwezi liegt bei 90 Prozent. Notgedrungen versuchen die Menschen, anders über die Runden zu kommen: Geschätzte 36 000 „Creuseurs“, illegale Gräber, durchsuchen die Abraumhalden nach Kupfer und Kobalt, der Rohstoff, der in Lithium-Ionen-Akkus für Laptops und Smartphones steckt. Mit Spitzhacke und Schaufel graben die Männer Schächte in die künstlichen Hügel und kriechen mit Stirnlampe bis zu 40 Meter tief unter die Erde. Sicherheitsvorkehrungen gibt es keine, fast täglich werden Arbeiter verschüttet, oft ohne dass es überhaupt jemand merkt. Frauen und Kinder stehen barfuß in den künstlichen Seen, die sich durch den Aushub gebildet haben und waschen das Gestein darin aus. Das Wasser ist radioaktiv verseucht. Viele waschen auch ihre Wäsche darin. In Wellblechbaracken direkt vor den Abraumhalden sitzen die Händler – chinesische, libanesische, indische. Sie kaufen den Menschen die wertvollen Mineralien zu Dumpingpreisen ab und versuchen dabei noch, sie übers Ohr zu hauen. Beobachter sind unerwünscht. Wir werden schon am Eingang verscheucht. Im Schnitt verdienen die Gräber 5 Dollar am Tag. Das reicht gerade, um die Familie zu ernähren. Ein Hungerlohn, für Rohstoffe, nach denen die Mobilfunkindustrie giert. |