|
|
18. April 2014
Revolution der Frauen
3.00 Uhr nachts: Ankunft in Teheran. Beim Landeanflug breitet sich ein verschwenderisches Lichtermeer unter uns aus. Teheran, noch vor wenigen Jahrzehnten eine Stadt mit 250 000 Einwohnern, ist heute ein Großraum mit 16 Millionen Menschen. Kurz bevor die Maschine aufsetzt, beginnt im Inneren hektisches Treiben. Die Frauen kramen Kopftücher und Überwürfe heraus, um sich den islamischen Vorschriften entsprechend zu kleiden. Verstohlen schiele ich zu meiner Nachbarin, einer hübschen jungen Iranerin mit schweren Silberohrringen. Sie gibt sich keine Mühe, Schminke und lackierte Fingernägeln zu verbergen und wickelt lässig einen Schal um ihr Haar. Andere ziehen das Kopftuch nur über den Pferdeschwanz und bedecken keinen Millimeter mehr als nötig. Keine Spur von gedeckten Farben und Kleidern, die den weiblichen Körper verhüllen, wie sie der Reiseführer empfiehlt: Stattdessen enge Hosen, taillierte Jacken, pinkfarbene Pumps. Nur die Beamtin an der Passkontrolle trägt einen langen schwarzen Mantel samt Hedschab, dem islamischen Kopftuch, Aber sie lacht und verbreitet gute Laune. Weit und breit kein Sittenwächter, der die Länge der Jacken prüft oder jemanden anherrscht, den Schleier tiefer ins Gesicht zu ziehen. Selbstbewusst und beharrlich weiten die Frauen ihre Grenzen aus. Die Revolution, sagen sie im Iran, beginnt bei ihnen. |