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Magische Steinbrecher im Himalaya
Einer tibetischen Legende nach beendete der große Zauberer Thangtong Gyalpo mit seinen magischen Kräften eine rätselhafte Epidemie, die in der Hauptstadt grassierte. Als ihr in Lhasa schon Hunderte Menschen erlegen waren, fand er die Wurzel des Übels: Unter einem Stein am Stadttor hauste ein mächtiger Dämon. Thangtong zwang den bösen Geist in den Stein, trug diesen zum Marktplatz und zerschlug ihn sodann mit seinem Dolch – dabei vernichtete er den Dämon. Schamanische Denkweisen, der Glaube an Naturgeister und Dämonen leben bis heute im tibetischen Buddhismus fort. Und so gibt es immer noch Magier, die in abgelegenen Tälern des indischen Himalaya das Ritual „Brechen der Steine“ praktizieren, bei dem ein schwerer Stein auf dem Bauch eines Teilnehmers zertrümmert wird. Was die Magier aufführen, ist eine Mischung aus Theaterspiel und einem stundenlangen Ritual, an dessen Ende der rechte Glaube über die bösen Geister siegt.
Von Achim Pohl
Zurück zur Nachrichtenübersicht Juli/August 2020 |