Foto: Hartmut Schwarzbach |
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Pater Dall’Oglio ermordet?
15.08.2013 - Der Ende Juli in Syrien entführte Jesuitenpriester Paolo Dall'Oglio soll nach Angaben von syrischen Menschenrechtlern getötet worden sein. Kämpfer der Terrorgruppe „Islamischer Staat Irak und Levante“ hätten den aus Italien stammenden Jesuiten in einem ihrer Gefängnisse umgebracht, teilte die in London ansässige Organisation Syrian Observatory for Human Rights auf ihrer Facebook-Seite mit. Die Menschenrechtler berufen sich auf die Aussagen von syrischen Aktivisten, die offenbar mit Dall'Oglio in Kontakt standen.
Das italienische Außenministerium äußerte sich zurückhaltend. Die Hinweise müssten „mit extremer Vorsicht aufgenommen werden“. Derzeit gebe es keine Bestätigung für den Tod des Paters, erklärte das Ministerium laut italienischen Medien. Der Vatikan hatte bereits am Montag auf eine Todesnachricht abwiegelnd reagiert. Es gebe „keinerlei diesbezügliche Information“, so Vatikansprecher Ciro Benedettini. Die Kirchenleitung stehe in Kontakt mit der Nuntiatur in Damaskus und mit der Generalkurie des Jesuitenordens in Rom.
Unterdessen forderte das Syrian Observatory for Human Rights die syrische Opposition zu Druck auf die mutmaßlichen Entführer auf, um das Schicksal Dall'Oglios aufzuklären. Falls der Pater tot sei, solle sein Leichnam zurückgegeben werden, damit er „gemäß den Traditionen seiner Kirche und Familie bestattet“ werden könne. Zudem verlangte die Organisation, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen.
Anfang der Woche hatte die arabische Website „Zaman Alwasl“ von einer angeblichen Ermordung Dall'Oglios berichtet und regimetreue Kämpfer dafür verantwortlich gemacht. Der Jesuitenpater hatte in der Vergangenheit den syrischen Machthaber Baschar al-Assad mehrfach kritisiert. Vergangene Woche versuchte das italienische Außenministerium, mit den Entführern zu verhandeln. „Wir arbeiten intensiv daran, ihn nach Hause zu bringen“, sagte Außenministerin Emma Bonino dem italienischen Fernsehsender Rai 1.
Der 58-jährige Dall'Oglio arbeitete seit 30 Jahren in Syrien. Dort setzte er sich besonders für die Ökumene und den christlich-islamischen Dialog ein. Wegen angeblicher Unterstützung von Rebellen wurde er laut Medienberichten im vergangenen Jahr aus Syrien ausgewiesen. Ende Juli war Dall'Oglio verschleppt worden, als er versuchte im Konflikt zwischen dschihadistischen Kämpfern und Kurden zu vermitteln. Dazu war er ins Quartier der Gruppe „Islamischer Staat Irak und Levante“ in Rakka nahe der türkischen Grenze gereist. Papst Franziskus und der Jesuitenorden hatten ihre Besorgnis über das Schicksal Dall'Oglios bekundet und seine Freilassung gefordert. kontinente hatte mehrfach über Paolo Dall’Oglio berichtet – zuletzt Ende 2012, als er sich in einem Interview zur Lage in Syrien äußerte. (fjs/KNA)
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