Foto: HRW |
|
Bernhard Kinvi
Der Menschenretter
Ein gutes Jahr lang wütete in der Zentralafrikanischen Republik bereits ein blutiger Bürgerkrieg, als Pater Bernard Kinvi eine Entscheidung traf: Er würde sein Leben aufs Spiel setzen, um hunderte Leben zu retten, die der Muslime in seiner Stadt.
Anfang 2014 eskalierte der Konflikt zwischen christlichen Anti-Balaka-Milizen und muslimischen Seleka-Rebellen in dem Land, auch in Bossemptele, einer Kleinstadt im Nordwesten. Dort leitet der 32- Jährige aus dem Orden des Heiligen Kamillus ein Krankenhaus, steht einer Kirche und einer Schule vor. Noch im Januar 2014 flohen die Seleka aus der Stadt, die Anti-Balaka-Kämpfer gewannen die Oberhand. Innerhalb kurzer Zeit ermordeten die christlichen Kämpfer 80 muslimische Zivilisten. Unter den Mit- gläubigen brach Panik aus. Viele versuchten zu fliehen, andere versteckten sich im Buschland. Kinvi, ein gebürtiger Togolese, suchte nach Überlebenden, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Und nach Leichen, um diese zu begraben.
Der Respekt vor ihm, dem Kirchenmann, der mit einem langen Gewand und rotem Kreuz darauf durch die Straßen eilte, war groß. Doch Kinvi war sich bewusst, dass er jederzeit von den schwer bewaffneten Milizen getötet werden konnte. Denn dass er den Muslimen half, gefiel den Kämpfern nicht. „Es gab viele Momente der Angst“, schaut er heute zurück. Doch er hatte etwas, das stärker war als seine Angst: „Jesus hat mir gesagt, dass es keine größere Liebe gibt, als sein Leben für diejenigen herzugeben, die man liebt. Ich bin bereit, alles zu tun, um jeden Menschen zu retten, ohne zu unterscheiden, ohne wissen zu wollen, wer er ist oder was er in der Vergangenheit getan hat.“ Teilweise fanden bis zu 1500 Muslime gleichzeitig Unterschlupf im Krankenhaus. Nach und nach schafften Kinvi und seine Gemeinde es, die Schutz- bedürftigen aus der Stadt zu bringen, hinüber nach Kamerun. Kinvi bekam für seinen Einsatz den Menschenrechtspreis von Human Rights Watch.
Von Wiebke Schönherr
|