Die katholische Kirche Zhongding. Foto: KNA |
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Chinesisches Bergdorf Dimaluo durch
Staudammprojekt gefährdet
Oase religiösen Zusammenlebens
21.03.2013 - Dimaluo. Vor dem Abendessen bekreuzigen sich Aluo und seine Familie, und sie murmeln ein Gebet auf Tibetisch. In jedem Zimmer des Holzhauses mit den Hühnern und Schweinen im Garten hängt ein Bild der Jungfrau Maria. Im Esszimmer liegen gleich drei Bibeln, zwei auf Tibetisch und Chinesisch, eine nur auf Chinesisch. Die Aluos sind Tibeter - und zugleich strenggläubige Katholiken.
Im chinesischen Bergdorf Dimaluo, zwei Tagesmärsche von Tibet entfernt, ist das völlig normal. 80 Prozent der über zwölf Gemeinden verstreuten 3.200 Einwohner sind Katholiken. Sonntags gehen sie gleich morgens und nachmittags zum Gottesdienst in die kleine, bunt bemalte Holzkirche aus dem Jahr 1905. "Schon unsere Großeltern waren Katholiken", sagt der Mittdreißiger Aluo.
Dimaluo liegt im schmalen Tal Nujiang, in der Provinz Yunnan in Chinas äußerstem Südwesten. Im Norden wird es vom Autonomen Gebiet Tibet begrenzt, wenige Kilometer westlich liegt Birma. Nur eine einzige Stichstraße führt durch das wilde Tal mit 4.000 Metern Höhenunterschied, durch das sich in unzähligen Schleifen der jadegrüne Fluss Nu windet.
Dank dieser Isolation ist ein kulturell einzigartiger Mikrokosmos entstanden: 22 ethnische Minderheiten leben hier friedlich zusammen und praktizieren verschiedene Religionen - ungestört von der sonst so religionsfeindlichen Kommunistischen Partei Chinas. Katholische und protestantische Missionare machten sich Mitte des 19. Jahrhunderts von Birma aus in das Tal auf.
"Gerade weil es so abgelegen ist, erschien ihnen die schwierige Mission besonders tugendhaft", sagt die chinesische Ethnologin Wu Keping von der Nationalen Universität Singapur, die seit Jahren die Minderheiten in dem Distrikt erforscht. Nach Dimaluo kamen um 1850 erstmals französische Jesuiten, 50 Jahre später Protestanten. Sie haben ganze Arbeit geleistet: Praktisch jedes der kleinen Dörfer hat eine kleine oder größere Kirche. 505 sind es insgesamt.
Der Isolation haben die Christen im Nu-Tal es auch zu verdanken, dass sie nicht in Konflikt mit der KP geraten. Protestantische und katholische Gemeinden werden in China nur toleriert, wenn sie sich jeweils der "Patriotischen Vereinigung" unterwerfen, der staatlich kontrollierten Kirche. "Jaja, wir sind in der Patriotischen Vereinigung. Aber natürlich glauben wir auch dem Papst", sagt Aluo. "Die Kirche aufzuteilen in zwei Arten ist Schwindel; man kann nur einen Glauben haben."
Auch in Dimaluo gibt es viele Parteimitglieder. Im Dorfzentrum weht gleich neben dem Basketballplatz die rote Flagge mit Stern und Sichel vom altrosa gestrichenen Regierungsgebäude: "Aber sie sagen nichts." Mit religiösen Riten, gemeinsamem Singen, Tanzen und Beten wird hier ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen. |