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Zwischen Deutschland und AfrikaPater Frido Pflüger, langjähriger Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) in Deutschland, ist tot.
Der engagierte Pädagoge verbrachte sein Leben in Deutschland und Afrika, an der Seite von
SchülerInnen und Geflüchteten. Am Sonntag verstarb er in Uganda an Corona. |
Fotos: Jesuiten; Kathrin Harms
Frido Pflüger starb am Weltflüchtlingstag in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Der 74-jährige erlag den Folgen einer Covid-Infektion, wie der Jesuitenorden in München mitteilte. Pflüger verbrachte einen Großteil seines Lebens als engagierter Pädagoge in Deutschland. Daneben begleitete er viele Jahre Geflüchtete in Afrika und Asien. Die kontinente-Redaktion trauert um den humorvollen und zupackenden Jesuiten, der sich leidenschaftlich für jene einsetzte, die nirgendwo willkommen sind.
Theologe und Naturwissenschaftler
Pflüger wurde am 18. Februar 1947 in Albbruck bei Waldshut geboren. Nach dem Abitur trat er in den Jesuitenorden ein und studierte Philosophie und Theologie, bevor er eine Stelle am Jesuitenkolleg St. Blasien im Schwarzwald übernahm. 1976 erhielt er die Priesterweihe in München. In dieser Zeit absolvierte er bereits ein zweites Studium der Mathematik und Physik und war danach als Lehrer für Mathematik, Physik und Astronomie in St. Blasien tätig. 1988 wurde er dort stellvertretender Schulleiter. Nach der deutschen Wiedervereinigung half er beim Wiederaufbau des katholischen St. Benno-Gymnasiums in Dresden und leitete die Schule von 1994 bis 2003.
Sein Herz zog ihn jedoch immer wieder an Orte, wo er für den JRS tätig sein konnte. Von 1986 bis 1987 zunächst auf die Philippinen, wo er mit dem Jesuiten-Flüchtlingsdienst vietnamesische Boat-People begleitete. Von 2003 bis 2006 ging Pflüger nach Uganda, wo damals 100.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan gestrandet waren. Von 2008 bis 2012 leitete er als Regionaldirektor den JRS Ostafrika in Kenia, bevor er 2012 nach Deutschland zurückkehrte, um in Berlin die Leitung des JRS Deutschland zu übernehmen.
Wir können voneinander lernen
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Damals berichtete Pflüger im kontinente-Interview, wie anders Menschen in Afrika mit Geflüchteten umgehen. Viele hätten eigene Fluchterfahrungen. „Sie wehren Hilfsbedürftige nicht ab, weil sie nicht wissen, wann sie das nächste Mal vor deren Tür stehen“, machte er deutlich. Er bedauerte die große Scheu der Deutschen, fremde Kulturen aufzunehmen, obwohl sie eine Bereicherung sein könnten. „Leute aus anderen Gebieten der Welt denken anders über die Wirklichkeit. Wir denken immer: Ich denke, also bin ich. In Afrika sagt man: Wir sind zusammen, also bin ich. Wir können voneinander lernen und eine Offenheit für die Weite menschlicher Existenz bekommen.“ |
Seine letzten Jahre verbrachte Frido Pflüger in Afrika, obwohl er gesundheitlich schon angeschlagen war. Die letzten eineinhalb Jahre seien wegen der Corona-Pandemie noch einmal ein besonderer Kraftakt für ihn gewesen, wie der Jesuitenorden mitteilte. Pflügers Flug zurück nach Deutschland war bereits gebucht, als er am 15. Juni wegen Covid-19 ins Krankenhaus in Kampala eingeliefert wurde und schließlich dort verstarb. „Sein Atem hat diese Rückkehr nicht mehr gewollt. So ist seine letzte Aufgabe Uganda geworden“, schreibt der Jesuitenorden in Dankbarkeit. Ein bemerkenswertes Leben eines bemerkenswerten Mannes. (jm)
Jesuiten-Flüchtlingsdienst
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit Refugee Service, JRS) wurde 1980 angesichts der Not vietnamesischer Bootsflüchtlinge gegründet. Nach dem Selbstverständnis des Ordens gehört die Förderung der Gerechtigkeit notwendig zum Dienst am Glauben. Entsprechend diesem Auftrag begleitet der JRS Flüchtlinge und Migranten, kümmert sich um sie wie um Freunde und tritt für ihre Rechte ein. Weltweit ist der JRS in mehr als 50 Ländern tätig. In Deutschland, Österreich und in der Schweiz setzt er sich seit 1995 für Flüchtlinge und Migranten ein, besonders für Menschen in der Abschiebungshaft, Flüchtlinge im Kirchenasyl, Geduldete und Menschen ohne Papiere. Schwerpunkte der Arbeit sind Seelsorge, Rechtshilfe und politische Fürsprache.
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