Sie sind hier: Magazin » Nachrichten 
Crisanta Pérez

Kämp­fer­na­tur: Cri­s­an­ta Pé­r­ez kämpft ge­gen ei­nen der mäch­ti­gen in­ter­na­tio­na­len Berg­bau­kon­zer­ne, Gold­corp. Auch für ih­re Toch­ter Gorr­gi­na. ©: Kep­pe­ler

Wi­der­stand ge­gen Gold­mi­ne

Ih­re Kin­der und die Kin­der ih­rer Ver­wand­ten und Nach­barn lei­den an Haut­aus­schlä­gen: Fol­gen des mit hoch­gif­ti­gen Che­mi­ka­li­en be­trie­be­nen Gold- und Sil­be­r­ab­baus in Agel, im Hoch­land von Gua­te­ma­la. Cri­s­an­ta Pé­r­ez nimmt das nicht hin. Sie kämpft ge­gen die Mi­ne.

Cri­s­an­ta Pé­r­ez ist ei­ne zier­li­che Frau. Vor zwei Jah­ren kapp­te sie ei­ne Stark­strom­lei­tung, die die Mi­ne ver­sorgt, in­dem sie ge­mein­sam mit sie­ben an­de­ren Frau­en ei­nen Strom­mas­ten fäll­te. Über ei­nen Mo­nat lang konn­te der ka­na­di­sche Berg­bau­kon­zern Gold­corp in sei­ner gua­te­mal­te­ki­schen Mi­ne Mar­lin nichts för­dern – ein Ver­lust­ge­schäft. Ge­gen Cri­s­an­ta Pé­r­ez wur­de Haft­be­fehl er­las­sen, mo­na­te­lang ver­steck­te sie sich. Als sie im ver­gan­ge­nen Jahr nach Hau­se zu­rück­kehr­te, um ein Kind zu ge­bä­ren, wur­de sie ver­haf­tet. Der­zeit ist Cri­s­an­ta zwar wie­der auf frei­em Fuß, doch die Be­dro­hung hält an. Zur Feld­ar­beit und zum Holz sam­meln geht sie nie un­be­g­lei­tet. Und nur ganz sel­ten ist sie zu Hau­se bei ih­ren Kin­dern. Doch den Kampf ge­gen die Mi­ne gibt Cri­s­an­ta Pé­r­ez nicht auf. Sie will, dass die Mi­n­en­ge­sell­schaft ih­re Ver­ant­wor­tung für Ge­sund­heits- und Um­welt­schä­den ein­räumt. Und dass die Si­tua­ti­on und die Le­bens­be­din­gun­gen der Men­schen ver­bes­sert wer­den. Vie­le Häu­ser sind durch den Gold- und Sil­be­r­ab­bau ge­schä­d­igt. Brun­nen trock­nen aus und das Vieh, das aus den bei­den Flüs­sen der Ge­gend trinkt, ve­r­en­det. Qu­eck­sil­ber, Zink, Ar­sen, Blei und an­de­re Gift­stof­fe ma­chen auch die Men­schen krank. Um die Haut­krank­hei­ten ih­rer Kin­der zu lin­dern, spa­ren sich die Bau­ern­fa­mi­li­en je­den Quetzal vom Mun­de ab. Cri­s­an­tas Mut­ter Mar­ta Pé­r­ez muss um­ge­rech­net 180 Eu­ro auf­brin­gen, 2000 Quetzal, um Ärz­te und Me­di­ka­men­te zu be­zah­len. Das heißt für ih­re Kin­der im Ge­gen­zug: ein Jahr kei­ne neu­en Schu­he, kei­ne Klei­der, kei­ne Schul­hef­te. Cri­s­an­ta hat­te mit ih­ren Mit­st­rei­te­rin­nen be­reits ge­gen die Grün­dung der Mi­ne pro­tes­tiert. Doch Druck und fal­sche Ver­sp­re­chen hat­ten vie­le Dorf­be­woh­ner da­zu ge­bracht, ihr Land an die Mi­n­en­ge­sell­schaft zu ver­kau­fen. Jetzt kämpft Cri­s­an­ta da­für, dass es an­de­ren Dör­fern nicht so geht. „Ich ra­te je­dem, sein Land nicht an die Mi­ne zu ver­kau­fen, wenn er nicht so en­den will wie wir“, sagt sie. Wenn sie an die Zu­kunft denkt, kom­men der sonst so star­ken Frau die Trä­nen: „Wir wis­sen nicht, was pas­sie­ren wir­d“, sagt sie. „Wir zäh­len nicht. Und das tut weh. Denn wir sind Men­schen, die Ge­füh­le ha­ben.“ Und das Recht, ge­sund und si­cher zu le­ben. (cr/tk/hm)

Gottesdienst in Indien

Volk Got­tes:Die Folg­sam­keit der in­di­schen Lai­en brö­ckelt. ©: De Fra­han/Ar­gos/Agen­tur Fo­cus

Das Er­wa­chen der Lai­en

Zum ers­ten Mal in der Ge­schich­te des in­di­schen Ka­tho­li­zis­mus ver­sam­meln sich die Lai­en zu ei­ner Syno­de. Sie sind die Be­vor­mun­dung und den man­geln­den Re­spekt durch den Kle­rus satt und drän­gen auf ei­ne stär­ke­re Be­tei­li­gung von Frau­en und Män­nern an den Ent­schei­dun­gen und Ak­ti­vi­tä­ten ih­rer Kir­che.

In Rom wird die in­di­sche Kir­che als frucht­ba­re Brut­stät­te hoch ge­schätzt: we­gen der Heer­scha­ren von Neu­pries­tern und Nach­wuchs­non­nen, die sie pro­du­ziert. Über­haupt ha­ben die rund 18 Mil­lio­nen in­di­schen Ka­tho­li­ken den Ruf, ein be­son­ders bra­ver, folg­sa­mer Teil der ka­tho­li­schen Welt­kir­che zu sein. Das scheint sich ge­ra­de zu än­dern. „Das Em­po­wer­ment, die Stär­kung der Lai­en in In­di­en, war bis­lang nur Kos­me­ti­k“, sagt Re­my De­nis, Prä­si­dent der „Ge­samt­in­di­schen Ka­tho­li­schen Uni­on“ (AI­CU), ei­ner von der in­di­schen Bi­schofs­kon­fe­renz an­er­kann­ten Lai­en­ve­r­ei­ni­gung, die die Syno­de vor­be­rei­tet. Die Rol­le der Lai­en be­schrän­ke sich der­zeit auf den Auf­trag, die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on aus­zu­tei­len, wenn da­für ge­ra­de kein Prie ster zur Ver­fü­gung ste­he. Ei­ne ak­ti­ve Teil­nah­me der ka­tho­li­schen Män­ner und Frau­en et­wa in „Fi­nanz­ma­na­ge­ment und Ver­wal­tungs­auf­ga­ben“, wie sie der Rechts­ka­non der Kir­che vor­se­he, sei­en bis­lang igno­riert wor­den, kri­ti­siert De­nis. „Mit der Syno­de wol­len wir das Be­st­re­ben der Lai­en in Gän­ze sicht­bar ma­chen, da­mit wir un­se­re Rol­le als ver­ant­wort­li­cher Teil im Le­ben und Wach­sen der Kir­che wahr­neh­men kön­nen.“ Die Lai­en wer­fen dem Kle­rus der je­wei­li­gen Orts­kir­che man­geln­den Re­spekt ge­gen­über den ka­tho­li­schen Gläu­bi­gen und de­ren Be­vor­mun­dung vor. Die Vi­si­on des Zwei­ten Va­ti­ka­ni­schen Kon­zils als ,Volk Got­tes‘ sei „durch die Be­to­nung der hier­ar­chi­schen Struk­tur der Kir­che ge­wis­ser­ma­ßen ne­giert wor­den und ha­be es ver­ur­sacht, dass die Mehr­heit des Vol­kes Got­tes pas­siv und an der Mis­si­on der Kir­che nicht be­tei­ligt ist“, sch­reibt die in­di­sche Theo­lo­gin Vir­gi­nia Sald­anha im Vor­feld der Syno­de. Und in ei­nem Fra­ge­bo­gen an die Ka­tho­li­ken des Lan­des, den die AI­CU auf dem ge­sam­ten Sub­kon­ti­nent ver­b­rei­te­te, heißt es: „In Zei­ten sich ja­gen­der Schlag­zei­len reicht es nicht aus, sich auf Re­geln und Leit­li­ni­en aus­zu­ru­hen, die vor 50 Jah­ren ge­macht wur­den. Die Kir­che braucht ein neu­es Pfings­ten, ein fri­sches Aus­gie­ßen des Hei­li­gen Geis­tes, ein Heu­tig­wer­den, wie Jo­han­nes Paul XXIII. sag­te.“ Mit dem Fra­ge­bo­gen will das Vor­be­rei­tungs­team den Kennt­nis­stand der in­di­schen Lai­en be­züg­lich ek­k­le­sio­lo­gi­scher und kir­chen­struk­tu­rel­ler Fra­gen er­he­ben, aber auch ih­re Hal tung zu mo­ra­li­schen Fra­gen wie Fa­mi­li­en­pla­nung und Ab­t­rei­bung oder zu so­zio­lo­gi­schen The­men wie Ak­zeptanz von Chris­ten aus der Kas­te der so­ge­nann­ten „Un­be­rühr­ba­ren“ ab­fra­gen. Die Syno­de fin­det vom 10. bis 12. Fe­bruar 2012 in Kal­kut­ta statt. (vb)

Völ­ker­ver­bin­der

Ro­man De­ckert

Ir­gend­wann hat er auf­ge­hört zu zäh­len, wie oft er im Su­dan war. Schon wäh­rend sei­nes Stu­di­ums hat Ro­man De­ckert dort ge­ar­bei­tet. Seit­dem lässt ihn das Land, las­sen ihn vor al­lem die Men­schen nicht mehr los. „Wenn man ein­mal Nil­was­ser ge­trun­ken hat, kommt man im­mer wie­der zu­rück“, zi­tiert er ein su­da­ne­si­sches Sprich­wort. Seit über 15 Jah­ren be­reist der Frie­dens­for­scher des MICT, ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on für Me­dien­ent­wick­lung für den Na­hen Os­ten und Nord­afri­ka, den Su­dan. Und jetzt eben die Su­da­ne – Nord und Süd ha­ben sich in die­sem Jahr ge­t­rennt. Ein Pro­jekt, das De­ckert schon vor zwei Jah­ren an­ge­sto­ßen hat, soll die bei­den Län­der je­doch wei­ter­hin mit­ein­an­der ver­bin­den: die Zeit­schrift „The Ni­les“, Die Ni­le, die ge­mein­sam von süd- und nord­su­da­ne­si­schen Jour­na­lis­ten pro­du­ziert wird. Un­ter dem Mot­to „Der­je­ni­ge ist ein Narr, der sich freut, wenn der Nach­bar in Schwie­rig­kei­ten steck­t“, be­rich­tet das Ma­ga­zin über Hin­ter­grün­de, Men­schen, Po­li­tik und vie­les mehr, was bei­de Län­der des Su­dan in­ter­es­siert. „Den Su­dan kann man nur ver­ste­hen, wenn man über die Lan­des­g­ren­ze schau­t“, sagt De­ckert. Und wie opti­mis­tisch ist er für die Zu­kunft des Su­dan? „Ich ha­be im­mer Opti­mis­mus ge­p­re­dig­t“, sagt er. Aber die neu­en Kämp­fe ma­chen ihm Sor­gen. Den­noch hofft er. „Im Su­dan muss man ein­fach ei­nen lan­gen Atem ha­ben.“ (hm)

Zwangs­ver­hei­ra­tun­gen als Fol­ge des Hun­gers

Durch die Hun­gers­not in Ost­afri­ka steigt die Zahl der Zwangs­ver­hei­ra­tun­gen, et­wa in Ke­nia. Auch wenn Ehe­sch­lie­ßun­gen vor dem 18. Le­bens­jahr ge­setz­lich ver­bo­ten sind, sind Zwangs­ver­hei­ra­tun­gen jun­ger Mäd­chen in Ke­nia noch ei­ne gän­gi­ge Pra­xis. Durch die Hun­ger­ka­tastro­phe neh­men im­mer mehr Fa­mi­li­en ih­re jun­gen Töch­ter aus der Schu­le und ver­hei­ra­ten sie an zum Teil al­te Män­ner. Mit dem Braut­preis ver­su­chen sie dann, den Rest der Fa­mi­lie so lan­ge wie mög­lich zu er­näh­ren. Früh­er wur­de der Braut­preis in Vieh en­trich­tet, doch weil das Vieh durch die Dür­re ve­r­en­det, die auch die Hun­gers­not aus­ge­löst hat, wird die Braut jetzt mit Geld be­zahlt. Vie­le Mäd­chen sind erst neun Jah­re alt, an­de­re 14. Für ei­ne Braut muss der Bräu­ti­gam um­ge­rech­net rund 118 Eu­ro be­zah­len, ist er reich, kann der Preis auf ei­ne Sum­me bis zu 375 Eu­ro stei­gen. Und: Je jün­ger ei­ne Braut ist, um­so höh­er ist der Preis, den die El­tern für sie for­dern kön­nen. Nach An­ga­ben der Ve­r­ein­ten Na­tio­nen be­sucht der­zeit nur noch et­wa je­des fünf­te ke­nia­ni­sche Mäd­chen die Schu­le. Hilf­s­or­ga­ni­sa­tio­nen ver­zeich­nen hun­der­te Fäl­le von Mäd­chen, die sie nicht mehr fin­den kön­nen. Of­fi­zi­ell wur­den die­se als Haus­halts­hil­fe zu Ver­wand­ten ge­ge­ben, doch die meis­ten dürf­ten zwangs­ver­hei­ra­tet wor­den sein, schät­zen die Or­ga­ni­sa­tio­nen. (hm)

Sie sind an kontinente interessiert? Bestellen Sie hier Ihr kostenloses Probeabo.




NEWS
Frau leitet Theologische Fakultät
Maria Neubrand, Missionarin Christi, ist als erste Frau Rektorin an einer deutschen Theologischen Fakultät. Die 55-jährige Professorin für Exegese des Neuen Testaments leitet die kommenden zwei Jahre die Theologische Fakultät Paderborn.

Ehrenpreis für Lebenswerk
Schwester Raphaela Händler, Benediktinermissionarin und missio-Projektpartnerin, wird in der ZDF-Sendung „Ein Herz für Kinder“ mit dem Ehrenpreis 2011 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.

Diskriminierte Christen
Erzbischof Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, hat die Diskriminierung von Christen in Pakistan kritisiert. Viele Benachteiligungen seien in der Islamischen Republik Pakistan gesetzlich verankert.

PROBEHEFT BESTELLEN
Entdecken Sie mit kontinente die ganze Welt in einem Magazin!
Hier Probeheft bestellen.

WORTWECHSEL
Was meinen Sie?
Gen-Reis - Segen oder Fluch?

ONLINE-UMFRAGE
Ihre Meinung ist uns wichtig!

UM GOTTES WILLEN
Die neue Internetdoku von kontinente
Ab ins Kloster. Auf Familie und Karriere verzichten: Vier junge Menschen aus vier verschiedenen Erdteilen verraten, was sie an einem Gott geweihten Leben reizt. Verfolgen Sie ihren Aufbruch ins Ordensleben hier.

Presse  |  Sitemap  |  Impressum