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Chamseddine Marzoug
Respekt für die Ertrunkenen
Vielleicht werden sie eines Tages ihren Namen zurück bekommen? Das hofft der Tunesier Chamseddine Marzoug, der sich einer großen Aufgabe verpflichtet fühlt: Über zehn Jahre ist der 52-Jährige beinahe täglich am Strand von Zarzis unterwegs, um den angeschwemmten toten Flüchtlingen das letzte bisschen Respekt und Würde wiederzugeben, das sie auf ihrer hoffnungsvoll begonnenen Reise von Libyen nach Europa verloren haben.
Unterstützt von der Garde Nationale Maritime, der Hilfsorganisation Roter Halbmond und einigen anderen Freiwilligen aus Zarzis säubert er die Toten so gut es geht am Strand. Berührungsängste kennt er schon lange nicht mehr. Er sucht die Körper ab nach Identifizierungsmerkmalen: Narben, Tattoos oder eher selten Ringe. Er nimmt Haarproben, einen Zahn. Alles für eine künftige Kartei. „Irgendwo wartet doch jemand auf ein Lebenszeichen“, sagt Chamseddine.
Ganz am Ende der städtischen Mülldeponie liegt die kleine Sandfläche, auf der schon etwa 300 Namenlose begraben sind. Eingepackt in schwarze Plastiksäcke. Schmucklos. Nicht identifiziert.
Von Gudrun Petersen
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