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Der puppenspielende Franziskaner
„Bei uns kann man lachen, aber auch leise weinen“
Bruder Wolfgang Mauritz, 66, ist Oberer des Franziskanerklosters in Vossenack/Eifel und leitet das Marionettentheater „De Strippkes Trekker“. Hier erzählt er von seiner Leidenschaft als Puppenspieler.
Ich bin ein franziskanischer Puppenspieler und puppenspielender Franziskaner. Marionetten faszinieren mich, weil da eine ganze Figur ist: Sie ist von Kopf bis Fuß da. Gleichzeitig ist es die Puppe, die am schwierigsten zu spielen ist. Man muss an vielen Strippen ziehen und mit dem Spielkreuz die Figur von oben bedienen. Die Fäden schaffen eine gewisse Distanz, man kann nur darüber Kontakt halten.
Ich habe schon als Kind Puppen für meine jüngeren Geschwister gebaut. Als Präfekt, also Erzieher im Ordens-Internat, wollte ich für die Jungs in der Unterstufe ein Freizeitangebot machen. Also habe ich meine erste Marionette gebaut: Ambrosius Kurzweil, ein Theaterdirektor. Mein damaliger Ordensob rer hat dann zu mir gesagt: Mach was draus! So was darf man mir nicht sagen, dann mache ich was draus!
Also habe ich angefangen, mit einer Gruppe von Jungs im Internat Marionetten zu bauen. Ein Mitbruder hat die Bühne geschreinert. Durch die Jungs kam Publikum, so hatten wir von An- fang an Erfolg. 1985 haben wir „Der kleine Prinz“ aufgeführt. Das ist unser Erfolgsstück bis auf den heutigen Tag, wir spielen es immer noch. Im Repertoire sind auch „Dr. Faust“, biblische Geschichten und seit 2013 auch das Leben des Franz von Assisi.
In diesem Stück spreche ich den Vater von Franz. Außerdem spiele ich den „kleinen Prinzen“, seit wir ihn im Programm haben. Jede Puppe braucht zwei Personen – einen Spieler und einen Sprecher. Weil man ja mit dem Spielkreuz in der Hand nach unten schaut, geht die Sprache in die Bühne, nicht ins Publikum. Das klingt nicht gut.
Wenn mich die Puppen das erste Mal anblicken - ein tolles Gefühl
Mit 56 Plätzen ist unser Theater sehr klein, die Zuschauer sitzen mehr oder weniger auf der Bühne. Nach der Vorstellung zeigen wir gern, wie es dahinter aussieht. Die Leute sind immer ganz fasziniert, wie klein das alles ist.
Wir machen übrigens alles selbst. Wir gestalten die Bühne und komponieren auch unsere eigene Musik. Für die Marionetten modellieren wir die Gesichter, wir bauen den Körper und schnüren sie auch selbst auf. Es dauert viele Stunden, bis so eine Puppe fertig ist. Wenn ich die Augen anmale und die mich dann zum ersten Mal anblicken – spannend! Wenn das Gesicht lebendig wird, hat das für mich was von Schöpfung.
Wir haben es geschafft, Figurentheater für Erwachsene erfahrbar zu machen. Wir, das ist ein Ensemble von 15 Menschen, der Jüngste ist gerade zwölf, der Älteste bin ich. Bei den „Strippkes Trekkern“ spielen ehemalige Schüler, jetzige Schüler und Leute, die Spaß am Puppenspiel haben. Wir machen das seit 42 Jahren, inzwischen sind wir semi-professionell.
Mit jedem Stück bringen wir etwas rüber, aber wir wollen nicht verkündigen. Wir möchten Menschen – jung und alt – Freude und Leichtigkeit schenken. Bei uns kann man lachen, aber auch leise weinen. Wenn wir frohe Leute nach Hause schicken, ist das Verkündigung genug, finde ich.
Aufgezeichnet von Christina Brunner
Zurücl zur Nachrichtenübersicht März/April 2023
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