Priester und HeilerPater Jude Okeke ist Priester in der Demokratischen Republik Kongo. Als der Spiritaner in ein
abgelegenes Gebiet geschickt wird, das von jeglicher Gesundheitsversorgung abgeschnitten
ist, beginnt er den Menschen vor Ort auch als Heiler zur Seite zu stehen. |
Meine Arbeit als Heiler begann schon, als ich Theologiestudent in Nigeria war. Einer der Theologieprofessoren, ein bekannter Naturheilkundler, sagte zu uns: „Als Spiritaner werdet ihr in Gebiete geschickt, wo es keine Krankenhäuser, keine Kirchen, keine Schulen gibt, wo ihr fast alles für die Menschen sein werdet: Priester, Heiler und Lehrer. Kranke Menschen werden kommen, und ihr werdet weder Medikamente noch Geld haben, um sie zu behandeln. Wenn ihr heilende Pflanzen kennt und die Kranken mit euch beten und gesund werden, habt ihr ihnen das ganze Evangelium über die Liebe Gottes verkündet.“
Ich erkannte, wie recht er hatte, als ich mein Missionsgebiet in einer abgelegenen Zone des Landes übernahm. Zehn Jahre lang arbeitete ich bei armen Dorfbewohnern und Pygmäen. In dieser Gegend, weit weg von der Hauptstadt, gab es kein richtiges Krankenhaus, nur eine Apotheke mit Krankenschwestern. Medikamente waren schwer zu bekommen. Ich suchte in der Natur nach Heilpflanzen und begann mit der Phytotherapie, um den Kranken zu helfen. Manchmal nutzte ich in der Sonntagsmesse einige Minuten der Predigt, um von Gott zu erzählen, der sich um unsere Krankheiten kümmert und sie heilt.
Jeder Kranke bekam sein Mittel
Unsere Pfarrei hat 30 Außenstationen, ich besuchte sie einmal im Jahr. In jeder Außenstation rief ich alle zusammen und erzählte von der Bedeutung der Pflanzen für die Behandlung von Krankheiten, bereitete Medikamente mit den Dorfbewohnern zu, und jeder Kranke bekam sein Mittel. Dieser Besuch war immer eine wichtige Begegnung mit den Gläubigen, den Kranken und mir. Durch diese Art der Seelsorge entwickeln die Menschen eine neue Aufmerksamkeit für Gott und die Kirche. Alle meine Katechisten haben Grundkenntnisse, wie man Heilpflanzen erkennt und sie einsetzt. So können sie die Kranken in ihren Dörfern behandeln. Bis heute stellen wir alle Medikamente mit der Hand her.
Seit 2016 pflanze ich auch Artemisia zur Behandlung von Malaria. Um den Anbau und die Verwendung von Artemisia und anderen Pflanzen zur Bekämpfung von Malaria zu fördern, habe ich eine Gruppe gegründet: „Katholische Aktion gegen Malaria“. Regelmäßig organisieren wir in den Dörfern Seminare zum Kampf gegen die Mücken. Meine Erfahrung aus all den Jahren als Missionar und Heiler ist: Wenn der Körper gesund ist, folgt die Seele. Bei Krankheit sehen wir immer Traurigkeit und Ängste als Begleiter.
Eine medizinische Beratung ist für mich nie der Anlass, um „Kirche“ zu predigen, sondern die Liebe Gottes zu allen Menschen. Meine Arbeit deckt zwei wichtige Bereiche im Leben ab: den geistlichen und den leiblichen. Die Menschen kommen zu mir, weil ich ein Priester-Heilpraktiker bin. Weil ich Priester bin, haben die Menschen keine Angst, sich zu öffnen und ihre Nöte zu besprechen. Und ich weiß: Den Kranken geduldig zuzuhören ist der Anfang für eine erfolgreiche Therapie.
Aufgezeichnet von Christina Brunner; Fotos: Armand Blaise Balembonkazi

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Zur Person
Pater Jude Okeke, 46, ist Spiritaner und Priester in der Demokratischen Republik Kongo. Seit 15 Jahren arbeitet er als Pflanzenheilkundler und heilt Menschen, die keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben. |
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