Geniale Idee: Massoud Hassani hat ein besonderes Minensuchgerät entwickelt.
Foto: Benjamin Bidder |
|
Massoud Hassani
Wie eine gigantische Pusteblume
Massoud Hassani kennt den Krieg seit seiner Kindheit in Afghanistan. Und er kennt das, was oft nach dem Krieg übrig bleibt – unzählige Minen, die Menschen töten oder verstümmeln. Der 29-jährige Designer hat deshalb ein neuartiges Minensuchgerät entwickelt.
Als kleiner Junge baute Massoud Hassani mit seinem Bruder in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul Bälle aus Stöcken zusammen. Die Brüder ließen sie vom Wind durch die Steppe wehen, liefen hinterher, machten Wettrennen. Doch häufig blies der Wind so stark, dass die Bälle in für sie unerreichte Gebiete rollten – in vermintes Land. Fast 20 Jahre später nutzte Hassani das Prinzip dieser Bälle, um den sogenannten „Mine Kafon“ zu bauen, sein Studienabschlussprojekt an der Design-Akademie in Eindhoven, wo er mittlerweile lebt. Der „Mine Kafon“ (Kafon ist Dari, das afghanische Persisch, und bedeutet Explosion) sieht aus wie eine gigantische Pusteblume. Er besteht aus Bambusstangen, Gummi, Kunststoff und Metall und wiegt etwa 80 Kilogramm – leicht genug, um vom Wind über Minenfelder getrieben zu werden und schwer genug, um Personenminen zur Explosion zu bringen und so unschädlich zu machen. In der Minensuchkugel befindet sich ein GPS-Empfänger, sodass man ihre Wege nachvollziehen kann.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als 110 Millionen Landminen in 78 Ländern im Boden versteckt sind. Allein in Afghanistan liegen noch zehn Millionen dieser Sprengkörper. Jährlich sterben aufgrund von Minen laut UNO mehr als 4000 Menschen. Minen zu räumen ist bislang aufwendig und teuer. Im Schnitt kostet das etwa 1000 Euro pro Stück. Außerdem werden Minenräumer häufig verletzt oder getötet. Der „Mine Kafon“ hingegen würde nur 40 Euro pro Exemplar kosten. Gesteuert vom Wind, bringt er keine Menschen in Gefahr. Auch der Räumdienst der niederländischen Armee ist mittlerweile auf die Minenkugel aufmerksam geworden. Trotz einiger Schwächen – sie ist für die Räumung von Panzerminen zu leicht und nicht steuerbar – könnte sie laut Experten für die Identifizierung von Minenfeldern eingesetzt werden. Hassani sammelt Spendengelder und sucht Firmen, damit seine Erfindung in Serie produziert wird. Außerdem präsentiert er die Minenkugel noch bis Januar 2014 im New Yorker Museum of Modern Art einem internationalen Publikum. Der Designer freut sich über den Erfolg. „Das Wichtigste ist, dass es eine Debatte gibt: über Minen und darüber, was sie anrichten“, sagt er. (no)
|