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„Der Papst lebt, was er pre­digt.“

Star­re­gis­seur Wim Wen­ders hat ei­nen Film mit Papst Fran­zis­kus ge­dreht. Er be­kam kei­ner­lei Vor­ga­ben,
statt­des­sen frei­en Zu­gang zu den Ar­chi­ven der Ku­rie. Die­ser Film, meint Wen­ders, ha­be ihm Mut ge­macht.

Herr Wen­ders, wie ha­ben Sie den Papst er­lebt? Was war un­er­war­tet?
Zum Bei­spiel sei­ne an­ste­cken­de, pos­ti­vie En­er­gie, die er stän­dig an den Tag ge­legt hat. Oder wie ernst er die Dreh­ar­bei­ten ge­nom­men hat. Er war voll und ganz da, oh­ne ein Te­le­fon oder je­man­den, der auf die Uhr ge­schaut hät­te. Er hat kei­ne Fra­ge ge­scheut und im­mer spon­tan und di­rekt ge­ant­wor­tet, oh­ne zu zö­gern. Und er hat je­den am Set – ob Büh­nen­ar­bei­ter oder Elek­tri­ker – ge­n­au­so be­grüßt wie den Pro­du­zen­ten oder den Re­gis­seur. Für ihn ist die Idee, dass al­le Men­schen gleich sind, Wir­k­lich­keit, das merkt man. Als wir im Park ge­dreht ha­ben, hat er sich aus ei­nem Fiat Pan­da her­aus­ge­schält. Klei­ner geht’s kaum. Er meint es ernst, wenn er sagt: „Wir könn­ten al­le mit we­ni­ger aus­kom­men.“ Er gibt da­für ein Bei­spiel nach dem an­de­ren.

Sie ha­ben Rei­sen ein­mal ei­ne Me­ta­pher für das Le­ben ge­nannt. In Ih­rem Film spie­len die Rei­sen von Papst Fran­zis­kus ei­ne gro­ße Rol­le. Was ist die Bot­schaft?
In die­sem Fall ist die Bot­schaft nicht das Rei­sen, son­dern wer da reist – und wie. Po­li­ti­ker rei­sen zu Staats­be­su­chen, sie se­hen sich un­te­r­ein­an­der, und das war es dann. Der Papst ist der ein­zi­ge Mensch, der zwar auch Staats­ober­häup­ter trifft, aber dann in dem Land, das er be­sucht, auch in Ge­fäng­nis­se geht, in Kran­ken­häu­ser, Flücht­lings­la­ger, in die Sl­ums. Kein an­de­rer macht sol­che Rei­sen und geht übe­rall auch da­hin, wo es weh­tut.

Wel­che The­men und Fra­gen wa­ren Ih­nen wich­tig?
Ich ha­be in vier lan­gen In­ter­views von je gut zwei Stun­den ins­ge­s­amt 55 Fra­gen stel­len kön­nen. Da wa­ren so ziem­lich al­le The­men da­bei, die man sich vor­s­tel­len kann. Das Schwie­ri­ge war eher, ei­ne Dra­ma­tur­gie da­für zu fin­den. Die Zu­schau­er sol­len den Wor­ten des Paps­tes ja oh­ne An­st­ren­gung fol­gen kön­nen und wä­ren mit mehr als 90 Mi­nu­ten sch­nell über­for­dert. Da sind ei­ni­ge Sa­chen durch den Rost ge­fal­len. In 90 Mi­nu­ten kann man nicht über al­les re­den.

Mei­nen Sie, der Film hilft, die Po­si­ti­on des Paps­tes zu stär­ken?
Ich hof­fe. Papst Fran­zis­kus hat zwar auch Ge­gen­wind im kon­ser­va­ti­ven Teil der Kir­che, aber vor al­lem sehr vie­le Men­schen auf der Welt hin­ter sich, die gro­ße Hoff­nun­gen in ihn set­zen. Er ist ein gro­ßer Kom­mu­ni­ka­tor und hat ei­ne herz­li­che, di­rek­te Be­zie­hung zu Men­schen. Dass er sich mit die­sem Film
di­rekt an die Men­schen wen­den kön­ne, war für mich die er­klär­te Funk­ti­on des Films. Des­we­gen schaut er je­dem Zu­schau­er di­rekt in die Au­gen. Die­ses Pri­vi­leg woll­te ich un­be­dingt tei­len.

Ein Ele­ment sind Sze­nen aus dem Le­ben des hei­li­gen Fran­zis­kus. Wel­che Idee steckt da­hin­ter?
Wenn sich je­mand Fran­zis­kus nennt, und dies zum ers­ten Mal in der Ge­schich­te der Päps­te, hat das Kon­se­qu­en­zen. Das hat sich vor ihm nie­mand ge­traut. Der hei­li­ge Franz von As­si­si war ein Re­vo­lu­tio­när, ein Er­neue­rer, wie es sie in der Ge­schich­te der Kir­che und der Mensch­heit nur ganz we­ni­ge ge­ge­ben hat. Sein Na­me steht für ra­di­ka­le So­li­da­ri­tät mit den Ar­men und Aus­ge­sto­ße­nen, für ein neu­es Ver­hält­nis zur Na­tur und für Frie­den zwi­schen den Re­li­gio­nen: Al­les not­wen­di­ger denn je. Sich zu die­sem Na­men zu be­ken­nen heißt, die­ses Pro­gramm in die heu­ti­ge Zeit zu über­tra­gen.

Warum die Um­set­zung in his­to­ri­sie­ren­den Schwarz-Weiß-Bil­dern?
Weil wir die Zeit in der Tat 800 Jah­re zu­rück­dre­hen, um zu zei­gen, dass vie­le Pro­b­le­me, die wir heu­te ha­ben, nicht neu sind. Und dass es ein­mal je­man­den gab, der Ant­wor­ten dar­auf hat­te.

Sie stel­len den Papst sehr po­si­tiv dar. Ist Ihr Film Hof­ma­le­rei?
Wie vie­le Men­schen ken­nen Sie auf die­sem Pla­ne­ten, de­nen die Welt zu­hört? Wie vie­le „World Lea­der“, de­nen man noch ei­ne mo­ra­li­sche Au­to­ri­tät zu­bil­li­gen mag? Be­grif­fe wie Wahr­heit sind zu ei­ner Far­ce ge­wor­den im Zei­tal­ter von Fa­ke News. Und dann gibt es da ei­nen, der kei­ne In­du­s­trie hin­ter sich hat, kei­ne Par­tei und kein an­de­res „Pro­gram­m“ als das Wohl al­ler Men­schen – und dem man das glaubt. Ich wüß­te nicht, wie ich die­sen großar­ti­gen Mann ne­ga­tiv oder kri­tisch dar­s­tel­len könn­te. Ich bin kein in­ves­ti­ga­ti­ver Jour­na­list. Ich ma­che Fil­me über Men­schen, die ich lie­be und de­ren Bot­schaft oder Kunst ich mit an­de­ren tei­len will – sie­he „Bue­na Vis­ta So­cial Clu­b“, „Pina“ oder „Das Salz der Er­de“. Da las­se ich das mit der Hof­ma­le-rei ein­fach mal als Kom­p­li­ment ste­hen.

Ist der Papst ein spi­ri­tu­el­ler oder eher ein po­li­tisch star­ker Mensch?
Er trennt das ei­ne nicht vom an­de­ren, und das ist sei­ne Stär­ke. Er sagt im Film auch: Die Kir­che ist nichts an­de­res als ei­ne NGO (Nicht­re­gie­rung­s­or­ga­ni­sa­ti­on, Anm. der Red.), wenn sie sich et­was
dar­auf ein­bil­det, Macht oder Reich­tum zu be­sit­zen. Dann ist Chris­tus in ihr nicht le­ben­dig.

Woran glau­ben Sie selbst?
Ich glau­be an ei­nen freund­li­chen Gott, der uns sieht und der uns so liebt, dass er uns al­le Frei­heit ge­ge­ben hat – so­wohl fürch­ter­li­che Sa­chen an­zu­s­tel­len als auch, sie wie­der zu be­rich­ti­gen.

Kann man das in Deut­sch­land öf­f­ent­lich zu­ge­ben?
Warum nicht? Ich fin­de es gut, wenn Leu­te zu dem ste­hen, was sie glau­ben. Ich ha­be 15 Jah­re in Ame­ri­ka ge­lebt, wo kein Mensch ein Pro­b­lem da­mit hat zu sa­gen, „Ich bin Christ oder Ju­de oder Mos­lem“. In Deut­sch­land ist das auf merk­wür­di­ge Art ver­pönt. Ei­ne Par­tei, die „christ­li­ch“ im Na­men hat, muss des­we­gen nichts Christ­li­ches mehr im Sinn ha­ben. Das ist in Deut­sch­land al­les ein bis­schen ver­dreht.

Im Ih­rem Film geht es auch um die Zeit. Was be­deu­ten Tod und Ver­gäng­lich­keit für Sie?
Es ist ja bei vie­len Din­gen im Le­ben so, dass man da­von nicht re­den kann, wenn man da­von nichts weiß. Wie will je­mand von Nähe zwi­schen Men­schen re­den, der nicht in der La­ge ist, Ein­sam­keit aus­zu­hal­ten? Wie will er Zwei­sam­keit dann gut le­ben? Mit dem Tod ist es ähn­lich. Wir ster­ben al­le, aber tun so, als wä­ren wir uns­terb­lich. Die Ver­herr­li­chung der Ju­gend hat uns da­zu ge­bracht, den Tod mehr oder we­ni­ger zu ver­leug­nen oder zu ver­drän­gen. Ich glau­be, je­der Mensch, der mit dem Tod im Rei­nen ist, kann bes­ser le­ben­dig sein.

Hat der Film mit dem Papst Sie ka­tho­li­scher ge­macht?
Ich bin ka­tho­lisch auf­ge­wach­sen, mit ei­ner Pro­te­s­tan­tin ver­hei­ra­tet, war in Ame­ri­ka in ei­ner pres­by­te­ria­ni­schen Ge­mein­de und tei­le mei­ne Kir­chen­be­su­che heu­te zwi­schen ka­tho­lisch und evan­ge­lisch auf. Die­ser Film hat mich in vie­ler­lei Hin­sicht be­flü­gelt und mir auch Mut ge­macht, öku­me­ni­scher zu sein.

In­ter­view: Bea­trix Gram­lich; Fo­to: UPI Me­dia

Zu­rück zur Nach­rich­ten­über­sicht Ju­li/Au­gust 2018




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