Anbeterinnen des Blutes Christi Die Seiten Ihrer Ordensgemeinschaft Missionare vom kostbaren Blut in kontinente 05-2016 Wo kämen wir hin... „Wo kämen wir hin?“, fragt Kurt Marti in einem Gedicht. Wo kämen wir hin, wenn wir uns nicht neuen Aufgaben stellen würden? Neue Aufgaben Im August 1993 konnten Sr. Kornelia Schmid und Sr. Ermelinde Kräutler in Dornbirn/Vorarlberg eine neue Gemeinschaft starten. Wie so oft in der Geschichte haben Notsituationen, in diesem Fall Priestermangel, Veränderung bewirkt. Es mussten in der Stadtpfarre neue Wege gesucht werden. Der Pfarrer war der einzige Priester am Ort. Ein Umdenken der Bevölkerung war angesagt. Wir zwei Schwestern ASC zogen in eine Pfarrwohnung mitten in der Stadt und freuten uns, ganz nahe an der Basis leben zu können. tätig. Lektorinnendienst, Kommunionhelferinnen, Vorbereitung von Gottesdiensten für Frauen, Besuche von Betagten und manche Dienste für unseren Pfarrer. Liebe Leserinnen und Leser! Salz der Erde, Licht der Welt oder Sauerteig – Jesus verwendet viele Bilder, um allen, die zu ihm gehören wollen, zu sagen, dass sie eine Mission haben. Jetzt im Herbst richtet sich der Blick auf Mission und Weltmission. Der Blick braucht aber nicht so weit weg zu gehen. Als Christen sind wir in unsere alltägliche Welt gesandt. Handeln und unterlassen hier bei uns hat ja fast direkte Folgen für alle in unserer globalisierten Welt. Christsein heute heißt nicht auf eine bestimmte Art und Weise religiös sein, sich als Sünder oder Büßer oder Heiliger zu verstehen. Nicht das religiöse Tun macht den Christen, sondern die liebende Teilnahme an Gottes Leiden im weltlichen Leben. Erfahrungsberichte und Anregungen zum Nachdenken wollen uns durch diese beiden Monate begleiten. Ich grüße Sie und Euch ganz herzlich aus Neuenheerse Pater Michael Wo sind die Freuden, die Herausforderungen heute? Nach so vielen Jahren ist es für uns eine Freude, mitzuerleben, wie manches, für das wir uns eingesetzt haben, weiterlebt und sich entwickelt. Wir haben viel Herzblut in unseren Dienst an den Menschen hineingegeben. Herausforderungen heute sind, dass die einfachen Dienste, die wir noch bewältigen können, so wertvoll sind wie die in den jüngeren Jahren. Was waren unsere Aufgaben? Sr. Ermelinde wurde als Pastoralassistentin eingesetzt: Verkündigung des Wortes Gottes, Bibelarbeit, Beerdigungen und einiges mehr. Sr. Kornelia, von Beruf Krankenschwester, verfügt über viel Einfühlungsvermögen für Alte und Kranke und betreute viele Menschen in der Stadt, brachte ihnen die Kommunion und nahm sich Zeit für Gespräche. Mit ihrer frohen Art bringt sie bis heute viel Freude zu den Menschen und kann auf Fragen antworten, welche die Leute beschäftigen. Nebenbei gestaltete sie unseren Haushalt gastfreundlich. Rückblickend können wir sagen, dass die 23 Jahre hier in Dornbirn eine reiche und erfüllte Zeit waren und dass wir zum Stadtbild gehören. Wie verstehen wir jetzt unsere Sendung als ASC? Wir begegnen so vielen Menschen, die ein Leid tragen, sei es Krankheit, Familienprobleme, Scheidung nach vielen Jahren Ehe, nicht vergeben können, ein Gottesbild von einem nur strafenden Gott in sich tragen… Durch Zuhören und durch unseren persönlichen Glauben an die Barmherzigkeit Gottes, seine verzeihende Liebe, können wir manche Last erleichtern, erlösend und befreiend wirken. Für Sr. Ermelinde hat sich hier in Dornbirn ein Weg eröffnet, der schon viele Jahre in ihrem Herzen lebte. Für Sr. Kornelia haben sich in ihrem Pensionsalter neue Wege aufgetan, die sie mit viel Liebe und Engagement gegangen ist. So können wir bis heute täglich erfahren, was Kurt Marti fragt: „Wo wären wir hingekommen, wenn wir nicht gegangen wären?“ Sr. Ermelinde Kräutler, ASC Sr. Kornelia Schmid, ASC Ein Team Seit 1993 betreuen Sr. Ermelinde und Sr. Kornelia die Stadtpfarrei in Dornbirn. Die Dienste sind weniger geworden. Wir sind in der Pfarre ehrenamtlich ASC-CPPS 5-2016 Foto: ASC Wie ist es heute? I ASC INTERN Geistige Heimat gefunden Doch unsere Angst vor zeitlicher und inhaltlicher Überforderung hindert uns daran, uns aktiver einzubringen. Das Bekenntnis zu aktiver Mitgestaltung erfordert den Verzicht auf persönliche Freiräume, die für viele Eltern ohnehin schon als knappes Gut erscheinen. Ein Prozess der Annäherung Auch wir spüren diesen Konflikt; und bewundern dabei die Generationen vor uns, die das geschafft haben. Zusammen arbeiten wir ungefähr 75 Wochenstunden, die Kinder sind gut in einem Kindergarten versorgt, wir wohnen in der Stadtmitte und können beinahe alle Wege zu Fuß erledigen. So ist der Alltag für uns ohne größere Probleme zu meistern. Doch noch haben wir den Schritt hin zu einer festen Bindung dieser Zeit an unsere Gemeinde nicht getan. Wir sind gespannt, wie sich dies für uns weiter entwickeln wird. Wir haben einige Zeit gebraucht, uns in das regelmäßige Gemeindeleben hinein zu begeben. Es war für uns ein Prozess der (Wieder-)Annäherung an eine Gemeinschaft, die nicht in unserem Lebensmittelpunkt stand, so wie sie der Gesellschaft im Allgemeinen aus dem Blick geraten ist. Mit Sesshaftwerdung und Familiengründung nahm dies aber Gestalt an und mün- Erfurt ist eine beschauliche Stadt in der Mitte Deutschlands. Früher war dieser Landstrich Teil der DDR. Die Kirche gehörte hier zu den gesellschaftlichen Gruppen, die den friedlichen Wechsel des politischen Systems erstritten. Wir waren damals Jugendliche und gehörten zu der mitlaufenden, staunenden Volksmenge, die den Einzug der neuen Freiheiten bejubelte. Für das eigene Leben ergaben sich damals unerwartete Perspektiven. 25 Jahre später sind wir Teil der sogenannten bürgerlichen Mitte in einem der reichsten Länder der Welt: Studiert, berufstätig, verheiratet, zwei Kinder – Angehörige der katholischen und evangelischen Kirche. Hier in Thüringen haben 40 Jahre atheistische Staats- und Bildungsdoktrin nachhaltig gewirkt: Weniger als ein Drittel der Thüringer gehören einer christlichen Kirche an; Tendenz fallend. Dabei ist die Kirche in Erfurt präsent und aktiv. Allein die zahlreichen Kirchenbauten fallen ins Auge. Daneben gibt es viele Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Kinder-, Jugend- und Altenheime, Beratungs- und Hilfsangebote in kirchlicher Trägerschaft. Die Kirche meldet sich zu Wort, sie bietet regelmäßige Friedensgebete, gehört zu den Organisatoren von Demonstrationen, sie bereichert das kulturelle Leben der Stadt, organisiert Flüchtlingshilfe und anderes mehr. So wird Kirche in Erfurt immer wieder öffentlich wahrgenommen. Familie Jacob Die Eltern Ulrike und Martin mit den Kindern Johanna und Ludwig. Religion ist Privatsache Religiosität aber bleibt Privatsache. Und Glaubensfragen oder Probleme des Gemeindelebens sind für uns nur selten Gegenstand eines Gespräches unter Freunden oder Kollegen. In den allermeisten Runden müssen wir mit höflichem Desinteresse rechnen, wollten wir über Gottesdienst, Gebet oder Ähnliches sprechen. So selbstverständlich die tragende soziale Rolle der Institution Kirche anerkannt wird, so selbstverständlich wird der spirituelle Gehalt ihrer Botschaft übersehen. In unserer Innenstadtgemeinde sind an gewöhnlichen Sonntagen etwa 30 Gottesdienst-Besucher zu zählen. Die Organisatoren des Kindergottesdienstes bitten um Unterstützung. Sehenswert Der Fischmarkt in Erfurt. II ASC-CPPS 5-2016 Fotos: Jacob; KNA-Bild dete in die Taufe meiner Frau und der Kinder. Die beiden Kinder besuchten einen katholischen Kindergarten und mit etwas Glück erhielt unsere Tochter einen der Plätze an der evangelischen Grundschule. Vielleicht wird die Schule zu unserer zweiten Gemeinde für einige Jahre, bis die Ansprüche an uns Eltern mit älter werdenden Kindern sich wieder verschieben. Auf unserem religiösen Weg begleiten uns seit einigen Jahren die Schwestern des Klosters St. Elisabeth in Schaan. Wir sind Teil der Gruppe „Roter Faden“, die sich regelmäßig in Schaan trifft. Zu ihr gehören jüngere Erwachsene, die die Gemeinschaft der Schwestern und ihre den Menschen zugewandte Spiritualität schätzen. So bietet sich für uns die Möglichkeit, Glaubens- und Lebensfragen zu diskutieren. Die Schaaner Schwestern sind für uns ein fester Ankerpunkt geworden. Auch unsere Kinder spüren das und nehmen gern den langen Weg zu den Schwestern in Kauf. Wir haben in Schaan eine zweite Heimat gefunden. Vielleicht engagieren wir uns deshalb in unserer Gemeinde in Erfurt weniger. Wir sind gespannt auf unsere Zukunft und freuen uns darauf, diese mit unseren Kindern und den Freunden in Erfurt und Schaan gemeinsam zu entdecken. Ulrike und Martin Jacob Eine Bibelstelle, die mich anspricht Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln. (LK 8,21) » Kleinod Wunderschöne Fachwerkfassaden gibt es an der Krämerbrücke in Erfurt zu bewundern. „Jesus ist verrückt!“ – So sieht es jedenfalls seine Familie. Lukas beschreibt, dass Jesu Mutter und seine Verwandten ihn darum zurückholen wollen. Und das Unternehmen bleibt erfolglos (Lk, 8,19-21). Familienkonflikte gehören zu unserem Alltag. Es ist für uns heute nichts Besonderes, wenn Familien zerbrechen, Ehepartner sich trennen oder Kinder ihre Eltern verlassen. Für uns heute ist Familie irgendwie nicht mehr automatisch der Platz, den man nicht verlässt. Menschen schlagen neue Wege ein, um sich von Zwängen zu befreien, suchen Selbstverwirklichung, Karriere oder Erfolg und müssen mobil sein oder wollen Konflikten aus dem Weg gehen und nur unter Gleichgesinnten sein. Aussteigen ist heute möglich und alles andere als ungewöhnlich. Zugehörigkeiten zu einer Gruppe oder sozialem Verband sind wichtig, aber können wechseln. Zur Zeit Jesu war das anders. Familie war die wichtigste Institution in den Gesellschaften. Darum war das Interesse seiner Verwandten auch so groß, ihn zurückzuholen, damit die Familie nicht geschädigt würde. Familie neu definiert Jesus übergeht diese Konvention. Er empfängt seine Familie nicht, ja er geht noch weiter. Er definiert Familie neu. Familie, Mutter und Brüder sind die, die Gottes Wort hören und danach handeln und nicht mehr allein die, denen er durch Blutsbande angehört. Sein Aussteigen ist aber nicht aus Selbstzweck motiviert. Es geht ihm nicht um Selbstverwirklichung oder Selbstbefreiung. Jesus geht es um Gottes Willen, ausgedrückt im Wort des Gesetzes und der Propheten, ja und auch ausgedrückt in seinen eigenen Worten. Dieser Wille Gottes ist von allem Anfang an schöpferisch und hat den Menschen als Subjekt. Zu Jesus, zu seiner Familie gehören der und die, die auf ihrem Weg mehr Mensch werden und konsequent menschlich handeln. P. Michael Rohde ASC-CPPS 5-2016 III ASC Wir trauern um ... IMPRESSUM Eigenteil Anbeterinnen des Blutes Christi Missionare vom Kostbaren Blut Redaktion: (Aus einer Gedankensammlung von Sr. Genoveva) Ganz unerwartet hat Gott am späten Abend des 5. April 2016 Sr. Genoveva Kind zur Fülle seines Lebens befreit. Sie wurde 86 Jahre alt und war eine waschechte Liechtensteinerin. 1946 trat sie in die Gemeinschaft der Anbeterinnen des Blutes Christi ein. Sr. Genoveva hat einen längeren Lebenslauf geschrieben, und wir lassen sie hier immer wieder selber zu Wort kommen. Mit zehn Jahren war Zita, so ihr Taufname, bereits Vollwaise. Sie wuchs daher bei ihrem Onkel auf, aber das Heimweh nach ihren Eltern und Geschwistern nagte an ihrem Herzen. „Meine Not klagte ich Gott in der Kirche“, schreibt sie. Dort gab es eine Herz-Jesu-Statue, und Zita begann, täglich die Weihe ans Herz Jesu zu beten. So wuchs in ihr der Wunsch, sich ganz dem Herrn zu weihen. Die meiste Zeit ihres apostolischen Dienstes verbrachte Sr. Genoveva als Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin. In Schaan leitete sie zusätzlich während einiger Jahre eine Gruppe interner Schülerinnen. Über diese Zeit schreibt Sr. Genoveva: „Die beiden Aufgaben forderten mich sehr, erfüllten mich aber auch mit Freude. Eines schmerzte mich: dass ich für Gebet und Gemeinschaft mit den Mitschwestern wenig Zeit hatte.“ Berufsbegleitend absolvierte Sr. Genoveva auch den „Wiener Theologischen Fernkurs“ und erhielt 1980 die Missio. In besonderer Erinnerung bleibt ihr ein internationaler Erneuerungskurs, den sie in Rom besuchen durfte. „Da machte ich bei einem Jesuiten die ersten Einzelexerzitien. Im Generalhaus lebte ich in der internationalen Gemeinschaft und erlebte ein wenig das Weltweite unserer Ordensgemeinschaft.“ Von 1991 – 2004 lebte Sr. Genoveva in Schaan. Sie machte einen Kurs in Krankenseelsorge und besuchte die Kranken der Gemeinde Schaan in den Spitälern von Vaduz und Grabs. Besonders freute sie, als ihr im Provinzhaus die Aufgabe als Sakristanin übertragen wurde. Sie schreibt: „Da meine Vorfahren etwa 200 Jahre lang Messmer waren, freute ich mich, eine Tradition der Familie weiter zu führen.“ Ihrer Familie blieb Sr. Genoveva ein Leben lang treu verbunden. Sr. Genoveva hatte für sich selber und für andere einen starken Sinn für Gerechtigkeit. Sie war sehr interessiert an allem, was sich in Kongregation, Kirche und Welt ereignete. Zeitungen und Zeitschriften bedeuteten ihr viel. Sr. Genoveva litt viele Jahre an Parkinson. Sie tat alles, um das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen: Bewegung in der freien Natur, singen, tanzen… In innerem Frieden verbrachte sie die letzten vier Jahre ihres Lebens im Altersund Pflegeheim St. Anna in Steinerberg. Schwestern ASC, Region Schaan Ein frohes Gesicht, ein frohes Herz, ein frohes Wort, eine frohe Tat: Das ist Apostolat » Sr. Johanna Rubin Tel.: 0041 41 833 8483 Mail: jrubin@kloster.li P. Michael Rohde (V.i.S.d.P.) Tel.: 05259-986673 Mail: michaelcpps@web.de für D: Missionshaus Baumgärtle, 87739 Breitenbrunn, Bankverb.: Liga Augsburg, IBAN: DE 39 7509 0300 0000 1495 78 BIC: GENODEM1BKC für A: Kolleg St. Josef, Gyllenstormstraße 8, 5026 Salzburg-Aigen, Bankverb.: Postscheckkonto Wien, IBAN: AT 36 6000 0000 0794 8653 BIC: OPSKATWW für LI/CH: Missionare vom Kostbaren Blut Missionshaus, FL-9488 Schellenberg, Bankverb.: Postscheckamt St. Gallen, IBAN: CH 57 0900 0000 9000 2904 3 BIC: POFICHBEXXX Bestellung/Zahlung ASC: für D: Anbeterinnen des Blutes Christi, Josefsheim, 88167 Röthenbach, Bankverb.: Schwestern asc, Raiffeisenbank Westallgäu IBAN: DE 59 7336 9823 0000 2115 83 BIC: GENODEF1WWA für A: Schwestern asc, 6830 Rankweil, Bankverb.: Raiffeisenbank Rankweil, IBAN: AT 96 3746 1000 0006 6498 BIC: RVVGAT2B461 für LI/CH: Anbeterinnen des Blutes Christi, Kloster St. Elisabeth, FL-9494 Schaan Bankverb.: Schwestern asc, LLB IBAN: LI 70 0880 0000 0202 3410 5 BIC: 8800; SWIFT: LILALIXX Litho und Druck: LVD Limburger Vereinsdruckerei Senefelderstr. 2 D-65549 Limburg. 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