Herz-Jesu-Missionare Die Seiten Ihrer Ordensgemeinschaft in kontinente 05-2016 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Statue „Der Denker“ (rechts) von Auguste Rodin ist weltberühmt. „Aber das macht doch jeder“ könnte man einwenden. Stimmt, denn der Mensch hat die Fähigkeit zu denken. Aber trotzdem gibt es enorme Unterschiede. Man kann positiv denken, man kann Schlechtes denken über einen Menschen. Man kann nachdenken, bedenken, sich hineindenI ken in eine Sache oder Person. Man kann nur an sich denken oder an andere. Und man kann „aufeinanderzudenken“. Das sollen die Bilder verdeutlichen. Denn wenn Einzelne, Staaten, Konzerne und Kontinente nur vor sich hin und für sich denken, werden die großen Herausforderungen der Menschheit wohl nicht gemeistert werden. Nur wenn über Einzelinteressen, Länder und politische Ideologien hinaus gedacht wird, benützt man das ganze Potential, das „Menschheitsdenken“. Menschen anderer Kulturen denken anders, was nicht unbedingt schlechter oder eingeschränkter bedeutet. Der Menschheit sind die Gedanken verschiedenster Kulturen und Traditionen geschenkt. Wir wären doch dumm, wenn wir diesen Reichtum nicht nützen würden. Fangen wir doch gleich an. Am besten mit dem, der uns gegenüber ist. Ihr Pater Manfred » Die Liebe muss uns unablässig drängen, aus dem Denken und Fühlen Christi zu leben. Konstitutionen der Herz-jesu-Missionare Herz-Jesu-Missionare 1-2016 Herz-Jesu-Missionare 5-2016 I Unterwegs im Urwald Als Urwaldpfarrer habe ich nicht nur kirchliche Aufgaben, ich muss mich um viele materielle Dinge kümmern. Renovierungen: Die Wohnhäuser wurden vor 50 Jahren gebaut. Es gibt viel zu reparieren. Im Dezember kam mit dem Schiff Wellblech und Zement an. Da konnte ich gleich mit den Arbeiten beginnen, denn der Zement muss bald Pater Peter Laschan verarbeitet werden, sonst wird er ist seit 45 Jahren im Kongo. durch die Feuchtigkeit zu Stein. Am Katechistenhaus mussten zwei Mauern abgetragen und erneuert werden. Da wir eine Berufsschule für Maurer KONGO SEITENTITEL 1 Entweder ist P. Peter Laschan als Pfarrer auf der Missionstation Mondombe, oder als „Reisepater“ in den Dörfern unterwegs. Überall ist seine Arbeit etwas anders als in Europa. Auf der Station sind es die praktischen Arbeiten, um die er sich zu kümmern hat, unterwegs sind es vor allem Wege und Wetter, die es ihm nicht leicht machen. haben, wurden die Studenten und Lehrer eingesetzt. So konnte die Praxis leicht vermittelt werden. Alle bekamen eine kleine Entlohnung. Dann musste unsere Trinkwasserquelle repariert werden. Sie war undicht. Ein junger Mann machte das Becken leer und füllte es mit frischem Beton aus. Hilfe für Kranke Die Tochter unseres Schuldirektors wurde krank. Nachts schrie sie, hatte Fieber und redete wirres Zeug. Wir überlegten: eine Behandlung am Scanner. Das geht nur in Kisangani. Mit zwei Motorrädern wurde das Mädchen dorthin gebracht. Ich habe die Kosten übernommen: 1.500 Euro. Diagnose: Verstopfung der Halsschlagader. Nach einem Monat Behandlung kam sie gesund zurück. Der Vater bedankt sich bei den Spendern für die großzügige Hilfe! Aber jetzt kommen wieder positive Nachrichten: Unsere Schwester Christine zeigte mir ein kleines Mädchen, das sie vom Tod gerettet hat. Vor zwei Jahren kam ein hilfloser Vater mit einem Baby: „Die Mutter ist gestorben, wir finden keine Amme.“ So hat die Schwester aus gepressten Sojabohnen eine Milch hergestellt, jeden Tag das Baby mit Flasche gefüttert. Diesem Mädchen konnte in Kisangani geholfen werden: Die Familie könnte eine teure Behandlung unmöglich bezahlen. Nicht die besten Straßen Anfang Februar wurden wir vom Bischof gerufen: Fest der Priester und Ordensleute. Aber ich hatte kein Auto. Also fuhr ich mit dem Motorrad, der Mechaniker als Begleiter mit der anderen Maschine. Tiefer Sandboden machte uns zu schaffen. Einmal fiel die Maschine zu Boden. Ich konnte gerade noch rechtzeitig abspringen. Ein Erlebnis besonderer Art. II Auch die Kleine wurde gerettet: Sr. Christine zog sie mit Sojamilch auf. Schiffsverbindungen sind selten geworden. So muss ich mich umsehen, wo es Mehl, Margarine und Trockenmilch zu kaufen gibt. Das kostet Geld und Aufwand. Alles dreimal so teuer wie in der Hauptstadt. Der Mechaniker ist bereit und fährt die 60 Kilometer zum Einkaufen. Herz-Jesu-Missionare 5-2016 1-2016 Wir haben eine kleine Rinderherde (sieben Stücke). Acht Schafe gehören den Schwestern. Beide haben Zuwachs bekommen. Auch ein Erfolgserlebnis! Mit dem Fahrrad durch den Urwald Erst nach Ostern konnte ich zum ersten Mal eine kleine Gemeinde besuchen und Gottesdienst feiern. Mit zwei Fahrrädern ging es los. Dann kam ein Sturm auf und starker Regen. Was tun? In einer Hütte fanden wir Schutz. Zwei Stunden warten, dann ließ der Regen etwas nach. Ich hatte einen Regenumhang mitgenommen. Langsam ging es durch tiefe Wasserpfützen weiter. Nach 20 Kilometer waren wir am Ziel, müde und verschwitzt. Alles ging gut. Eine zweite Fahrt in die drei Fischerdörfer begann auch mit Regen. Als er nachließ fuhren wir schnell weiter. Nach Ankunft im ersten Dorf regnete es in Strömen. Dann zu Fuß weiter, mit dem Einbaum übersetzen, noch 7 Kilometer durch den Wald. Wir wurden freundlich empfangen. Als Stärkung gab es Ananas, Bananen und Orangen. Am Rückweg ein großes Fest: Hochzeit des Katechisten. Es kamen Besucher aus den Nachbardörfern. Die feierliche Zeremonie fand in der Kirche statt. Dritte Reise mit Fahrrad: Die Hitze ist gewaltig. Und dazu kommt die Feuchtigkeit. Wir verteilen das Gepäck auf zwei Fahrräder. 14 Kilometer in drei Stunden. Man muss viel schieben, bergauf, bergab. Eine wackelige Brücke: Dann weiter mit einem Boot. Es ist zu klein für uns beide. Ich muss mich flach auf den Rücken legen. Drei Ruderer bringen mich nach Baloko. Mein Begleiter muss durch Sumpf und Wald gehen. Die Messfeier am nächsten Morgen ließ alle Anstrengungen vergessen. Die Gemeinde feiert auf Erschöpft, aber gut angekommen für die Seelsorge im Dorf. Nachwuchs bei Kühen und Schafen: Auch wichtig für eine Missionsstation. ihre Weise. Auch in einer halbfertigen Kirche ist eine würdige und dezente Liturgie möglich. Auch in Zukunft wird es interessant: Bald wird mein neues Auto von der MIVA eintreffen. Und da sind dann noch die Fischteiche in Vorbereitung. P. Peter Laschan III Herz-Jesu-Missionare 5-2016 Lange war Mission geografisch gesehen eine Einbahnstraße. Von Europa aus gingen Missionare wortwörtlich in die ganze Welt hinaus. Nun kommen fünf Mitbrüder aus vier Ländern an unseren Gründungsort Issoudun, damit in der Pfarreiengemeinschaft und am Wallfahrtsort weiterhin Seelsorge geschieht. Die Gemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare wurde 1854 in Issoudun, einer Stadt im Zentrum Frankreichs, gegründet. Ihr Gründer, P. Jules Chevalier war nicht nur der Leiter der jungen missionarischen Gemeinschaft, sondern auch bis zu seinem Tod im Jahr 1907 Pfarrer von Issoudun. Die Stadt wurde auch ein Pilgerzentrum zu Ehren Unserer Lieben Frau von Heiligsten Herzen Jesu. Die Pilger kamen aus ganz Franzreich und den Nachbarstaaten. Seit 160 Jahren kümmern sich die französischen MSC um die Pfarrei und die Pilger. Und sie empfangen auch die Mitglieder der von P. Chevalier gegründeten drei Ordensgemeinschaften und ihre Freunde aus der ganzen Welt. Die MSC sind auf allen Kontinenten in über 50 Ländern vertreten. Mission „andersherum“ ZURÜCK INDIEN ZU DEN SEITENTITEL 1 WURZELN Nachfolger gesucht Wie in vielen europäischen Ländern gibt es in Frankreich seit Jahren keine Berufungen mehr. Die Ordensprovinz kann deshalb die Pfarr- und Wallfahrtsarbeit nicht mehr leisten. Was früher eine Pfarrei in Issoudun war, ist jetzt eine Pfarreiengemeinschaft mit 45 Orten, Pfarreien und Kirchen. Zum Wallfahrtsort kommen weniger Leute als früher, aber die Ordensleute aus der ganzen Welt wollen kommen und sich an der Quelle ihrer Geschichte, ihres Charismas und ihrer Spiritualität stärken. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, dass die weltweite MSC-Gemeinschaft Verantwortung übernimmt für die Dienste an unserem Gründungsort. So verändert sich etwas an der Sendung, die in Issoudun begonnen hat, um die Liebe Gottes überall bekannt zu machen. Ende des 19. Jahrhunderts brachen Herz-Jesu-Missionare in andere Länder Europas und in die Inselwelt des Pazifik auf. Damit begann eine Zeit ständiger missionarischer Ausbreitung. Jetzt wendet sich die MSC-Leitung an die jungen Ordensprovinzen mit der Bitte, nach Frankreich zu kommen, um Issoudun eine Zukunft zu geben. P. Jules Chevalier gründete 1854 in Issoudun die Gemeinschaft der HerzJesu-Missionare. » Unsere Aufgaben werden ausgewählt und immer wieder kritisch geprüft im Licht des Geistes unserer Gemeinschaft, im Blick auf die Nöte der Menschen und den Auftrag der Kirche und im Licht unserer missionarischen Tradition. Konstitutionen der Herz-Jesu-Missionare Nachfolger gefunden Die Seelsorge in der Wallfahrtsbasilika ist eine der Aufgaben der jungen Mitbrüder. Jährlich kommen viele Pilger, besonders bei der nationalen Wallfahrt am 8. September. IV In den vergangenen acht Monaten sind bereits vier Mitbrüder in Issoudun angekommen: P. Martin und P. Herz-Jesu-Missionare 5-2016 1-2016 SEITENTITEL 2 Die vier jungen Mitbrüder lernen sich kennen und stellen sich vor. Sie zeigen, woher sie kommen: P. Sebastian aus Indien, P. Gabriel aus Kamerun, P. Martin aus Indien und P. Yongky aus Indonesien. Sebastian, zwei kürzlich geweihte indische MSC, P. Yongky, ein Diakon aus Flores/Indonesien und P. Gabriel, ein erfahrener Priester aus Kamerun, der dort bereits Distriktssuperior war. Alle sind bereit, sich auf ein neues Leben und auf eine neue Aufgabe im Herzen eines säkularen Europas einzustellen. 2017 wird noch P. Emerson aus der Dominikanischen Republik dazukommen. Er hat bereits Missionserfahrung auf Haiti gemacht und kennt auch die „säkulare Welt“ einer Pfarrei in Quebec/Kanada. Inkulturation für Missionare in Europa Ein neues Missionsteam zusammenzustellen ist nicht so einfach wie Leute zu finden, die nach Europa kommen. Man steht vielen Herausforderungen gegenüber, wenn diese Aufgabe gelingen soll. Natürlich muss man die Sprache lernen. Die drei Mitbrüder aus Indien und Indonesien waren schon sechs Monate in Vichy zu einem Intensivkurs. Doch die Sprache zu kennen reicht nicht. Für eine echte Inkulturation muss man Kultur, Geschichte und Traditionen verstehen, man muss das Wesen der Gesellschaft, der Kirche, die Werte und die Spiritualität wertschätzen und sich auf die Erfahrungen, Wünsche, Freuden, Hoffnungen und Träume einlassen. Vor allem ist es eine Reise aus Liebe und Beziehungen: die Leute und ihre Kultur so zu lieben, wie Gott sie liebt. Man muss mit dem Kulturschock zurechtkommen und oft eigene Sichtweisen und Vorurteile überwinden. Was bisher „normal“ war, muss es in einem fremden Land nicht sein. Nur so und nur dann kann man verstehen, wie sehr Gott liebt und ein Missionar Diener dieser Liebe sein kann. Nur so kann man unser Motto leben: Herz Gottes auf Erden sein. Man könnte versucht sein, gleich mit der Arbeit zu beginnen. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass eine gute Vorbereitung notwendig ist für ein Gelingen. Sowohl für den Einzelnen als auch für die Gruppe. Neben der Sprache werden die vier (später fünf) Mitbrüder bis September 2017 auch Missiologie und Pastoraltheologie studieren. Weitere Studien werden ihnen die Inkulturation erleichtern. Und anschließend werden sie in der Pfarreiengemeinschaft und dem Wallfahrtsort ihren Dienst aufnehmen. Ganz vorbereitet ist man nie für die Mission – aber Gott ergänzt, was noch fehlt. Dieses Team in Issoudun setzt fort, was Hunderte von Herz-Jesu-Missionaren getan haben: Sie gingen zum Beispiel nach Indien, Indonesien, Kamerun und in die Dominikanische Republik. Und jetzt kommen aus diesen Ländern MSC zurück nach Frankreich, damit auch dort weiterhin MSC tätig sein können. Die Leidenschaft fürs Evangelisieren bleibt. Schließlich soll weiterhin möglichst überall die Liebe und Barmherzigkeit Gottes verkündigt werden. P. Carl Tranter P. Carl Tranter ist Generalssistent. Er begleitet die neue Gruppe von Mitbrüdern in Issoudun. V 1-2016 Herz-Jesu-Missionare 5-2016 WELTWEIT Kongo Drei Mitbrüder empfingen in Kinshasa durch Weihbischof Edouard Kisongo die Priesterweihe. Wir wünschen den Patres Sylvain Mbunsu, Rech Wahendi und Stanislas Zondo Gottes Segen. krament der Firmung. Die Feier wurde sehr ansprechend von den Schülern und Lehrern gestaltet – mit traditionellen Elementen, wie das Foto bei der Gabenbereitung zeigt. NOCH FRAGEN? Wenn Sie Fragen haben zu einem Artikel oder Projekt, schreiben Sie, mailen Sie oder rufen Sie einfach an. Wir freuen uns auch über einen Leserbrief. Rom P. Paul Verbruggen, der seine Amtszeit als Superior der UAF (Union des französischsprachigen Afrika beendet hat, wird für 2017 die Depositio, das offizielle Dokument für die Seligsprechung P. Chevaliers vorbereiten. Wir danken ihm, dass er diese wichtige und herausfordernde Arbeit übernommen hat. Papst Franziskus hat die Seligsprechung der sieben spanischen Märtyrer genehmigt. Sie werden überhaupt die ersten MSC sein, die seliggesprochen werden. Vermutlich wird die Feier in der ersten Hälfte 2017 sein. Die vier Patres und drei Brüder waren zwischen 20 und 28 Jahre alt, als sie am 29. September 1936 hingerichtet wurden. Indien Eine große interreligiöse Feier fand in Bangalore statt. Vertreter der Muslime, Sikhs, Christen und Hindus beteten und feierten gemeinsam. P. Julius Kumar MSC durfte mit dabei sein bei dieser Veranstaltung, die ein Vertreter der gesetzgebenden Versammlung von Karntaka organisiert hatte. P. Manfred Oßner MSC Steinerskirchen 1 D-86558 Hohenwart manfred.msc@gmx.net 0049-(0)8446/9201-13 Japan Die Versammlung der APIA (der HerzJesu-Missionare aus Asien, dem Pazifik und Australien) fand im Juli in Nagoya statt. IMPRESSUM Eigenteil der Herz-Jesu-Missionare » Verantwortlich: P. Manfred Oßner MSC, D-86558 Hohenwart, Steinerskirchen 1 Tel. 0049-(0)8446/9201-13 FAX: 0049-(O8446/9201-11 E-Mail: manfred.msc@gmx.net Websites: www.msc-salzburg.at www.herz-jesu-missionare.de Facebook: www.facebook.com/mscprovinz Fotos (wenn nicht anders angegeben): Archiv MSC Wir suchen, allen alles zu werden – in Achtung vor den unterschiedlichen Kulturen und in Bereitschaft, für den Dienst zur Verfügung zu stehen, den die Menschen Papua-Neuguinea brauchen. Bischof Rochus Tatamai MSC spendete Konstitutionen der Herz-Jesu-Missionare El Salvador Ausbilder und Studenten im lateinamerikanischen Scholastikat in San Salvador freuen sich über den dringend benötigten Bus. Die Irische und unsere Süddeutsch-Österreichische Provinz halfen bei der Beschaffung. 15 Schülern der Don-Bosco-Technikschule in Gabutu das Sakrament der Taufe. Weitere 17 empfingen das Sa- Litho und Druck: LVD Limburger Vereinsdruckerei, Senefelderstr. 2, D-65549 Limburg Obj. 22 Jahresbezugspreis: 12,90 Euro, Nicht abbestellter Bezug gilt als erneuert. Für Österreich: Missionshaus Liefering, 5020 Salzburg-Liefering, Schönleitenstraße 1 Postscheck Wien: IBAN: AT38 6000 0000 0735 3619 BIC: OPSKATWW Für Deutschland: 83381 Freilassing, Postfach 1146, Postbank München: IBAN: DE97 7001 0080 0009 1338 09 BIC: PBNKDEFF Bestellungen und Zahlungen über Herz-Jesu-Missionare: VI Herz-Jesu-Missionare 5-2016