Franziskanerinnen von Bonlanden i n D e u t s c h l a n d , A rg e n t i n i e n , P a r a g u a y, B r a s i l i e n , U S A Die Beilage Ihrer Ordensgemeinschaft im Missionsmagazin kontinente • 2-2012 Die Erde bricht auf Auferstehung mitten im Dunkel unserer Zweifel im Umherirren in der Empörung DICH den Auferstandenen in den Wundmalen unserer Zeit erkennen Auferstehung mitten in unserem Aufgerichtetsein im lustvollen Feiern im solidarischen Aufbruch DICH den Auferstandenen im Brechen des Brotes erkennen Auferstehung mitten in der Befreiung von Zwängen im Aufstand für zärtliche Gerechtigkeit im versöhnenden Händereichen DICH den Auferstandenen in den Friedensinitiativen weltweit erkennen. Pierre Stutz FOTO: ALBERT BIRKLE, ULM, ST.HILDEGARD-SCHULE Ein gesegnetes Osterfest, den Frieden und die Freude des auferstandenen Herrn wünschen wir allen kontinente-Leserinnen und -Lesern, allen ehemaligen Schülerinnen und Missionsfreunden Ihre / Eure Franziskanerinnen von Bonlanden 2-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • I SÜDAMERIKA – ARGENTINIEN – BRASILIEN „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ (Guy de Maupassant) Generaloberin Schwester M. Angelika Maiß und Generalvikarin Schwester M. Witburga Mendler zu Besuch in Argentinien und Brasilien Aus ARGENTINIEN berichten die Schwestern: Mit großer Freude erwarteten wir Anfang Oktober 2011 die Ankunft von Generaloberin Schwester Angelika und ihrer Vikarin, Schwester Witburga. Mit nahezu allen Schwestern der argentinischen Provinz gab es herzliche Begegnungen und schwesterliches Zusammensein. Dabei erinnerten wir uns immer wieder an das Leitwort unseres Generalkapitels, dass wir miteinander „unterwegs sind als betende, schwesterliche und apostolische Gemeinschaft“. Dies brachten wir in verschiedenen biblischen Impulsen, Gesten und Symbolen zum Ausdruck. Mit einbezogen waren Franz und Klara von Assisi. Der Besuch beschränkte sich nicht nur auf die Schwesterngemeinschaft – auch die Lehrerschaft, die Schülerinnen und Schüler, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Schulen und Einrichtungen in Florencio Varela sowie in der näheren und ferneren Umgebung wollten die deutschen Gäste begrüßen und kennen lernen. Im Süden der argentinischen Provinz – im Großraum der Provinz Buenos Aires – konnten wir in mehreren Niederlassungen die Jubiläen ihres Bestehens feiern: 100 Jahre seit der Erstgründung in Argentinien – das Colegio „Niño Jesus“ in San Miguel Arcangel – 80 Jahre Colegio „San José“ in Coronel Dorrego; 75 Jahre Kindergar- Willkommen in der argentinischen Provinz „Sagrado Corazón de Jesus“. ten und Grundschule in „Nuestra Señora del Sagrado Corazón im Provinzhaus Florencio Varela. 25 Jahre Kindertagesstätte „San Francisco de Asis“ in Chacabuco/Florencio Varela. Überall wurden Schwester Angelika und Schwester Witburga von den Mit- schwestern wie von den Schulgemeinschaften mit WillkommensPlakaten, Blumen, Ausstellungen, Liedern, Theaterstücken und Tänzen herzlich empfangen. Gegenseitige Zeichen von Sympathie und Herzlichkeit waren spürbar und erfahrbar. „Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder…“ II • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 2-2012 Argentinische und paraguayische Tänze für die deutschen Gäste. Aus BRASILIEN berichten die Schwestern: Eine große Schwesternschar der brasilianischen Provinz begrüßte Schwester Angelika und Schwester Witburga im Provinzhaus „Maria Imaculada“. Das Wiedersehen einerseits und das Kennenlernen andererseits lösten herzliche Willkommensfreude aus. Leider war es wegen der Kürze der Zeit auch in Brasilien nicht möglich, alle 17 Konvente zu besuchen. Nur in den im Umkreis von etwa 500 Kilometer gelegenen Einrichtungen konnte ein Besuch stattfinden. Dort wollten natürlich auch die SchulgemeinEin wichtiger Gesprächspunkt galt den Sozial-Projekten und dem Einsatz der Schwestern zusammen mit den jeweiligen Schulgemeinschaften, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die bedürftigen Familien und deren Kinder und Jugendlichen. Zu einem der Höhepunkte in diesen Tagen gehörte die Wallfahrt zum brasilianischen Nationalheiligtum „Nossa Senhora Aparecida“. DANK für finanzielle Hilfe: Bei dieser Gelegenheit bedankten sich die Schwestern aus ArIm Provinzialat „Stella Maris“, São Paulo. Von links: Schwester Witburga Mendler, Schwester Angelika Maiß, Schwester Vanda Linck und Schwester Ananias Alves de Oliveira, Provinzoberin der brasilianischen Provinz. Die Kinder der Kindertagesstätte haben sich für den Besuch geschmückt. Auf dem Willkommens-Programm stand ein brasilianischer Nationaltanz. schaften die deutschen Gäste begrüßen und willkommen heißen. Die Tage des Aufenthaltes waren fast minutiös ausgefüllt: Begegnungen mit den Schwestern, Gespräche mit der Provinzleitung und den Oberinnen, Gebet, Besinnung und Gottesdienstfeiern, Professjubiläum, schwesterliches Zusammensein… Das gegenseitige Erzählen von „hüben und drüben“ wollte kein Ende nehmen. gentinien und Brasilien bei allen Spenderinnen und Spendern, die unsere Sozial-Arbeit – regelmäßig und gelegentlich – finanziell unterstützen, sehr herzlich. Schwester Angelika und Schwester Witburga konnten sich vor Ort von der Notwendigkeit finanzieller Hilfe und der gewissenhaften Verwendung der Spenden zugunsten unserer Einrichtungen überzeugen. Allen kontinente-Leserinnen und -Lesern Grüße und Dank – Ihre Schwestern in Brasilien, Argentinien und Paraguay. Alles wirkliche Leben ist Begegnung Martin Buber 2-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • III KLOSTER BONL ANDEN BIOLOGISCH BEWIRTSCHAFTETER KLOSTERBETRIEB Kürbis, Mangold, Kerbel... in franziskanischem Gewand Im Kloster Bonlanden trifft die Tradition klösterlicher Landwirtschaft ihre moderne Entsprechung Von unserem Mitarbeiter Hanns Baum Bonlanden – „Gutes Land“ – nicht umsonst tragen Ort und Kloster diesen Namen. Seit Gründung der Kongregation der Franziskanerinnen von Bonlanden durch Faustin Mennel im Jahr 1854 beschäftigen die Schwestern sich im Sinne der Lehre des Franz von Assisi und alter klösterlicher Traditionen damit, ihre gute Erde unter den Maximen der Bewahrung der Schöpfung und der Erhaltung der Kulturlandschaft zu bewirtschaften. Am Anfang stand der traditionelle Betrieb mit Ackerbau und Viehzucht. Auf einer Fläche von rund 210 Morgen wurde einst alles angebaut, was dem aus den Anfängen von „zwei Kühen, einer Geiß und einem Schäflein“ bis ins 20. Jahrhundert auf 66 Rinder, etliche Kälber und 57 Schweine angewachsenen Viehbestand schmeckte. Das Personal bestand im letzten Jahrhundert aus vier Schwestern, unterstützt von einigen Angestellten. Schwester M. Josefa, welche mit ihren 87 Jahren erstaunlich lebendig ist, berichtet über den Alltag: 3.30 Uhr Aufstehen, kurzes Frühstück, danach ging’s in den Stall zum Melken, anschließend zum Gottesdienst und tagsüber zur Feldarbeit, gegen 20.00 Uhr Bettruhe. In der eigenen Käserei stellten die Schwestern Butter und Käse her. Anbauen im Sinn von Franziskus Ulrich Rautenstrauch sorgt für die Bioland-Produkte aus der „guten Erde“. Landwirtschaft waren die Schwestern in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts gezwungen, über neue Wege der Bewirtschaftung nachzudenken. 1991 wurden die letzten Milchkühe verkauft. Die Tradition der Produktion von Nahrungsmitteln im Kloster wollte man jedoch schon aus Gründen des Selbstverständnisses, aber auch der Selbstver- sorgung unbedingt aufrecht erhalten. So entwickelten die Schwestern das neue Konzept eines klösterlichen Biobetriebes. Mit dieser Umstellung beschritten auch die Angestellten in der Gärtnerei und Landwirtschaft völlig neue Wege. Maßgeblich blieb der Grundsatz gesunder, naturschonender Wirtschaftsweise. Die Produkte – vor allem Kräuter, Kartoffeln, Gemüse – sollten über den Eigenbedarf hinaus auch zum Kauf angeboten werden. Eier aus Freiland-Hühnerhaltung ergänzten das Konzept. Saatgut aus Biobetrieben Im Zuge der schwierigen personellen Entwicklung der Orden und der Industrialisierung der Schwester M. Josefa Maier erinnert sich an frühere Zeiten. Gärtnermeister Ulrich Rautenstrauch war von Beginn an daran gelegen, auf den 900 Quadratmetern Glas- und Folienfläche und den 7000 Quadratmetern Freifläche so weit wie möglich auf den Einsatz von Chemikalien und mineralischem Dünger zu verzichten. Vor vier Jahren erfolgte offiziell die Umstellung des Anbaus im Kloster Bonlanden nach den Prinzipien von Bioland (Verband für organisch-biologischen Anbau). Chemischer Pflanzenschutz oder chemische Düngung haben in seinem Konzept keinen Platz. Saatgut und Setzlinge kommen aus biologisch bewirtschafteten Betrieben. Die Erweiterung der Gewächshausfläche dient so auch nicht der Ausdehnung der Anbaufläche, sondern sie ermöglicht es, eines der drei Häuser im Wechsel brach liegen zu lassen, so dass sich Boden und Klima erholen können – eine Art moderne Dreifelderwirtschaft. Neben der Versorgung der Schwestern sowie der Gäste des Klosters und des Tagungszentrums ist mit dem BiolandMarktstand eine Einkaufsmöglichkeit eingerichtet, die inzwichen eine feste Stammkundschaft hat, aber auch von Durchreisenden gerne für den Eigenbedarf an Bioland-Produkten aus der „guten Erde“ des Klosters angesteuert wird. In vielfältiger Weise für Mensch und Natur dazusein und beiden zu dienen: Ihre Gärtnerei ist den Franziskanerinnen von Bonlanden im franziskanischen Konzept ein wichtiger Baustein, um dieses Grundanliegen des Franz von Assisi zu erfüllen. IV • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 2-2012 BONL ANDEN – ST. HILDEGARD ULM THEMENORIENTIERTES PROJEKT „SOZIALES ENGAGEMENT“ Nach dem zur Zeit gültigen Bildungsplan von Baden-Württemberg müssen alle Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Realschulzeit einmal ein Themenorientiertes Projekt „Soziales Engagement“ = TOP SE machen. Die Realschule St. Hildegard setzt dies am Projekt “Seniorennachmittag” mit den drei Klassen sechs seit mehr als zehn Jahren um. Nach reiflichen Vorüberlegungen, vielen Planungen und Absprachen lief die Vorbereitung für SE während der Projektinsel drei Tage lang auf Hochtouren. In den Klassenzimmern wurde gebastelt und gemalt, Musikstücke wurden geprobt. In der Turnhalle wurden akrobatische Stücke und Tänze eingeübt. Engagierte Mütter, die im Pflegebereich tätig sind, machten den Schülerinnen nachhaltig deutlich, was es bedeutet, alt zu sein; durch den Einsatz verschiedener Techniken erfuhren die Schülerinnen am eigenen Leib mögliche körperliche Einschränkungen, die das Alter mit sich bringen kann. Ein Sanitätshaus lieferte Rollatoren und Rollstühle an. Die Bürgerheim-Senioren aus Biberach zu Besuch im Kloster Bonlanden Bürgerheims aus Biberach ein. Die Mädchen nahmen die Senioren in Empfang, schoben die Rollststühle, stützten Hilfsbedürftige und geleiteten sie in die Turnhalle. Nach einer musikalischen Einstimmung am Klavier wurden die Herrschaften von der Generaloberin Schwester Angelika begrüßt. Danach erwartete die Senioren ein buntes Programm. Eine der Klassen sechs las “Die Geschichte von Frederick”. Dann folgten verschiedene Musikstücke, teils mit instrumentaler Begleitung. Endlich wurde die Kaffeetafel eröffnet. Zahlreiche engagierte Mütter boten selbstgebackene Kuchen und leckere Torten an. Die anschließende “Zirkusshow” zeigte akrobatisches Können der Mädchen; dann folgten noch verschiedene Tänze. Ein gemeinsames Singen und eine kleine Schlussandacht rundeten einen langen und unterhaltungsreichen Nachmittag ab. Dank zum Abschluss Kreativ für „Soziales Engagement“. Mädchen übten vorab die sichere Handhabung dieser Geräte. Andere Mütter wiesen die Schülerinnen in einzelne Tätigkeiten der Altenpflege ein. SE wird praktisch umgesetzt Nach drei Tagen intensiver Vorarbeit nahmen die Schülerinnen der Klassen sechs ein gemeinsames Mittagessen in der Mensa ein und fuhren dann mit dem Bus nach Bonlanden. Dort angekommen, wartete noch Arbeit auf die Mädchen: In der Turnhalle mussten lange Tischreihen aufgebaut, zur Kaffeetafel eingedeckt und festlich dekoriert werden. Mehr als 30 Mütter unterstützten die Arbeit der Mädchen. Dann wurde noch eine Durchlaufprobe gemacht. Die Spannung stieg, die Nervosität war spürbar. Senioren aus Biberach Gegen 14.30 Uhr traf dann endlich der Bus mit den Senioren des Tatkräftige Hilfe der Mädchen. In der Festhalle ein unterhaltsames Programm für die Senioren. Am Ende der Veranstaltung bedankte sich der Leiter des Bürgerheims, Herr Schmid, bei allen Mitwirkenden herzlich mit den Worten: „Wir kommen nächstes Jahr gerne wieder.“ Manche der Kontakte, die bereits in den vergangenen Jahren an einem solchen Nachmittag zwischen den Senioren und den Mädchen geknüpft worden sind, halten bis heute. Wolfgang Ortmann Realschule St. Hildegard Ulm 2-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • V ST. HILDEGARD ULM GEDENKORT GRAFENECK EINST GRAUSIGE BERÜHMTHEIT Schülerinnen der St.Hildegard-Schule folgen den Spuren der Geschichte Einem der vier schriftlichen Prüfungsthemen im Fach Deutsch liegt ein Buch zugrunde, das durch die Prüfungsbestimmungen des Kultusministeriums vorgegeben ist. Für die AbschlussPrüfung im Jahr 2012 ist dies der Kriminalroman GRAFENECK von Rainer Gross. Grafeneck ist ein von ehemaligen schwäbischen Herzögen erbautes Schloss auf einem Berg in der Nähe des Haupt- und Landesgestüts Marbach bei Münsingen und wird seit langem vom Diakonischen Werk als Heimstätte für geistig behinderte Menschen geführt. Grausige Berühmtheit erlangte dieser Ort, weil im Zuge der von Hitler verordneten „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, dem sogenannten Euthanasieprogramm, Tausende von Menschen ihr Leben verloren. Ein Dokumentationszentrum und ein Gedenkort halten die Erinnerung an diese Verbrechen wach und sollen zur Warnung der Nachwelt dienen, keinem Menschen je seine Würde und sein Lebensrecht abzusprechen.Was lag näher, als mit den Schülerinnen der zehnten Klasse die Orte zu besuchen, die ihnen den Inhalt des Romans besser erschließen können. Lassen wir sie selbst erzählen: Passend zu unserem aktuellen Geschichtsthema „Das Dritte Reich“ und dem diesjährigen Prüfungsbuch „GRAFENECK“ machten wir uns am 12. Oktober 2011auf den Weg zu unserem ersten Ziel: GRAFENECK. Dort besuchten wir die Gedenkstätte, die an die Euthanasiemorde erinnert. Wir beteten ein Vaterunser für die Ermordeten und besichtigten im Anschluss das Dokumentationszentrum und den kleinen Friedhof. Die zweite Station, in der unser Roman spielt, war Buttenhausen, ein Dorf im idyllischen Großen Lautertal, etwa fünf Kilometer von Grafeneck entfernt. Lange haben hier jüdische und christliche Bürger friedlich neben- und miteinander gelebt – bis der Rassenwahn und die Verbrechen der Nazis dem ein schlimmes Ende bereitet haben. Wir erhielten eine Führung durch die ehemalige Bernheimersche Realschule, die früher von jüdischen und christli- chen Kindern besucht worden war. Heute befindet sich darin ein Museum, das die Geschichte der Juden von Buttenhausen dokumentiert. Am Weg zum jüdischen Friedhof liegt auch das Haus von Matthias Erzberger, einem aufrechten, christlichen Politiker, der in der schweren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kurze Zeit Finanzminister des geschlagenen Deut- Besuch des jüdischen Friedhofs. schen Reiches gewesen war und schon 1920 von rechtsradikalen Fanatikern ermordet wurde. Sein gewaltsamer Tod zeichnete bereits den Weg vor, den Deutschland nach dem Scheitern der Weimarer Republik über Krieg und Völkermord bis zur Zerstörung des eigenen Landes gehen würde. Am Hang des Lautertales liegt der jüdische Friedhof. Als sehr beeindruckend empfanden wir die restaurierten Grabdenkmäler. Auf vereinzelten Grabsteinen befinden sich kleine Steine, die dort von Angehörigen als Zeichen des Gedenkens abgelegt worden waren.. Die wenigsten von uns wussten von dieser alten Sitte der jüdischen Bevölkerung. Nach einer Erholungspause fuhren wir über die Schwäbische Alb nach Melchingen. Im ehemaligen Saal des Gasthauses lauschten wir einer musikalischen Lesung „Grafeneck 1940 – die Euthanasiemorde in Südwestdeutschland“. Besonders auf Schulklassen wirkt dies eindrucksvoll, wird doch hauptsächlich aus Originalprotokollen vorgelesen, die auf schauerliche Weise zeigen, für wie „normal“ die Beteiligten ihre Arbeit des Ermordens „lebensunwerten Lebens“ gehalten haben. Diese Lesung beendete unseren lehrreichen Tag, der uns die Grausamkeit der Morde von Behinderten im Dritten Reich so deutlich vor Augen geführt hatte. Unser Wissen aus dem Unterricht hat sich durch diesen Tag ergänzt, insbesondere aber brachte er uns den Gefühlen von Opfern und ihren Angehörigen sehr viel näher. Jaquelina Geis, Teresa Dirnbach, Yvonne Benda, Veronika Schöttle, Klasse 10c. Zeichen des Gedenkens. VI • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 2-2012 FRANZISKUSHEIM SCHWENNINGEN GELOBT SEIST DU, MEIN HERR... Sonnengesang im Franziskusheim-Garten - Bruder Feuer Im Franziskusheim-Garten gibt es ein Beet, in dem leuchtend rote Blumen wachsen. Mit den passenden Töpfen und sonstigen Gestaltungselementen ist dieses Beet „Bruder Feuer“ zugeordnet. Feuer hat im Letes hat die gleiche Bedeutung wie ein Fristhahn und steht als Zeichen der Wachsamkeit. Der Sonnengesang ist ein Gebet. Er ist nicht Lob der Natur, sondern Lob Gottes durch die Natur. Die Fülle der Schöpfung ziskus das Feuer. Wer friert, weiß die wohlige Wärme zu schätzen. „Kraftvoll und stark“ nennt Franziskus das Feuer. Gerade darin erleben viele Menschen das Feuer mitunter eher als Fluch, denn als Segen: wenn ben der Menschen eine große Bedeutung. Seine Kraft fasziniert. Die Bändigung des Feuers trug wesentlich zur Entwicklung des Menschen und seiner Kultur bei. Zugleich hat es,wie alle Elemente, eine zerstörerische Potenz. Für Franziskus ist das Feuer ein „Bruder“. Seine Verehrung alles Geschaffenen, wie sie im Sonnengesang zum Ausdruck kommt, hat einen ganz einfachen Grund: Er liebte Gott und alles, was er geschaffen hat. Von dieser Schönheit der Schöpfung leuchtet im Feuer-Beet des Franziskusheim-Gartens immer wieder ein Funke auf. Der Hahn gilt als Symbol für das Feuer. In früheren Jahrhunderten gehörte das alles vernichtende Feuer zu den größten Gefahren. Ein roter Hahn auf dem Dachfirst sollte das Anwesen vor Feuer schützen. Der Hahn Jakob am Beginn des Feuer-Bee- lässt sich in den Blumen erahnen. Gladiolen und Rosen wetteifern mit ihrer Schönheit, Gott zu loben. Franziskus nennt das Feuer „schön“. Und in der Tat: Feuer ist von faszinierender Schönheit! Wenn die Flammen züngeln und lodern, wenn das Holz knistert und knackt, wenn der dünne Rauch aufsteigt. Auch liebenswürdig nennt Fran- lodernde Brände Wohnungen, ganze Ortschaften vernichten und Waldflächen in Schutt und Asche legen. Doch Kraft und Stärke des Feuers kommen den Menschen auch zugute, wo etwa Eisen im Feuer geschmolzen und zu nutzbarem Handwerkzeug geformt wird, oder wo es unter dem Kochtopf mit seiner Hitze die Speisen gart und genießbar macht. Ausgediente Kochtöpfe schmücken sich im Feuer-Beet mit Gräsern und zeigen dadurch, dass nichts nur „ausgedient“ hat. Schwester M.Ute Trompisch „Gott du bist wie Feuer glühend feurig leidenschaftlich schenke unserem Leben Glut Gott du bist wie Feuer leuchtend erhellend wärmend lass uns nicht kalt bleiben Gott du bist wie Feuer liebenswürdig kraftvoll stark schenk uns von deiner Kraft“. Taizé 2-2012 FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN • VII NACHRICHTEN Treffen ehemaliger Missionarinnen auf Zeit (MaZ) im Kloster Bonlanden Arroz e feijão (Reis mit Bohnen), Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Guaraná (Erfrischungsgetränk aus der Guaraná-Frucht)... Was für Erinnerungen! „Am ersten Novemberwochenende 2011 verbrachten wir ehemaligen ‘Missionarinnen auf Zeit’ (MaZlerinnen) ein gemeinsames Wochenende in unserem Aussendungskloster. Mit viel Spaß, Heiterkeit, Essen und Erzählen ließen wir unser ‘Freiwilliges Jahr’ in Argentinien, Brasilien und Paraguay Revue passieren. Besonders freuten wir uns, dass Schwester Zulma aus Paraguay bei uns war, um mit uns den traditionellen Maté zu trinken. Nach dem Sonntags-Gottesdienst in der Klosterkirche und dem Mittagessen ließen wir unser Zusammensein gemütlich ausklingen. Es war bestimmt nicht das letzte Treffen.“ Von links: Katharina Petzold, Schwester Zulma Irala, Sophia Dolderer, Katja Gölz, Julia Schlesinger, Sonja Kreidler, Constanze Lenz und Ulrike Habermann de Pérez. Von Gott heimgerufen sind sie bleibend mit uns verbunden. Schwester M. Liberata Konzen * 25.12.1921 in Sobradinho, Rio Grande do Sul, Brasilien +05.11.2011 in Brasilien Schwester M. Leopolda Göggerle * 12.05.1912 in Nordhausen, Kreis Aalen +07.11.2011 in Bonlanden Schwester M. Ema Weise *14.04.1928 in Pinhal/Agudo, Rio Grande do Sul, Brasilien +17.11.2011 in Brasilien VIII • FRANZISKANERINNEN VON BONLANDEN 2-2012 IMPRESSUM Magazin-Beilage der Franziskanerinnen von Bonlanden Redaktion: Sr. M. Antonia Dillmann OSF, 88450 Berkheim-Bonlanden, Tel.: 07354/884-129 Fotos, wenn nicht anders vermerkt: OSF Jahresbezugspreis: 12,90 Euro. Bestellungen und Zahlungen: Vertriebsstelle der Franziskanerinnen von Bonlanden, 88450 Berkheim-Bonlanden, Tel.: 07354/884-116. Bankverbindung: Raiffeisenbank Illertal eG Berkheim, Konto-Nr. 85 335 029 (BLZ 654 622 31). Nicht abbestellter Bezug gilt als erneuert. Litho und Druck: LVD Limburger Vereinsdruckerei, Senefelderstr.2, D-65549 Limburg Objekt 36 Schwester M. Josefina Stähle *13.05.1913 in Oberdorf-Tettnang + 24.11.2011 in Brasilien Im Kloster der Franziskanerinnen von Reute starb unsere ehemalige Schülerin Schwester M. Ratberta (Amalie) Wiest * 19.02.1939 in Schönebürg + 17. 10. 2011 Internatszeit: 1956 - 1957 Das ewige Licht leuchte ihnen!