AFRIKAMISSIONARE W E I S S E VÄT E R · W E I S S E S C H W E S T E R N Der Eigenteil der Afrikamissionare im Missionsmagazin kontinente • 2-2012 ie Zuhörer horchten auf und waren bestürzt über die Dinge, die Kardinal Charles Lavigerie, der Gründer der Afrikamissionare, am 1. Juli 1888 von der Kanzel her berichtete. Die Kirche St. Sulpice in Paris war bis auf den letzten Platz gefüllt. Hier in der Kirche begann der Kardinal von Algier und Primas von Afrika seine öffentlichen Reden in der Kampagne gegen Sklaverei, die ihn kurze Zeit später ebenso nach London und Brüssel führte. Er stellte den Menschen das entsetzliche Leid vor Augen, das die Sklaverei immer noch über weite Landstriche Afrikas brachte, wo ganze Dörfer zerstört und zahllose Menschen geraubt wurden. Wer sich widersetzte wurde umgebracht. Die Gefangenen wurden oft schlimmer behandelt als Vieh. In Eisen gefesselt, aneinander gekettet und dazu oft noch mit Lasten beladen, wurden die erbeuteten Menschen als Sklaven zur Küste getrieben. Dort warteten schon Händler, sichteten die Ware Mensch, feilschten um die Preise und transportierten ihren Kauf zu weiteren Märkten. Seit 1878 waren die Weissen Väter in Ostafrika. Sie berichteten dem Kardinal von den Gräueln, die sie seit ihrer Ankunft erlebt hatten. In Europa aber herrschte die naive Vorstellung, dass seit dem offiziellen Verbot der Sklaverei und der Einstellung des transatlantischen Sklavenhandels in den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts das Problem auf der ganzen Welt gelöst und Menschenjagd eine Sache der Vergangenheit sei. D Illustration: aus „Kardinal der Afrikaner“, Main Verlag THEMA S. IV Die Kampagne des Kardinals 2-2012 AFRIKAMISSIONARE •I AFRIKANISCHE WELT ÄGYPTEN JAHRBUCH ALBINISMUS Situation der Christen Weltweite Verfolgung Christen sind weltweit die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft. Darauf wies der Vorsitzende der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, hin. Ein in diesen Tagen erschienenes „Jahrbuch zur Christenverfolgung heute“ spricht von rund 100 Millionen Christen aller Konfessionen, die in der heutigen Zeit verfolgt werden. Schwerpunkte sind dabei besonders die nordafrikanische Region des Maghreb sowie die Länder Ägypten, Eritrea, Nigeria, Irak, Indien und Malaysia. Berichte aus China und Pakistan haben im vergangenen Jahr immer wieder von direkten Verfolgungen berichtet. In China wird jede Form von Christentum unterdrückt, die sich einer staatlichen Einmischung widersetzt. In Pakistan bekämpfen muslimische Extremisten jede Form von Christentum mit physischer Gewalt. Im vergangenen Jahr wurde dort der katholische Minister Shabez Bhatti von radikalen Moslems getötet. Behinderung anerkennen Vertreter von Behindertenorganisationen der westafrikanischen Staaten Elfenbeinküste, Mali und Burkina Faso haben auf einem Forum in Ouagadougou Regierungen und Zivilgesellschaft ihrer Länder aufgefordert, Albinismus offiziell als Behinderung anzuerkennen. In vielen afrikanischen Ländern werden Menschen, die unter der genetisch bedingten Pigmentstörung leiden, geächtet, gefürchtet und verfolgt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert den Albinismus als Behinderung, denn Betroffene leiden häufig an Sehstörungen und Sonnenbrand und haben ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. In einem WHO-Bericht heißt es, ein Fünftel der Betroffenen, deren Zahl weltweit auf 110 Millionen bis 190 Millionen geschätzt wird, habe im Alltagsleben mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Überlieferter Aberglaube wird für Albinos in Afrika immer wieder zu einer besonderen Bedrohung. Bischof Antonios Aziz Mina von Gizeh. Der koptisch-katholische Bischof von Gizeh, Antonios Aziz Mina, hat die gewalttätige Reaktion des ägyptischen Militärs auf die jüngsten Demonstrationen in Kairo scharf verurteilt und sich auf die Seite der Demonstranten gestellt. Im Gespräch mit dem Hilfswerk „Kirche in Not“ sagte Mina, das Militär habe „unschuldige Menschen erschossen“ und mit Gewalt auf friedliche Proteste reagiert. „Christen und Muslime stehen vereint auf dem Tahrir-Platz und verteidigen ihre Menschenrechte“, erklärte Mina. „Die Sicherheitskräfte haben kein Recht, friedliche Menschen zu erschießen.“ Er erwarte von den zuständigen Behörden eine Erklärung für ihr Handeln. „Die Armee hat ihre Lektion noch nicht gelernt: Wenn man auf Menschen schießt, werden sie sich wehren!“ Bischof Mina verteidigte die Demonstranten und betonte: „Die Menschen haben ein Recht darauf, ihre Meinung auf diese Weise zu äußern. Die Demonstrationen sind ihre einzige Möglichkeit, ihren Standpunkt zu verteidigen.“ Mina betonte, dass die Demonstrationen weniger eine politische Äußerung seien, sondern vielmehr ein „Schrei nach Gerechtigkeit“. „Die jungen Menschen, die die Revolution begonnen haben, haben kein Vertrauen mehr in die Obrigkeit, insbesondere in das Militär. Sie waren zu Beginn der Revolution voller Hoffnung, aber das ist vorbei“, sagte der Bischof. Die Demonstranten fordern die Machtübergabe des Militärrats an eine zivile Regierung. II • AFRIKAMISSIONARE 2-2012 NACH DEN WAHLEN Im Ostkongo geht das Leben weiter Bierwerbung an der Straße von Ruanda ins kongolesische Bukavu und darunter Reste der Wahlplakate. In Bukavu, im Osten Kongos hatten die Wähler wohl begriffen, dass es sich um eine freie Wahl handelte. Viele Politiker, die Geschenke gemacht haben, erhielten keine Stimmen. Übrigens gewann in Bukavu der Lokalmatador Vital Kamhere etwa 70 Prozent der Stim- men bei den Präsidentschaftswahlen. Der nationale Sieger Josef Kabila kam auf ganze 28 Prozent. Nach den Wahlen wandten sich die Menschen in Bukavu schnell wieder dem normalen Lebenserwerb und besonders dem Handel über die Grenze mit Ruanda zu. EDITORIAL DER GLAUBE IN ZAHLEN Jeden Tag 31 000 Katholiken mehr auf der Welt Liebe Leserin, lieber Leser, „Ägypten ist ein ganz anderes Land geworden, zum Besseren? Glaube ich eher nicht, schon gar nicht für die Christen dort“, schrieb mir ein Bekannter kürzlich. Die Nachrichten aus Ägypten sind nicht sehr ermutigend. In den vergangenen Wochen hatten salafistische Politiker erklärt, die Christen müssten entweder die von der alten islamischen Ordnung vorgeschriebene Sondersteuer „Jizya“ zahlen oder das Land verlassen. In der Tat sind viele Christen in Ägypten schockiert über das gute Abschneiden der Salafisten bei den bisherigen Wahlen. Mit der Mehrheit der Übervolle Kirchen, das ist vor allem etwas, das man in Afrika erleben kann. Muslimbrüder hatte man wohl gerechnet. Doch dass jeder fünfte ägyptische Wähler den Fundamentalisten die Stimme gab, das schockierte. Dieser Erfolg ist ein Problem nicht nur für die Christen in Ägypten. Auch die wohl moderateren Muslimbrüder, die mit ihrer Partei die meisten Stimmen bei den Wahlen erzielten, müssen den Erfolg der Fundamentalisten als Herausforderung betrachten. Die Christen in Ägypten gehören zur gebildeten Mittelschicht des Landes, ein Großteil des Han- Laut Jahresbericht des „Center for the Study of Global Christianity“ wächst die katholische Kirche jeden Tag um 31 000 neue Gläubige und zählt danach weltweit 1160 880 000 Mitglieder. Die Zahl aller Christen beträgt 2 306 609 000 gegenüber 1 578 470 000 Mus- limen aller islamischen Glaubensrichtungen, 951 587 000 Hindus und 468 403 000 Buddhisten. Die Zahl der Nichtchristen wird weltweit mit 4 681 410 000 angegeben. Fast 30 Prozent der Weltbevölkerung haben noch nie von Christus gehört. NORD– UND SÜDSUDAN Krieg und Hunger Weihbischof Daniel Adwok von Khartum. Die katholischen Bischöfe des Nord- und Südsudan haben in einer gemeinsamen Erklärung vor einem Krieg zwischen beiden Ländern gewarnt. Sie bitten die internationale Gemeinschaft dringend um Hilfslieferungen und betonten, den Menschen in den um- strittenen Grenzregionen von Nord- und Südsudan fehle es an Nahrung und medizinischer Versorgung. In den Grenzgebieten würden Zivilisten seit Wochen durch Luftangriffe „terrorisiert“. Sie forderten daher die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf, um die Kämpfe im Zentral- und Ostsudan zu beenden und meinen: „Der Krieg ist bereits ausgebrochen in den Staaten ‚Blue Nile’, ‚Süd-Kordofan’ und ‚Ost-Äquatoria’.“ Sie betonten, dass gerade der Konflikt in der erdölreichen Region Abyei inzwischen mit erheblichem militärischen Einsatz geführt wird. Weihbischof Daniel Adwok aus der nordsudanesischen Hauptstadt Khartum sagte zu den Hintergründen des Konflikts: „Die Regierung des Nordsudan behauptet mit Blick auf die südsudanesischen Grenztruppen, sie müsse auf die Anwesenheit ‚feindlicher’ Soldaten an ihren Grenzen reagieren. Die südsudanesische Regierung dagegen sagt, sie müsse die Grenze zum Norden mit Kampfeinheiten überqueren, um Rebellenmilizen zu verfolgen.“ dels ist in ihrer Hand, viele sind Lehrer und Beamte oder auch in der Tourismusindustrie tätig. Sie betrachten mit Sorge, wie sich das Land entwickelt. Am Anfang der Christenheit ist Ägypten ein christliches Land gewesen. Erst durch die militärische Eroberung des Landes durch die Muslime und die gewaltsame Unterdrückung des christlichen Glaubens sind die Christen letztlich zu einer Minderheit in ihrem eigenen Land geraten. Aber sie betrachten sich immer noch als die ursprünglichen Ägypter. Die Christen in Ägypten werden die Sondersteuer bis zum Martyrium ablehnen, meinte der koptisch-katholische Kurienbischof Youhanna Golta in einer populären Fernsehsendung kürzlich. Allerdings ist wohl nicht jeder Christ für das Martyrium geschaffen. Wir werden im Norden Afrikas also noch mit Entwicklungen zu rechnen haben, die uns bisher fremd sind oder, die wir einfach nicht wahr haben wollten. Vielleicht öffnen uns die Entwicklungen der nächsten Zeit die Augen. Ihr P. Hans B. Schering Fotos: Schering, Kirche in Not 2, Mayer 2-2012 AFRIKAMISSIONARE • III AFRIKA UND WELT KAMPAGNE GEGEN SKLAVEREI Menschen nicht zu einer Ware machen Im kommenden Jahr wird es 125 Jahre her sein, dass Kardinal Charles Martial Allemand Lavigerie, der Gründer der Missionsgesellschaft der Afrikamissionare - Weisse Väter und der Kongregation der Weissen Schwestern, auf Konferenzen in Paris, Brüssel und London das Thema „Sklaverei in Afrika“ zur Sprache brachte. In aufrüttelnden Vorträgen versuchte er, die Menschen zum Kampf gegen Sklaverei zu bewegen. Ganz bewusst hatte Kardinal Charles Lavigerie zu seinen Predigten und Vorträgen in den drei Hauptstädten der Länder, die wegen ihrer Kolonialpolitik besonders mit Afrika zu tun hatten, auch Diplomaten und Presse eingeladen. Das Echo auf seine Berichte von der immer noch existierenden Sklaverei in Afrika war enorm. In den meisten großen Zeitungen wurde darüber geschrieben. Jules Simon, ein ehemaliger Politiker, schrieb in der französischen Zeitung „Le Matin“: „Für den einfachen Priester von über 60 Jahren es mit Dingen aufzunehmen, gegen die Könige mit ihren Armeen und Finanzen nichts erreicht haben, hoffe ich, dass er in Gottes Namen erfolgreich sein wird.“ Sklaverei, ein uraltes Übel Sklaverei ist so alt wie die Menschheit. Sowohl Bibel als auch der Koran erwähnen verschiedene Formen der Sklaverei. Besonders auch in afrikanischen Staaten und Gesellschaften war Sklavenhaltung gegenwärtig gewesen und ist in einigen Staaten erst in den vergangenen Jahrzehnten offiziell abgeschafft worden. Große Ausmaße erreichte der Handel mit Sklaven im Westen nach der Entdeckung Amerikas bis der transatlantische Sklavenhandel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verboten und eingestellt worden war. Das Verbot ist besonders den evangelikalen Christen in Großbritannien zu verdanken, die sich sehr stark in der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei engagierten. Schließlich wurde auch nach dem Bürgerkrieg in den USA 1865 die dortige Verfassung geändert und die Sklaverei abgeschafft. Allerdings darf auch nicht verschwiegen werden, dass durch die Industrialisierung die Sklaverei unrentabel geworden war. Maschinen übernahmen die Arbeit der Menschen. Neue Entwikklungen in der Landwirtschaft machten Europa von Produkten wie Zucker unabhängig. Die mit Sklaven betriebenen Plantagen lohnten sich nicht mehr. Als schließlich auch Brasilien die Sklaverei und den Menschenhandel 1888 verbot nutzte Papst Leo XIII. die Gelegenheit, um in der Enzyklika „in plurimis“ nachdrücklich die Forderung zu stellen, die Sklaverei weltweit zu bekämpfen. Erfahrung des Kardinals Als Kardinal Lavigerie seine Ansprachen hielt, redete er auch nicht nur von Dingen, die seine Missionare auf ihrem Weg in das Innere des afrikanischen Kontinents erlebt und berichtet hatten. Er wusste aus eigener Anschauung, dass das Übel der Sklaverei immer noch existierte. In Nordafrika, wo er Bischof war, kauften seine Missionare auf den Märkten junge Leute frei. Diese Menschen waren aus entfernten Gegenden Westafrikas durch die Wüste nach Norden gebracht worden und wurden dort auf Märkten angeboten. Die freigekauften jungen Leute ließ er zur Schule gehen. Sein Plan war, dass sie einst als gebildete Handwerker und Ärzte in ihre Heimat zurückkehren würden und dort auch in dieser Funktion als Boten des Evangeliums und als Katechisten für die Mission tätig sein würden. Viele dieser jungen Leute erhielten auf Malta eine Ausbildung zum Arzt. Einer der bekanntesten von ihnen ist Dr. Joseph Adrian Atiman (1866 1956), der aus dem heutigen Mali stammte und in Tansania als Arzt und Katechist arbeitete. Der Junge war 1876 mit fünf anderen Kindern von einem Weissen Vater auf einem Sklavenmarkt im Norden Algeriens gekauft worden. Berichte der Missionare Die Berichte der Missionare und die Erkenntnisse aus Schriften der Forscher und Entdecker veranlassten Kardinal Lavigerie dazu, auf allen möglichen Feldern gegen die menschenunwürdige Kardinal Charles Lavigerie, Erzbischof von Algier, 1888, in nachdenklicher Pose. IV • AFRIKAMISSIONARE 2-2012 Erzbischof Lavigerie 1867 in einem Camp mit Waisen in Ben Aknoun (Algerien). VOR 125 JAHREN Zu Tausenden wurden Menschen im Inneren Afrikas gejagt, ihrer Freiheit beraubt, in Karavanen zu den Märkten getrieben und dort in die Skalverei verkauft. Praxis der Sklaverei zu kämpfen. Die Öffentlichkeit in Europa hatte das Thema Sklaverei aus den Augen verloren. Die geschah - wenn es sie noch geben sollte - in einigen dunklen Ecken der Welt. Das Ausmaß des immer noch existierenden Menschenhandels war den Leuten in Europa gar nicht bewusst. Sklaverei betrachtete man eigentlich als ein Übel aus vergangenen Tagen. Begrenzte Möglichkeiten Fotos und Illustration: WV Das Wirken gegen Sklaverei hatte der Kardinal lange vor den öffentlichkeitswirksamen Auftritten 1888 und seinen Begegnungen mit den Regierenden der damaligen Zeit begonnen. Sklaverei war für den Kardinal mit der Würde eines Christenmenschen nicht vereinbar. Sklavenhändler und ihre bewaffneten Gruppen betrachtete er als eine der großen Gefahren für seine Missionare und die Missionsstationen. Das wurde ihm besonders deutlich, nachdem seine ersten Missionare in Ostafrika angekommen und mit ihrer Arbeit begonnen hatten. Doch nicht alle Ideen des Kardinals zur Bekämpfung der Sklaverei waren auch erfolgreich. Der Ankauf aller Sklaven auf den Märkten war schon allein aus finanziellen Gründen unmöglich. Die Idee, eine Art bewaffneter Schutztruppe für seine Missionen einzusetzen und eventuell auch durch sie Sklavenhändler zu bekämpfen, war von den Kolonialmächten nicht erwünscht. Geschützte Ansiedlungen, die sich gegen Sklavenjäger verteidigen sollten, ließen sich nicht halten. Darüber hinaus betrachteten die politischen Mächte das Engagement kirchlicher Gruppen mit Argwohn. dieser Einladung nicht. Er schickte wohl 1888 die Texte seiner öffentlichen Reden an die Regierung in Berlin und sandte auch ein „Memorandum“ über die Sklaverei an den Katholikentag, der im gleichen Jahr in Freiburg stattfand. Nur begrenzter Erfolg Obwohl der Kampf gegen die Sklaverei in den letzten Lebensjahren des Kardinals ihm zur dringendsten Aufgabe geworden war, musste er doch schließlich feststellen, dass zwar anfänglich Interesse für diese Frage da war, doch dass letztlich die Politik nur dort das Thema aufgriff, wo es ihr opportun erschien. hbs 2-2012 AFRIKAMISSIONARE Politische Kontakte Auch nach Deutschland hatte Kardinal Lavigerie Kontakte. Doch obwohl er vom damaligen Botschafter in Brüssel nach der Predigt in St. Gudule nach Berlin eingeladen wurde, folgte der Kardinal - vielleicht aus Rücksicht auf die französische Regierung - •V NAHER OSTEN CHRISTEN UNTERSTÜTZEN Das Heilige Land ist in dir Die Weissen Väter sind seit 1874 im Heiligen Land. In Jerusalem ist ihnen die Annakirche anvertraut, eine Kreuzfahrerkirche aus dem 12ten Jahrhundert, gleich neben der traditionellen Stätte des Teiches von Bethesda. Seit 1882 waren die Weissen Väter hier auch mit der Ausbildung des melchitisch-katholichen Klerus beauftragt. Heute nehmen die Weissen Väter auch viele andere Aufgaben im Heiligen Land wahr. Dieser Pater hat den Schalk im Nacken, könnte man meinen, wenn man Pater Michael O’Sullivan in Jerusalem kennen lernt. Der Eindruck ist nicht ganz falsch. Der irische Weisse Vater hat viel Humor und den braucht er oft in den schwierigen Situationen im Heiligen Land. Der Humor hindert ihn nicht, die Dinge seines Missionarslebens ernst zu nehmen. Er spricht Arabisch, das hat er nicht nur in seinen Jahren als Missionar in Sudan gut brauchen können, sondern auch hier in Jerusalem. Als Direktor des Pilgerhauses „Maison d’Abraham“ im Südosten der Heiligen Stadt lebt er in palästinensischem Gebiet. Um ihn herum sprechen die Menschen Arabisch. Pilger helfen durch ihr Kommen, dass die Leute hier Arbeit haben, die christlichen Institutionen fördern den Frieden zwischen den verschiedenen Bevölkerungsteilen. Die Beziehungen zu den arabischen Christen liegen dem Pater besonders am Herzen. Er wohnt in dem Seminargebäude der Afrikamissionare neben der Annakirche. Seit dem 19. Jahrhundert bis zum Sechstagekrieg 1967 haben die Afrikamissionare – Weisse Väter hier den melchitisch-katholischen Klerus ausgebildet und zwar in Arabisch. Heute haben die Weissen Väter aus dem Seminar ein Haus für Exerzitien und Weiterbildung gemacht und haben eine internationale Gruppe von Theologiestudenten dort. Besondere Beziehung hält Pater O’Sullivan mit der melchitischen Gemeinde in Beth Sahur, einem kleinen Ort gleich neben Bethlehem. Er feiert dort die Liturgie mit den melchitisch-katholischen Christen auf Arabisch. Jedes Mal, wenn er dorthin fährt, muss er durch die Absperrungen, die Israel errichtet hat, um sich von den palästinensischen Gebieten abzutrennen. Die Trennmauer ist höher als die in Berlin es je gewesen ist. Die hohe Betonwand, die bedrohlichen Wachtürme und der Stacheldraht auf den Mauern vermitteln den Palästinensern den Eindruck des „Abgeriegelt-Seins“ von der Welt. Pater O’Sullivan und die Ikone in der Gemeinde. Nur mit Humor zu ertragen Besonders die Sprayer auf palästinensischer Seite begegnen diesem unüberwindlichen „Schutzwall“ mit einer Art von Humor. „Das Heilige Land ist in dir“, hat jemand auf den Beton gesprüht und dazu eine Ansicht des Meeres, das er wegen der Mauer nicht erreichen kann. Oder einer sagt einfach: „Wirf meinen Ball wieder rüber“. Ein Sprayer meint: „Nichts ist für ewig“ und ein anderer schreibt, „Freiheitsmenü: Glaube, Hoffnung, Liebe – Freude und Gotterkenntnis, Jesus hat schon alles für dich bezahlt.“ Die Situation der arabischen Christen Die melchitischen Christen in Beth Sahur brauchen eine Menge Humor, damit sie in ihrer schwierigen Situation leben können. Einst waren die Christen in Bethlehem und den umliegenden Dörfern in der Mehrheit. Dann sind immer mehr palästinensische Muslime in die Orte gekommen, geflohen oder vertrieben aus den israelisch besetzten Gebieten. Inzwischen sind es so viele geworden, dass die arabischen Christen in ihrer Heimat eine Minderheit geworden sind. Arabische Christen haben es doppelt schwer, sie leiden mit den anderen Arabern unter den Repressalien Israels, stehen wegen ihres Glaubens aber auch unter Druck von den Diakon Jean Marie, P. Michael O’Sullivan und der Pfarrer Abuna Azis Halaweh bei der Palmprozession. VI • AFRIKAMISSIONARE 2-2012 ORIENTALISCHE KIRCHE muslimischen Arabern. Darüber hinaus müssen sie noch feststellen, dass die christlichen Pilger aus aller Welt von ihnen kaum Notiz nehmen und glauben, das Heilige Land sei nur jüdisch und muslimisch. Die einheimischen Christen stehen zwischen allen Fronten. Viele arabische Christen gaben auf und sind ausgewandert, leben in Frieden in Nordamerika, in Europa oder Australien. Das macht die Situation der zurückbleibenden Gemeinden nicht einfacher. Große Feiertage stärken die Gemeinde Nein, nicht alle Christen wollen aufgeben. Als irischer Priester, als Arabisch sprechender Afrikamissionar stärkt Pater Michael O’Sullivan den melchitischen Christen von Beth Sahur den Rücken. Mit Abuna Azis Halawe, dem Pfarrer der melchitischen Gemeinde, ist er gut befreundet und feiert mit ihm gemeinsam die Liturgie an den Festtagen. Vom Vatikan hat er die Erlaubnis, sowohl im römischen als auch im melchitischen Ritus die Eucharistie zu feiern. In der Karwoche und an den österlichen Feiertagen ist die Kirche besonders gut mit Gläubigen gefüllt. Die Männer des Chors singen in feierlichem Wechselgesang mit der Gemeinde. Die Rolle der Männer in der Liturgie ist sehr stark und überraschend viele Männer nehmen an den Liturgiefeiern teil. Die Priester zelebrieren die Eucharistie wie in allen östlichen Kirchen hinter einer Ikonostase, eine Wand von Heiligenbildern, die den Eine scheinbar unüberwindliche Mauer trennt Palästina vom Rest des Heiligen Landes. Altarraum vom Gemeinderaum abtrennt. Zu den wichtigen Ereignissen der Feier tritt der Zelebrant vor die Ikonostase. Dort verkündet er das Evangelium, predigt oder teilt die Eucharistie an die Gläubigen aus, die von allen unter beiderlei Gestalten empfangen wird. Auch Kleinkindern wird die Kommunion gespendet. Zeugnis in der Öffentlichkeit Besonders die Prozession an Palmsonntag wird von den Christen genutzt, in aller Öffentlichkeit der Welt zu zeigen, dass sie als Gemeinden nicht nur existieren, sondern ihren Glauben auch nach außen tragen und leben wollen. Die Palmprozession wird mit großem Pomp gestaltet. Vorne weg marschieren die Fahnen tragenden christlichen Pfadfinder hinter einer Musikkapelle aus Trommeln und Dudelsäcken. Dahinter reihen sich in loser Formation die Christen ein, zuerst die Männer, dann die Frauen und Kinder und dahinter die Messdiener und die Geistlichkeit mit den heiligen Ikonen. Und am Straßenrand staunen die muslimischen Araber über ihre christlichen Mitbürger. hbs Fotos: Schering Alle Plätze sind besetzt, in der Osterzeit sind die Gottesdienste gut besucht. In lockerer Art ist die Gemeinde bei der Prozession unterwegs durch den Ort . 2-2012 AFRIKAMISSIONARE • VII NAMEN UND NACHRICHTEN Senegal „Das postsynodale Schreiben „Africae munus“ ist ein Wegweiser für Afrika,“ sagte der afrikanische Kardinal Théodore-Adrien Sarr. Er ist Erzbischof von Dakar. Gerade Nordafrika habe ein bewegtes Jahr erlebt, fügt Sarr an. Deshalb biete das Schreiben eine Lösung für die künftige Entwicklung des Kontinents. „Wir bereiten derzeit einen Aktionsplan vor. Daran beteiligen sich alle afrikanischen Bischofskonferenzen. Damit möchten wir konkrete Schritte erarbeiten, um Afrika zu helfen, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Die Schlussfolgerungen von „Africae munus“ helfen uns dabei sehr. Wichtig sind zwei Punkte: die Sicherung des Friedens und die Förderung der Gerechtigkeit.“ Der Arabische Frühling habe die politische Ordnung in ganz Afrika beeinflusst, fügt Kardinal Sarr an. „Das Leben der Völker und Nationen ist auf positive, aber auch auf negative Weise beeinflusst worden. Man muss offen gestehen, dass es in vielen afrikanischen Ländern im Laufe des Jahres Verbesserungen der Lebensbedingungen gegeben hat.“ rv Nigeria Die antichristliche Haltung im Norden Nigerias ist mittlerweile zu einem „Krebsgeschwür“ geworden. Das sagt der Apostolische Nuntius in dem westafrikanischen Land, Erzbischof Augustine Kasujja. Gerade jetzt müsse die staatliche interreligiöse Kommission sich für Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Religionsgemeinschaften einsetzen, so der Nuntius. Die wahren Hintergründe müsse man aber noch genauer untersuchen. Bereits vor einigen Monaten, als die Polizei den Spre- cher von „Boko Haram“ festnahm, hieß es, „Boko Haram“ sei eine Gruppe von Marionetten, die von einigen bedeutenden Politikern des Nordens im Hintergrund geführt werden. Der Vertreter des Heiligen Stuhls in Abuja sagt, dass es gerade Politiker seien, die am meisten von der prekären Lage profitieren würden. „Einige Politiker im Norden des Landes schienen nicht zufrieden zu sein, dass ein Staatspräsident aus dem Süden Nigerias gewählt wurde und der dazu auch noch Christ ist.“ rv Ägypten Auch im zweiten Wahlgang haben die beiden islamistischen Parteien ihren Vorsprung ausbauen können. Die Partei der Muslimbruderschaft und die Partei der Salafisten erhielten mit Abstand die meisten Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug allerdings nur 43 Prozent. Die 498 Parlamentsmandate werden in einem komplizierten Wahlverfahren vergeben. Zwei Drittel der Parlamentarier werden über Listen gewählt, ein Drittel sind Direktkandidaten. Mindestens die Hälfte der Abgeordneten müssen Arbeiter oder Bauern sein. eb Südsudan 92 Millionen Dollar sind nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) nötig, um noch vor der Regenzeit im März 2,7 Millionen Hungernden Hilfe zukommen zu lassen. Etwa ein Drittel der Bevölkerung im Südsudan leidet unter einer Hungersnot. Nach schlechten Ernten haben sich die Preise für Lebensmittel teilweise verdreifacht. Konflikte, Landminen und eine mangelhafte Infrastruktur behindern den Zugang zu den Betroffenen. eb Angola Vor der Küste Angolas hat der Ölproduzent Total im Dezember 2011 die größte schwimmende Ölplattform der Welt eingeweiht. Angola erlebt Dank seines Ölreichtums einen beispiellosen Wirtschaftsboom und gehört zu den wichtigsten Öl-Exporteuren Afrikas. Mitte vergangenen Jahres war die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in die Kritik geraten, als sie dem angolanischen Präsidenten José Eduardo dos Santos im Rahmen eines Rüstungsgeschäftes deutsche Patrouillenboote VIII • AFRIKAMISSIONARE 2-2012 D. R. Kongo Unter massiver militärischer Präsenz fand in Kinshasa die Feier zur erneuten Amtsübernahme des bisherigen Präsidenten Joseph Kabila nach seiner umstrittenen Wiederwahl statt. Einziger hochrangiger Gast bei den Feierlichkeiten war Simbabwes Präsident Robert Mugabe. Oppositionsführer Etienne Tshisekedi hatte nach der Wahl seine Niederlage nicht zugegeben und erklärt, er halte sich für den „gewählten Präsidenten“. Das Oberste Gericht bestätigte allerdings den Sieg Kabilas. Trotzdem beansprucht der bei der armen Bevölkerung beliebte Tshisekedi den Wahlsieg weiter für sich und legte in seinem Privathaus den Amtseid als Präsident der Demokratischen Republik Kongo ab. Sicherheitskräfte hatten Limete im Osten von Kinshasa abgeriegelt, Anhänger Tshisekedies vertrieben und eine öffentliche Eidablegung verhindert. Seit der umstrittenen Wahl sind laut Medienberichten viele Menschen wahllos festgenommen und Dutzende Demonstranten von Sicherheitskräften getötet worden. eb Tansania Der Erzbischof von Daressalam, Kardinal Polycarp Pengo, fordert Verfassungsreformen. So sollten mehr Parteien zugelassen werden. Die Reformen müssten vor den nächsten Wahlen 2015 erfolgen, ansonsten stürze das Land „in ein Chaos“. Die wahre Unabhängigkeit zeige sich nicht nur durch Feierlichkeiten, sondern sei harte Arbeit. Diese müsse den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Wohlstand der Bevölkerung sichern, so der Erzbischof in einer Mitteilung zur 50-jährigen Unabhängigkeit des Landes. rv EUROPA WEISSE SCHWESTERN Eine Missionarin aus dem Kosovo Am 30. April 2011 hat Schwester Aferdita Dushaj ihre ersten Gelübde als „Missionarin Unserer Lieben Frau von Afrika“ abgelegt. Aferdita stammt aus dem Dorf Gjakove im Kosovo, wo die Pfarrei von den Franziskanerpatres betreut wird. Berufungen aus den Ländern des Balkans sind bei den Weissen Schwestern rar. Darum also das Interesse, die Missionarinnen in ihrer Heimat bekannt zu machen. Zehn Tage lang sind Schwester Jeanne d’Arc Ouattara (aus Burkina Faso) und Schwester Gisela Schreyer (aus Deutschland) bei Familie Dushaj zu Besuch gewesen. Gemeinsam haben sie auch einige Aktivitäten zur Missionarischen Bewusstseinsbildung unternommen. Die Eindrücke von dem Besuch sind sehr positiv: „Wir sind äußerst freundlich aufgenommen worden, sowohl in der Familie als auch im Dorf. Viele Leute sind in das Haus von unserer Mischwester Aferdita gekommen und haben uns mit Fragen überhäuft – und dann war da auch die Neugierde: sie wollten auch die afrikanische Schwester sehen. Wir konnten meist nur mit einem Lächeln auf die Fragen reagieren. Die albanische Sprache scheint von all den Sprachen, die wir kennen, sehr verschieden zu sein. Also musste Aferdita uns ständig die Fragen ins Französische übersetzen. Es gibt im Kosovo kaum Leute, die Französisch oder Englisch sprechen. Während einer Eucharistiefeier stellte uns der Pfarrer der Gemeinde vor. Es ist das zweite Mal, dass einige Schwestern der Kongregation in den Kosovo kamen. Die Weissen Schwestern sind also schon ein wenig bekannt. Der Kosovo trägt immer noch tiefe Wunden, die aus dem Krieg von 1999 stammen: die meisten Familien haben mindestens eines ihrer Mitglieder verloren. 2008 wurde das Land unabhän- Sr. Aferdita (Mitte, erste Reihe), mit den vielen jungen Christen, die etwas über Mission und Afrika erfahren wollten. gig, doch es ist bis heute nur von wenigen Ländern anerkannt. Das hindert natürlich die Außenwelt daran, dort zu investieren: es ist schwierig Arbeit zu finden. Deshalb haben beinahe alle Familien jemanden, der in einem anderen europäischen Land arbeitet. Die katholische Kirche ist in diesem mehrheitlich islamischen Land in der Minderheit. Doch die Christen leben ihren Glauben mit Freude und haben ihre eigenen Glaubenszentren. Wir haben auch den Bischof von Kosovo, Mgr. Dodë Gjergji, getroffen und in Lednica den Bau einer Kathedrale unter den Namen der heiligen Mutter Theresa bestaunt. Denn sie hat dort ihren missionarischen Ruf, nach Indien zu gehen, gehört: heute ist es ein Wallfahrtsort. Eines Abends haben wir an der Universität mit Studentinnen und Studenten Gespräche geführt: wir haben dargelegt, was unsere Berufung ist, in Afrika dem Evangelium gemäß zu leben und dass wir das gerne zu- sammen mit jungen Leuten aus dem Kosovo tun möchten. Gemeinsam haben wir auf Albanisch das Gebet zu Unserer Lieben Frau von Afrika gebetet. Text: Sr. Jeanne d’Arc Ouattara Fotos: WS Die Schwestern Jeanne d’Arc, Aferdita Dushaj und Gisela Schreyer (von links). 2-2012 AFRIKAMISSIONARE • IX DEUTSCHL AND – AFRIKA KOUDOUGOU – BURKINA FASO Hilfe bei der Lösung von Konfliktfällen Pater Andreas Göpfert aus Wertheim am Main arbeitet seit 1994 als Missionar in Westafrika. Von 2000 bis 2003 hat er ein Studium in Paris, Dublin und Namur absolviert. Dabei hat er Friedensforschung studiert und seinen Abschluss an der belgischen „Friedensuniversität“ in Namur im Bereich positiver Konfliktlösung gemacht. Das Ergebnis seiner Studien und die Erfahrung der vergangenen Jahre gibt er in Kursen weiter. In den vergangenen Wochen durf- men in der Schule und Konflikte- also gefragt. Glücklicherweise wir die Aufmerksamkeit der Teilte ich neue Erfahrungen sam- skalation. Der Aufenthalt in Leo hatte ich zwei kompetente Schü- nehmer gewinnen. ler neben mir, die mir beim Über- Während der zwei Vormittage meln. Ich wurde von der im Süden war für mich sehr bereichernd. des Landes gelegenen Pfarrei von Zurück in meiner Gemeinschaft setzen ins Moore und ins Lyele war ich als Animator tätig. An Leo eingeladen. Sie liegt gerade in Koudougou hatte ich gerade halfen. Wir behandelten vor al- den Nachmittagen durften sich mal 15 Kilometer von der ghanai- einmal zwei Tage zum Ver- lem die Konflikte innerhalb des mehrere Teilnehmer und Teilschen Grenze nehmerinnen weg. Zwei Tage als Animatoren lang leitete ich erproben. Jeder eine Weiterbilbereitete mit dungsveranHilfe der pädastaltung mit 30 gogischen DoKatechisten, die kumente ein von den verThema vor und schiedenen Ortdurfte dann in schaften der einer Gruppe Pfarrei zuvon etwa 20 sammenkamen. Teilnehmern Sie legten bis zu selbst als An50 Kilometer imator oder Anper Rad oder imatorin ErfahMoped zurück. rung sammeln. In den dortigen Diese GruppenBasisgemeinanimationen schaften sind durch die Teilsie die nehmer waren Verantwortliaußergewöhnchen für die Kalich gut. Sie techese und die wurden geLiturgie. meinsam ausAnhand von persönlich hergestelltem Arbeitsmaterial wird das Thema „Konfliktbewältigung“ verständlich gemacht. Während des gewertet und Treffens behandelten wir die exi- schnaufen. Ich wurde nämlich in Ortschaftslebens, wie auch die manche erwähnten Tipps und stierenden Konflikte zwischen der Katechistenschule der Diöze- innerhalb der Familie. Verbesserungsvorschläge sind siLandwirten und Viehzüchtern, se in Imasgo erwartet. Dort wer- So gibt es zum Beispiel Konflikte cherlich sehr nützlich für die Teilzwischen Landwirten und den den junge Leute als Katechisten am Dorfbrunnen und zwischen- nehmer. In der Zukunft werden neuen reichen Großgrundbesit- ausgebildet. Diese Ausbildung menschliche Konflikte, die zu sie solche Animationen in ihren ethnisch und religiösen Ausein- eigenen Ortschaften anbieten zern, wie auch zwischen der alt- dauert drei Jahre. eingesessenen und der hinzuge- Als ich den Unterrichtssaal be- andersetzungen eskalieren. Es können. zogenen Bevölkerung. An einem trat, war die Überraschung ge- geht oft um Wut- und Frustbe- Am Ende meines zweitägigen Tag hatte ich noch die Möglich- waltig. Ich hatte vor mir bis zu 75 wältigung. Mit Hilfe von persön- Aufenthaltes war die Begeistekeit zusammen mit zehn Lehrern junge Ehepaare. Ganz abgesehen lich ausgearbeitetem pädagogi- rung groß. Im März bin ich nochdie Thematik der Friedenserzie- von den Kleinkindern, die sich schen Material und unterstützt mals für weitere Themen eingevon Zeichnungen, die das reelle laden. Ich freue mich jetzt schon hung zu erarbeiten, unter ande- überall bemerkbar machten. rem behandelten wir Gewaltfor- Kreatives Improvisieren war hier Leben wiederspiegeln, konnten darauf. P. Andreas Göpfert X • AFRIKAMISSIONARE 2-2012 Gerechtigkeit und Frieden, Begegnung und Dialog Zwei Tage lang waren in Köln die Verantwortlichen der Afrikamissionare für die Arbeit im Bereich Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu einer Tagung in Köln. Jeder Sektor der Europaprovinz war mit einem oder zwei Vertretern dabei. Für Deutschland waren das Pater Wolfgang Schonecke (Berlin) und Pater Hermann Kimmich (Dillingen). Pater Johannes Pristl (München) führte bei der Tagung Protokoll. Als erstes stellte die Versammlung, die vom Provinzial P. André Simonart (Brüssel) geleitet wurde, fest, was in den einzelnen Sektoren im Arbeitsbereich Gerechtigkeit und Frieden geschieht und wer dabei mitmacht. Eine ganze Anzahl Mitbrüder sind in diesem Bereich mit gro- ßem Einsatz dabei. Allerdings wurde betont, dass das Alter bei vielen Mitbrüdern nur noch eine begrenzte Mitarbeit erlaubt und manch einer sich von den Anforderungen dieses Themas überfordert sieht. Dann wurde besonders darauf hingewiesen, dass dieser Ar- beitsbereich nicht nur auf Gerechtigkeit und Frieden begrenzt ist, sondern im Sinne des letzten Generalkapitels auch „Begegnung und Dialog“ mitbedacht werden müssen. Es sei sinnvoll, nicht selber Aktionen zu starten, sondern bei bestehenden Aktivitäten mitzu- machen und die eigene Erfahrung einzubringen. 2013 begeht die Missionsgesellschaft das 125jährige Jubiläum der Antisklavereikampagne von Kardinal Charles Lavigerie. Seine Anstrengungen für die Rechte der Menschen werden in diesem Jahr besonders herausgestellt. eb ZUM GEDENKEN Schwester Käthe war gerade 90 Jahre alt geworden am 6. November 2011. Käthe Reuschenbach hatte in den Jahren 1940 bis 41 in Trier die Krankenpflege erlernt und war danach als Caritas.Schwester tätig. Im Kriege durften die Weissen Schwestern keine Kandidatinnen aufnehmen, so konnte sie erst 1945 in die Kongregation eintreten. Schwester Käthe gehörte zu den Schwestern, die nicht nach Afrika ausreisen konnten, da es den Deutschen auch noch nach dem Kriege einige Jahre verwehrt war, ins Ausland zu gehen. Sie wurde in der Heimat eingesetzt. Sie hat erfahren, was es heißt, eine Gemeinschaft aus den Trümmern des Krieges aufzubauen. Ihre Talente und Fähigkeiten wurden dort eingesetzt, wo sie am Nötigsten gebraucht wurden. So war sie auch all die Jahre, außer einigen Kurzaufenthalten im Ausland, immer in der Heimat tätig. Durch ihre Arbeit, sei es in der Verwaltung von Krankenhaus oder Altenheim, sei es als Hausoberin oder im Sekretariat, oder als Provinzoberin, war sie Wegbereiterin und Wegbegleiterin für so viele Schwestern, die sich auf einen Einsatz in Afrika vorbereitet haben. Sie hat sich nie geschont, sich hingegeben bis zur Erschöpfung. Ganz sicher hat es manches Mal Situationen gegeben, wo sie nicht wusste, was tun. Und auch in der Zeit nach dem Wiederaufbau wurden die Probleme für sie als Verantwortliche für die Schwestern, nicht weniger. Auch ihre Gesundheit hat darun- ter gelitten aber sie hat ihren Einsatz bis zum Ende ihrer Amtszeit voll gelebt. Später durfte sie und dürfen heute noch alle Schwestern mit ihr in Dankbarkeit zurückschauen auf so manches, was durch ihre Initiative gewachsen und geworden ist. Die letzten Jahre ihres Lebens hat sie in der Pflegestation des Seniorenheimes der Barmherzigen Brüder in Trier und in Neunkirchen, im „Haus am See“, verbracht. Wir könnten meinen, dass sie nicht mehr alles um sich herum so richtig mitbekommen hat und sind geneigt zu sagen, dass der Tod für sie eine Erlösung war, dass sie nun in Ruhe und Frieden bei ihrem Gott sein darf, dem ihr ganzes Leben gehörte. Aber war dem wirklich so? Bei den Besuchen, die sie von den Schwestern erhielt, gab sie immer wieder Zeichen des Verste- Sr. Käthe Reuschenbach (Schwester Blanda) 1921 - 2011 hens. Sie dankte durch Gesten, aber auch durch Worte, auch wenn sie nur gehaucht waren. Sie hat mit den Schwestern gebetet, und sogar gesungen. Sie bat um ein Wiederkommen, und sie bat um den Segen. Am 5. Dezember 2011 konnte Schwester Käthe voll Vertrauen all das, was Gott in ihr begonnen und vollendet hat, wieder in Seine Hände zurücklegen. 2-2012 AFRIKAMISSIONARE Foto: WS . Göpfert, Schering • XI ZUM GEDENKEN Wir Afrikamissionare feiern Eucharistie und beten an jedem Bruder Josef Vorderbrüggen 1929 - 2011 Josef Vorderbrüggen wurde am 18. August 1929 in Varensell bei Gütersloh geboren. Von 1946 bis 1949 machte er eine Lehre als Sattler und Polsterer, die er mit dem Gesellenbrief abschloss. Im April 1951 ging er zu den Weissen Vätern nach Langenfeld ins Postulat und machte das Noviziat, das er in Marienthal mit dem einjährigen Eid am 23. Oktober 1953 beendete. Nach zwei Jahren im „Brothers Training Center“ in Marienthal wurde er dort zum Koch ernannt, zur großen Zufriedenheit des Ökonoms, der ihn in Französisch unterrichtete. 1958 erhielt Josef seine Ernennung nach Afrika, in die damalige Diözese Baudouinville in Belgisch-Kongo. Zur Vorbereitung machte er noch eine Ausbildung als Schuhmacher in Trier und ging einige Monate nach Verviers in Belgien, um sein Französisch zu verbessern. Am 25. Januar konnte er endlich von Brüssel aus nach Afrika fliegen. In Baudouinville (Moba), wo er am 26. September 1959 den Ewigen Eid ablegte, übernahm er die Handwerkerschule und begann mit dem Gerben von Kuhhäuten. Von dem Leder machte er Schuhe, Fußbälle, Gürtel und Taschen. Allerdings verursachte die Arbeit mit der Gerberbrühe später eine Rheuma-Erkrankung, als deren Folge er schließlich zwei künstliche Hüftgelenke bekam. 1993 musste er sein Handwerk aufgeben und wurde Ökonom im Regionalhaus in Bukavu. Dort half er viel den Flüchtlingen aus Ruanda, die noch heute nach ihm fragen. Nach erneuten Schwierigkeiten mit der Hüfte, wurde er 1999 in die deutsche Provinz ernannt, zunächst nach Hörstel, ab 2001 nach Trier. In Trier war seine Hauptbeschäftigung zunächst, die vielen Besucher an der Pforte zu empfangen, sowie die Arbeit im Garten. Trotz seiner starken Gehbehinderung – ohne Krücken konnte er keinen Schritt gehen – versuchte er, des Unkrauts Herr zu werden und die Bäume zu beschneiden. Seine angeschlagene Gesundheit ließ sich allerdings nicht verleugnen. Zuerst musste er wegen seiner Schwerhörigkeit den Dienst an der Pforte aufgeben. Wegen seiner nachlassenden Gesundheit wurden mehrere Krankenhausaufenthalte nötig. In der Nacht zum 23. November 2011 verschlechterte sich sein Zustand. Im Beisein eines Mitbruders waren seine letzten Worte: „Ich will nach Hause!“ Kurze Zeit später war er dort. Er hatte viel um eine gute Sterbestunde gebetet, die der Herr seinem treuen Diener auch gewährte. XII • AFRIKAMISSIONARE 2-2012 50739 Köln, – Sektorverwaltung – Ludwigsburger Str. 21, Tel. (0221) 917487-0, Fax/Verwaltung (0221) 917487-425 Fax/Ökonomat (0221) 917487-418 Commerzbank, Köln : 9 831 241, BLZ 370 800 40 13353 Berlin, Willdenowstr. 8a, Tel. (030) 74001900 oder 2169170 Fax (030)74001909 oder: 2169183 Postbank Berlin: 636498-108, BLZ: 10010010 66763 Dillingen/Saar, Friedrich-Ebert-Straße 63, Tel. (06831) 71187, Fax (06831) 705626 Postgiro Saarbrücken 5006-661, BLZ 59010066 Frankfurt/Main Postgiro Frankfurt 220225-607, BLZ 50010060 72401 Haigerloch, Annahalde 17, Tel. (07474) 95550, Fax (07474) 955599 Sparkasse Zollernalb 86302069, BLZ 65351260 48477 Hörstel, Harkenbergstr. 11, Tel. (05459) 9314-0, Fax (05459) 9314-80 Volksbank Hörstel 800809000, BLZ 40363433 Linz/Rhein, Sparkasse Neuwied 2527 BLZ, 574 501 20 80993 München, Feldmochinger Straße 40, Tel. (089) 148852-000, Fax (089) 148852-015 LIGA-Bank München 220 121 6, BLZ 750 903 00 33397 Rietberg, Torfweg 33, Tel. (05244) 7648 IMPRESSUM Eigenteil der Afrikamissionare- Weisse Väter Redaktion: P. Hans B. Schering, Ludwigsburger Str. 21, 50739 Köln Vertrieb: Afrikamissionare / Weisse Väter, Ludwigsburger Str. 21, 50739 Köln, Tel. 0221/917487-413. Preis: Zustellung durch Förderer: 10,00 Euro. Postzustellung: 12,90 Euro, Belgien: 14,50 Euro. Nicht abbestellter Bezug gilt als erneuert. 7% Mehrwertsteuer im Bezugspreis eingeschlossen. Bestellungen und Zahlungen über: Afrikamissionare, Postgiro Köln 2265 62-505, BLZ 370 100 50, oder Commerzbank Köln 9 831 241, BLZ 370 800 40. Für internationale Überweisungen: Hypo Vereinsbank Köln IBAN DE34 3702 0090 0003 7030 88 SWIFT (BIC) HYVEDEMM429 Litho und Druck: LVD Limburger Vereinsdruckerei, Senefelderstraße 2, 65549 Limburg. Freitag der Woche für unsere Wohltäterinnen und Wohltäter, Freunde, Verwandten und alle, die sich unserem Gebet empfohlen haben. ADRESSEN AFRIKAMISSIONARE – WEISSE VÄTER www.afrikamissionare.de Objekt 14 54290 Trier, Dietrichstr. 30, Tel. (0651) 975330, Fax (0651) 9753350 Pax-Bank, Trier 3007744012, BLZ 58560294 54290 Trier, Seniorenzentrum der Barmherzigen Brüder, Bruchhausenstr. 22a, Tel. (0651) 937761-0, Fax 0651-3053 A-6094 Axams/Tirol, Postfach-Postlagernd, Tel. (D-72401 Haigerloch) 0049 7474-9555-0 Fax 0049 7474-9555-99 - P .S.K: 7 179 374. WEISSE SCHWESTERN 54292 Trier, – Regionalleitung – Hermeskeiler Straße 49, Tel. (0651) 5141 Fax (0651) 5142 Postgiro Köln 92550-509, BLZ 37010050 56154 Boppard, Rheinblick 9, Tel. (06742) 60068 und 60069 66271 Kleinblittersdorf, St. Barbarahöhe 1. Tel. (06805) 39298 51069 Köln Thielenbrucher Allee 29, Tel. (0221) 681563 66625 Nohfelden-Neunkirchen Am Schöffenshof 1, Tel. (06852) 8966190 66280 Sulzbach-Neuweiler, St. Ingberter Str. 20, Tel. (06897) 578298 54295 Trier, Bernhardstr. 11, Tel. (0651) 32030 und 32039 54290 Trier, Seniorenzentrum der Barmherzigen Brüder, Bruchhausenstr. 22a, Tel. (0651) 937761-222 Foto: Schering