Knochenarbeit: Den ganzen Tag schleppen Frauen 20 Kilo schwere Eimer mit Sand aus dem Meer. Foto: Tosarelli |
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Auf Sand gebaut
Knapper Rohstoff
In vielen Alltagsdingen – von Häusern über Autos, Kosmetika, Nahrungsmittel bis hin zu Elektronik – sind wir von Sand abhängig. Doch der Rohstoff wird knapp. Illegaler Sandabbau boomt, mit zum Teil dramatischen Folgen für Umwelt und Menschen.
Sand ist nach Luft und Wasser der drittwichtigste Rohstoff der Erde. Er steckt in Autobahnen, Glas, Handys, Waschmitteln und Gebäuden. Die wachsende Weltbevölkerung, und damit verbunden der immer stärker boomende Bausektor, tragen dazu bei, dass der wichtige Rohstoff knapp wird. Die größten Sand-Importeure waren 2012 Katar, China und Indien.
Ein paar Zahlen: 200 Tonnen Sand benötigt man für den Bau eines Einfamilienhauses. Zwei Tonnen Beton werden jährlich pro Erdbewohner produziert. Das entspricht zehn bis 15 Milliarden Tonnen Sand, die aus der Natur entnommen werden. Nach der Ausbeutung von Flussbetten und Kiesgruben wird nun vermehrt Sand aus dem Meer abgebaut. Denn verwertbarer Sand ist nicht in Hülle und Fülle vorhanden. Wüstensand eignet sich wegen seiner glatten Oberflächenstruktur nicht zum Einsatz im Bau.
Die Entnahme von Meeressand aber bringt Probleme mit sich: Baggerschiffe pumpen nicht nur Wasser und Sand nach oben, sondern auch alles, was auf dem Meeresboden lebt. Vor der Küste Sumatras wurde dadurch beispielsweise schon das gesamte Ökosystem zerstört, einheimische Fischer verlieren ihre Existenzgrundlage. Werden Strände abgetragen, wie etwa auf den Kapverdischen Inseln oder vor Senegals Hauptstadt Dakar, fallen wichtige natürliche Schutzwälle weg. Die Menschen sind vor Überschwemmungen oder Hurrikans nicht mehr ausreichend geschützt, ihre Häuser in Strandnähe werden unterspült.
Mit der Zerstörung von Stränden sickert auch vermehrt Salz ins Grundwasser, was wiederum Konsequenzen für die Landwirtschaft bedeutet. Einige Länder wie Indonesien und Vietnam haben mittlerweile den Sandabbau und -export verboten. Doch die riesige Nachfrage nach dem kostengünstigen Rohstoff führt zu illegalem Abbau und dem Entstehen einer „Sand-Mafia“. Und Menschen, deren Lebensgrundlage durch Überfischung des Meeres verloren gegangen ist, haben oft keine andere Wahl, als den Sand ihrer Küsten zu verkaufen. Zwar gibt es Sand-Recycling-Alternativen, aber die sind – noch – teuer.
Von Eva-Maria Werner
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