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Schwester Karolina Schweihofer @ privat

„Ich bin be­ru­fen - das zu sa­gen ist ein Ta­bu!“

Schwes­ter Ka­ro­li­na be­g­­lei­­tet Frau­en, die sich zur Pries­­te­rin be­ru­fen füh­len. Es sei für sie nicht
nach­voll­zieh­bar, dass ka­tho­li­sche Wür­den­trä­ger sa­gen kön­nen, die Kir­che ha­be nicht die Voll­macht,
Frau­en zu Pries­te­rin­nen zu wei­hen, sagt sie im kon­ti­nen­te-In­ter­view.

Pries­ter­amt für Frau­en – das ist für Sie kei­ne Fra­ge, oder?

Das ist für mich kei­ne Fra­ge! Für mich stellt sich die Fra­ge eher an­ders­her­um: Warum kön­nen nur Män­ner Pries­ter sein und Je­sus Chris­tus re­prä­sen­tie­ren? Gott hat den Men­schen er­schaf­fen, als Mann und Frau, als sein Eben­bild. Der Apos­tel Pau­lus be­tont in sei­nen Brie­fen, dass Chris­tus in uns wohnt. So­mit sind wir doch al­le Chris­tus­trä­ger und -trä­ge­rin­nen und re­prä­sen­tie­ren Chris­tus. Je­sus hat Män­ner und Frau­en in sei­ne Nach­fol­ge ge­ru­fen. Ent­schei­den­der als die Fra­ge nach dem Ge­sch­lecht ist doch die Aus­rich­tung und die Be­zie­hung zu Je­sus Chris­tus, das Le­ben aus und nach sei­nem Evan­ge­li­um, das hei­len­de, be­f­rei­en­de, er­mu­ti­gen­de Da­sein für die Men­schen. Kri­te­ri­um soll­te doch die Be­ru­fung sein, die die ein­zel­nen in sich wahr­neh­men, das Cha­ris­ma, das sie be­fähigt für die­sen Di­enst.

Das Lehr­amt sieht das an­ders…

Das stimmt. Aber es ist für mich, wie für vie­le Ka­tho­lik­in­nen und Ka­tho­li­ken nicht mehr nach­voll­zieh­bar, dass das kirch­li­che Lehr­amt oder ka­tho­li­sche Wür­den­trä­ger sa­gen kön­nen, die Kir­che ha­be nicht die Voll­macht, Frau­en zu Pries­te­rin­nen zu wei­hen. Oder wie vor kur­zem die ver­nich­ten­de Aus­sa­ge: Die Kir­che hat nicht die Voll­macht, gleich­ge­sch­lecht­li­che Paa­re zu seg­nen. Mir stel­len sich da zwei Fra­gen: Wer ist denn in die­sem Fall die Kir­che? Sind es die Ver­ant­wort­li­chen in Rom, der Papst, die Glau­bens­kon­g­re­ga­ti­on?

Ich ha­be lan­ge Zeit ver­stan­den: „Die Kir­che“, das sind wir als Chris­tin­nen und Chris­ten. Und wer hat dann die Voll­macht? Wenn wir ge­mein­sam als Kir­che auf Je­sus Chris­tus schau­en und auf sein Evan­ge­li­um hö­ren, so hat sich Je­sus doch al­len Men­schen oh­ne Un­ter­schied zu­ge­wandt, hat sie ge­seg­net, hat mit ih­nen ge­ges­sen, hat sie in sei­ne Jün­ger­schaft be­ru­fen und aus­ge­sandt – Män­ner und Frau­en. Er hat aber je­ne scharf kri­ti­siert, die den Men­schen „schwe­re Las­ten auf­bür­den“. Für mich blei­ben Aus­sa­gen des kirch­li­chen Lehram­tes, die so weit weg sind von der mensch­ge­wor­de­nen Lie­be Got­tes für je­den Men­schen, fremd und un­ver­ständ­lich.

Sie sa­gen, Sie sind be­ru­fen. Wo­her kommt die­se Si­cher­heit?

Über die ei­ge­ne Be­ru­fung zu sp­re­chen ist ei­gent­lich ei­ne sehr inti­me An­ge­le­gen­heit. Bei der An­fra­ge von Sr. Phi­l­ip­pa Rath, et­was über mei­ne Be­ru­fung zur Pries­te­rin zu sch­rei­ben, hab‘ ich lan­ge über­legt, ob ich über­haupt et­was bei­tra­gen möch­te. Ich dach­te mir zu­nächst, das ist zu ver­we­gen! Zu sa­gen, ich füh­le mich be­ru­fen zur Pries­te­rin, ist, wie wenn ich ein Ta­bu bre­che. Es ist et­was ganz an­ders zu sa­gen: Ich füh­le mich be­ru­fen, Or­dens­frau, Mis­sio­na­rin Chris­ti zu sein. Ich ha­be selbst lan­ge in ei­nem Pfarr­ver­band in der Pa­s­to­ral ge­ar­bei­tet, ich war De­ka­nats­ju­gend­seel­sor­ge­rin und ha­be vie­le Ex­er­zi­ti­en be­g­lei­tet. Im­mer wie­der sag­ten mir Leu­te von au­ßen: Du wärst ei­ne gu­te Pries­te­rin. Am An­fang hab‘ ich das nicht hö­ren wol­len. Aber jetzt sa­ge ich: Ja, ich kann mir das vor­s­tel­len.

Warum möch­ten Sie es sein?

Ich bin ger­ne Seel­sor­ge­rin, Weg­ge­fähr­tin, möch­te mit an­de­ren Gott su­chen und fin­den, das Evan­ge­li­um le­ben, das Le­ben tei­len, die Welt mit­ge­stal­ten. Ich be­g­lei­te Ex­er­zi­ti­en. Ge­ra­de in die­sen Ex­er­zi­ti­en­ta­gen be­g­lei­te ich Men­schen sehr in­ten­siv, sie tei­len mit mir sehr exis­ten­ti­el­le Er­fah­run­gen aus ih­rem Le­ben, Ge­bet­s­er­fah­run­gen, er­zäh­len, was sie ver­letzt hat, wo sie sich schul­dig füh­len. Ich wür­de ih­nen ger­ne das Sa­kra­ment der Ver­ge­bung spen­den, aber da muss ich sie zu ei­nem Pries­ter schi­cken. Ger­ne wür­de ich mit der Ex­er­zi­ti­en­grup­pe Eucha­ris­tie fei­ern, aber auch da brau­chen wir ei­nen Pries­ter von au­ßen. Vi­el­leicht wird es ja mal da­zu kom­men, dass für be­stimm­te pa­s­to­ra­le Be­rufs­grup­pen die­se Mög­lich­keit er­öff­net wird. Zum Bei­spiel, dass Kran­ken­haus­seel­sor­ger*in­nen die Kran­ken­sal­bung spen­den oder die Beich­te ab­neh­men.

Oder Or­dens­frau­en dür­fen in ih­ren Ge­mein­schaf­ten Eucha­ris­tie fei­ern?

Es war im­mer mein Wunsch, mit Men­schen das Le­ben zu tei­len. Vor vie­len Jah­ren wohn­te ich mit Mit­schwes­tern im Pfar­r­hof ei­nes klei­nen Dor­fes. Wir wa­ren dann als Schwes­tern da „vor Or­t“, die Leu­te ha­ben bei uns an­ge­ru­fen, wenn zum Bei­spiel je­mand im Ster­ben lag oder wenn ih­nen sonst et­was auf dem Her­zen lag. Mir macht es viel aus, dass vie­le Pfarr­ge­mein­den zu im­mer grö­ße­ren Ver­bän­den zu­sam­men­ge­sch­los­sen wer­den. Pfar­rer sind oft über­las­tet durch die vie­len Auf­ga­ben und zum Teil auch vie­len Ver­wal­tungs­auf­ga­ben und da­mit oft weit weg. Men­schen ha­ben in die­ser kom­ple­xen und un­über­schau­ba­ren Welt Sehn­sucht nach Si­cher­heit und Ge­bor­gen­heit, nach Halt, Ori­en­tie­rung, nach Hei­mat – letzt­lich nach Gott. Da braucht es Men­schen, die Zeit ha­ben, die da sind. Die­se Sehn­sucht grei­fen dann lei­der po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en auf. Kir­che müss­te ih­ren Teil da­zu bei­tra­gen, die­se Sehn­sucht zu stil­len.

Sind Sie ent­täuscht, dass Sie die­se Be­ru­fung nicht le­ben dür­fen?

Mei­ne Be­ru­fung als Mis­sio­na­rin Chris­ti er­füllt mich mit tie­fem Sinn. Ich bin mei­nen Weg ge­gan­gen und ge­he ihn wei­ter. Durch un­ser Cha­ris­ma sind wir Mis­sio­na­rin­nen Chris­ti be­ru­fen, Je­sus Chris­tus und sei­ne Fro­he Bot­schaft durch un­ser gan­zes Sein zu ver­kün­den, Licht zu sein in die­ser Welt. Ihn zu ver­ge­gen­wär­ti­gen. Das ver­su­che ich zu le­ben. Zu­dem möch­te ich un­ter den jet­zi­gen Um­stän­den kei­ne Pries­te­rin oder Pfar­re­rin sein. Ich füh­le mich nicht als Kle­ri­ke­rin und möch­te auch kei­ne un­über­schau­ba­re Groß­ge­mein­de ver­wal­ten. Als Seel­sor­ge­rin möch­te ich bei den Men­schen sein, in Be­zie­hung ste­hen, das Le­ben tei­len. Der Glau­be lebt doch von der Be­zie­hung!

Aber ich er­le­be schon auch Ent­täu­schung, Sch­merz und Frust und Wut. Ich be­g­lei­te Frau­en, die Theo­lo­gie stu­diert ha­ben, in der Pa­s­to­ral ar­bei­ten und die Be­ru­fung zur Pries­te­rin in sich spü­ren. Die hät­ten auch das Zeug da­zu – da macht mir das Nein sehr viel aus. Und ich bin wü­tend, denn durch die Ein­schrän­kung der Pries­ter­wei­he auf zö­li­batär le­ben­de Män­ner wird sehr vie­len Men­schen Gott und die Fül­le sei­ner Lie­be und sei­nes Le­bens vo­r­ent­hal­ten. Aber ich weh­re mich ge­gen die Re­si­g­na­ti­on. Klar: Es scheint aus­sichts­los zu sein. Vie­le Men­schen ver­las­sen die Kir­che, sie kön­nen da­mit nichts mehr an­fan­gen und fin­den nicht mehr das, was sie su­chen.

Aber Men­schen wer­den wei­ter­hin an exis­ten­ti­el­len Schwel­len ih­res Le­bens, wie Ge­burt oder Tod oder Hoch­zeit Ri­tua­le brau­chen. Sie wer­den sich da­zu an Men­schen wen­den, die au­then­tisch aus dem Glau­ben le­ben und de­nen sie zu­trau­en, sie bei die­sen Le­bens­ab­schnit­ten zu be­g­lei­ten und die Fei­er die­ser zu ge­stal­ten.

Was gibt Ih­nen Hoff­nung?

Die vie­len Re­form­be­we­gun­gen in un­se­rer Kir­che, vor al­lem die Frau­en und Or­dens­frau­en, die auf­ste­hen und sich nicht mehr den Mund ver­bie­ten las­sen. Ich hof­fe doch auch auf er­mu­ti­gen­de Schrit­te durch den Syno­da­len Weg. Auch wenn schon so man­che Ein­wän­de aus Rom ka­men, auch mit dem Hin­weis, dass die­ses The­ma nur welt­kirch­lich ge­se­hen wer­den kann. Ich glau­be, dass sich die Fra­ge nach dem Pries­ter­amt für Frau­en nicht mehr tot schwei­gen lässt. Da ist zum ei­nen das Buch mit den Be­ru­fungs­zeug­nis­sen von Schwes­ter Phi­l­ip­pa Rath. Zum an­de­ren wer­den jetzt auch Be­ru­fungs­ge­schich­ten von Frau­en welt­weit ge­sam­melt. Das macht mir Hoff­nung, aber ich wer­de es nicht mehr er­le­ben. Ich hat­te ja mal den küh­nen Ge­dan­ken, dass we­nigs­tens bis zu mei­nem 70. Ge­burts­tag (al­so in neun Jah­ren!) be­reits Frau­en zu Dia­kon­in­nen ge­weiht sein wer­den und es ers­te Kon­zep­te für die Pries­ter­wei­he der Frau gibt. Jetzt glau­be ich eher, dass sich an­de­re, neue For­men ent­wi­ckeln wer­den. Got­tes Geist­kraft weht wo sie will, ve­r­än­dert, ver­wan­delt, be­wegt! Das glau­be ich!

In­ter­view: Chris­ti­na Brun­ner; Fo­to: pri­vat

Zur Per­son

Schwes­ter Ka­ro­li­na Schwei­ho­fer MC ist 61 Jah­re alt. Sie ist Stell­ver­t­re­ten­de Ge­ne­ral­lei­te­rin der Mis­sio­na­rin­nen Chris­ti und lebt in Mün­chen. Mit 149 an­de­ren Frau­en hat sie über ih­re Be­ru­fung ge­schrie­ben: Phi­l­ip­pa Rath OSB: „Weil Gott es so
wil­l“. Her­der Ver­lag 2021

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