Nüchtern: Esther Duflo misst, wie Hilfe wirkt. Foto: Getty Images/AFP |
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Esther Duflo: Zufall gegen Armut
02.11.2012 - Manche sehen in ihr den Schrecken der Entwicklungshelfer, andere handeln sie als Kandidatin für den Nobelpreis: Esther Duflo, Professorin für Entwicklungsökonomie am Massachusetts Institute of Technology ist auf dem besten Weg, die Armutsbekämpfung zu revolutionieren – indem sie die Wirksamkeit von Hilfe mit groß angelegten Zufallsstudien misst.
Durch ihre Testverfahren, die wie in der Pharmaindustrie mit Kontrollgruppen arbeiten, hat die 40-jährige Französin Erstaunliches herausgefunden: Zum Beispiel, dass nicht etwa kostenlose Mahlzeiten, wie sie die Weltbank empfiehlt, oder Zahlungen an die Eltern den Schulbesuch von Kindern in Kenia deutlich steigern, sondern Medikamente gegen Würmer. Oder dass die Aussicht, den eigenen sozialen Status zu verbessern, Menschen mehr motiviert, sich zu engagieren, als Geld. Vorwürfe, ihre Experimente machten Menschen zu Versuchskaninchen, und die Ergebnisse ließen sich nicht verallgemeinern, kontert Duflo mit der Frage, was besser sei: Streng kontrollierte Tests oder mit ungeprüften Methoden am Leid der Menschheit herumzudoktern? Drei Billionen US-Dollar Entwicklungshilfe in 40 Jahren konnten die Armut vielerorts immer noch nicht besiegen. Duflo will Gelder wirksam einsetzen – und so Kosten sparen. (bg) |