Sacred-Heart-Hospiz: Pflegerische Versorgung und menschliche Zuwendung schenken Qualität am Lebensende. |
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Einziges Hospiz in Namibia
In Würde sterben
Der Wunsch zu Hause und im Kreis der Familie zu sterben, ist im südwestafrikanischen Namibia genauso stark ausgeprägt wie bei den Menschen in Deutschland. Aber wenn das Lebensende mit Krankheit oder Einsamkeit verbunden ist, können Pflegeeinrichtungen oder Hospize zum Segen werden, für die Sterbenden ebenso wie für die Angehörigen. Im einzigen Hospiz in Namibia finden seit 1996 Menschen in ihrer letzten Lebensphase Aufnahme und erfahren eine gute Versorgung und Zuwendung.
Als in Namibia kurz nach der Unabhängigkeit im Jahr 1990 der Staat den gesamten Gesundheitsdienst übernimmt, hat das langjährige Hospital der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu ausgedient. Der Staat baut ein eigenes, größeres Krankenhaus. Aber: Die Ordensfrauen erkennen schnell, dass viele arme Menschen gerade am Lebensende nicht gut versorgt sind. Sie gründen das erste Sterbehospiz in Namibia, das Sacred-Heart-Hospice. Am 18. Januar 1996 wird es eröffnet, heute hat die Einrichtung 14 Plätze. Die erste Leiterin, Schwester Maria Heide MSC, kann sich gut an die ersten Patienten erinnern: „Der erste Patient kam wenige Tage nach der Eröffnung. Er hatte Blasenkrebs und starb nach kurzer Zeit. Der zweite Patient war sehr verwahrlost und dement.“
Auf die Frage, wie das Hospiz an die Patienten kommt, sagt Schwester Maria: „Während zu Beginn die Patienten auf Initiative der Schwestern ins Hospiz kamen, kommen heute viele Patienten auf Einweisung des Arztes oder auf Anfrage von Angehörigen. Wenn der Hausarzt eine Einweisung schreibt, bedeutet das aber nicht, dass automatisch eine Krankenkasse bezahlt, denn viele Menschen sind nicht krankenversichert oder bekommen eine sehr geringe Rente, die dann an das Hospiz abgetreten wird. Von den Angehörigen wird, soweit es möglich ist, eine Zuzahlung erwartet.“
Besonders bewegt ist Schwester Maria von Patienten, die selbst um Aufnahme ins Hospiz bitten. „Ich erinnere mich an eine alte Frau, die stundenlang vor dem Haus gesessen hat, schweigend. Ich spreche sie an und erfahre von ihr, dass sie Aids hat. Wir haben sie natürlich aufgenommen.“ Im vergangenen Jahr hat Schwester Maria die Leitung des Hauses an Schwester Bertha Bohitile MSC weitergegeben. Heute finden dort bis zu 30 Personen, überwiegend Frauen, Arbeit und damit Versorgung für die ganze Familie. Fünf Mitarbeiterinnen sind in Palliativ-Pflege ausgebildet, in diesem Jahr werden weitere sieben Personen geschult; die Ausbildung wird gesponsert durch die Vereinten Nationen.
Trauerkultur in Afrika
In der namibischen Gesellschaft ist das Sterben eines nahen Angehörigen Anlass für eine mehrtägige Trauerfeier, Begräbnisse sind groß. Wenn die Familie mittellos ist, kollektiert die Gemeinschaft, um den Toten gebührend beerdigen zu können. In der Nacht vor dem Begräbnis ist die verstorbene Person im Sarg zu Hause aufgebahrt, Gebete und Gesänge begleiten den Toten. Am Morgen ist dann die Überführung des Sarges zur Kirche. Nach dem Gottesdienst wird der Sarg mit dem Leichnam auf dem Friedhof bestattet, mit großer Ehrfurcht, auch hier viel Gebet und Gesang. Im Gegensatz zu Bestattungen in Deutschland bleibt die Trauergemeinde am Grab bis es komplett zugeschaufelt ist und ein Hügel die Stelle bedeckt. Blumen schmücken das Grab, zumeist künstliche, weil im warmen Klima frische Blumen nach ein paar Stunden welken. Auch wird ein Holzkreuz mit dem Namen des Verstorbenen mit eingesetzt. Wenn die offizielle Zeremonie beendet ist, feiert die Familie in dem Glauben, dass der Verstorbene nun in einer besseren Welt ist.
Für die Mitarbeiterinnen im Hospiz ist es wichtig, die Angehörigen auf den Tod des Patienten vorzubereiten. Sie kennen die häuslichen Verhältnisse und versuchen, auf Menschen und Situationen einzugehen. Der Patient wird rechtzeitig gefragt, ob man einen Priester holen soll, so dass er gut und ausgesöhnt sterben kann. Zwar haben Regierungsvertreter wiederholt das Hospiz besucht und das Engagement der Schwestern gelobt, ja, es wurde selbst vom Gesundheitsminister als Beispiel kommentiert: „Davon brauchen wir mehr im Land.“
Nur schöne Worte?
Bis heute gibt es in Namibia kein weiteres Hospiz, den schönen Worten haben Politiker keine Taten folgen lassen. In der Gesellschaft wird es gut angenommen, doch die Menschen sind zu arm, eine solche Einrichtung in Eigeninitiative aufzubauen.
Von Sr. Bartholomäa Janßen MSC
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