kontinente-Chefredakteurin
Hildegard Mathies ©Bräunig |
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Liebe Leserin, lieber Leser!
„Du kannst lesen und schreiben, das reicht!“ Mit diesen Worten hat der Vater der jungen Soma aus Afghanistan ihre weitere Schulbildung unterbunden. Für uns mit unserem privilegierten Leben ist das fast unvorstellbar. Obwohl auch hier die Zeiten, als Frauen ihrer Bildungs- und Berufs-Chancen beraubt wurden, noch nicht so lange zurückliegen. Soma allerdings hat nicht aufgegeben. Mit Hilfe der Initiative OFARIN hat sie weitergelernt – in einer Moschee. Nun unterrichtet sie selbst. Gegründet wurde OFARIN vom deutschen Ehepaar Peter und Anna Marie Schwittek, zusammen mit einigen Mullahs, islamischen Gelehrten, die sich verpflichtet fühlen, allen Erleuchtung zu bringen – Männern und Frauen. Es ist nicht nur eine Hoffnungsgeschichte, die uns Carsten Stormer und Uli Reinhardt aus Afghanistan mitgebracht haben. Es ist vor allem eine Reportage, die uns dieses zerrissene, geschundene Land und seine Bewohner mit neuen Augen sehen lässt. Es ist eine Geschichte, die mit Klischees und aus den Medien sattsam bekannten Bildern aufräumt.
Frauen, die ihren eigenen Weg gehen, begegnen uns auch in der zweiten Reportage. Frauke Huber und Uwe H. Martin haben eine internationale Gemeinschaft der Missionsärztlichen Schwestern besucht. Im äthiopischen Attat unterhält der Orden ein Krankenhaus und betreibt Gesundheitsfürsorge und -vorsorge auf den Dörfern. Das Hospital wird ausgebaut – und das weckt die Begehrlichkeiten der Regierung, die sich selbst sonst kaum kümmert um das Volk der Gurage. Sie will, dass aus der Klinik der Hoffnung ein Prestigeobjekt wird. Die Ordensfrauen rund um Schwester Dr. Rita Schiffer wollen da nicht mitmachen. Die Klinik soll ein Haus für die Armen bleiben. So haben die Schwestern entschieden, woanders neu anzufangen, wenn sie in Attat nicht dauerhaft ihrer Berufung folgen können: Für die Menschen dazusein – mit ganzer Kraft und Hingabe, aber „ohne viel Firlefanz“.
Einfachheit, Grundwerte und Grundsätze – oft erleben wir dies in den kleinen und großen Geschichten in kontinente vorbildhaft und ermutigend. Dafür bin ich dankbar. Die Fastenzeit und der Aufbruch des großen Osterjubels geben uns nun erneut die Chance, unser eigenes Leben und unsere eigenen Werte und Überzeugungen zu prüfen. Ich habe vor, diese Chance zu nutzen. Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich, auch im Namen von Herausgebern, Verlag und Redaktion, schon jetzt von Herzen gesegnete, frohe Ostern!
Ihre Hildegard Mathies
Kontakt: mathies@kontinente.org
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