Chefredakteur Jobst Rüthers |
|
Liebe Leserin, lieber Leser,
Papst Franziskus hat mit seinen Zeichen der Bescheidenheit, seiner einladenden Rede von Gott, seinen Besuchen auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa und in Brasilien die Kirche in eine Zeit des Übergangs geführt, manche sprechen von einem Neuanfang. Für bekennende Katholiken scheint das öffentliche Klima heute unverkrampfter als noch vor wenigen Monaten. Die Menschen sprechen dem Papst hohe Glaubwürdigkeit zu, weil er anstehende Veränderungen in der Organisation der katholischen Kirche zuerst bei sich im Papstamt vorgenommen hat. Eine gute Vorarbeit, die weitere Reformen erleichtern wird.
Religiöses Leben zeigt sich in immer neuen Formen. In Deutschland bleibt die Zahl der Kirchenaustritte hoch, zugleich wächst die Zahl der Katholiken in Afrika und Asien deutlich. In Westeuropa leben Menschen ihre Religiosität anders als zur Zeit der Volkskirche, der sonntägliche Gottesdienstbesuch ist nicht mehr selbstverständlich. Den meisten Orden fehlt Nachwuchs, zugleich beleben neue Formen klösterlichen Lebens und geistliche Gemeinschaften unsere Gesellschaft. „Die Stadt ist unser Kloster“, sagen die Brüder und Schwestern von den Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem. Sie leben in Köln in normalen Wohnungen, arbeiten halbtags in zivilen Berufen und „tragen die Stadt im Gebet“. Eva-Maria Werner zeigt in ihrer Reportage, wie anstößig im besten Sinne geistliches Leben im nun zu Ende gehenden Jahr des Glaubens sein kann.
Ägypten ist ein unruhiges Land, und es ist davon auszugehen, dass dies vorläufig so bleibt. Nach der Absetzung von Präsident Mursi hofft jetzt ein Großteil der Ägypter, dass die politischen und verfassungsrechtlichen Voraussetzungen für eine offene Gesellschaft geschaffen werden, in der alle kulturellen und religiösen Gruppierungen ihren Platz finden. Die christlichen Kirchen drängen darauf, Religionsfreiheit in der Verfassung zu verankern. Bettina Tiburzy zeigt in ihrer Reportage, welch wichtigen Beitrag Christen für Menschen mit Behinderungen leisten – die in Ägypten oftmals als Fluch Gottes angesehen werden.
Herzlichst,
Ihr Jobst Rüthers
Kontakt: ruethers@kontinente.org
Bestellen Sie hier Ihr kostenloses Probeabo. |