Immer noch demütig und gehorsam?
Es ist Zeit für eine Zwischenfrage. Ein Jahr nach dem Start der Internet-Doku „Um Gottes willen“ will kontinente von den vier Kandidaten für das Ordensleben wissen: Sind Demut und Gehorsam immer noch lebenswert? Doris antwortet aus Sambia:
Gehorsam ist ein menschlicher Wert, noch ehe er zu einem christlichen Wert wird. In meiner Familie wird der Gehorsam von Kindern gegenüber ihren Eltern und allen übrigen älteren Personen in hohem Maße erwartet, und genauso gilt das auch für unsere Gesellschaft. Der Gehorsam geht auch Hand in Hand mit Respekt und einigen Verhaltensweisen, in denen er sich zeigt, zum Beispiel durch eine höfliche Erwiderung, wenn man von einem Älteren gerufen oder angesprochen wird, durch ein Niederknien oder in die Hocke-Gehen, wenn man einen Älteren anspricht oder von einem solchen angesprochen wird, und auch durch die Erfüllung dessen, worum man gebeten worden ist.
Ich lernte schon früh, Gehorsam zu sein
Der Wert des Gehorsams und andere Werte wurden uns von den ältesten Familienmitgliedern gelehrt. Einen tiefen Eindruck hat dies speziell dann bei mir hinterlassen, wenn wir an kalten Abenden als Familie um das Feuer herum saßen. Dann nutzte meine Großmutter nämlich die Gelegenheit, uns kulturelle Werte nahezubringen, wobei sie den Gehorsam besonders betonte. Dies tat sie, indem sie uns Geschichten erzählte, die häufig darstellten, wohin der Mangel an Gehorsam führt und welche Vorzüge der Gehorsam hat. So lernte ich schon früh im Leben, gehorsam zu sein. Wenn ich mir ansehe, wo ich heute stehe, dann erkenne ich, dass der Gehorsam viel zu meinem Leben beigetragen hat. Es macht mir Freude, mich den verschiedenen Verhaltensweisen, zu denen ich in der Gemeinschaft aufgefordert werde, zu unterwerfen und so das Ordensleben auch immer besser kennen zu lernen. Diese Unterwerfung hilft mir, mein Tun als wertvoll zu empfinden.
Demut ist nicht immer einfach
Ich bin nun im dritten Ausbildungsjahr. Dieses Jahr ist gleichzeitig das erste Noviziatsjahr. Wenn ich auf die drei Ausbildungsjahre zurückblicke, wird mir klar, dass die Demut mir sehr geholfen hat. Es ist nicht immer einfach, mich demütig zu unterwerfen. Deshalb bete ich Tag für Tag zu Gott, dass er mir helfen möge, diesen Wert hochzuhalten. Mein großes Vorbild für ein demütiges Leben ist unser Herr Jesus selbst. In seinem Brief an die Philipper schrieb der Hl. Paulus: "…Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich...bis zum Tod am Kreuz..." (Phil 2,6-8).
Neben anderen Werten sind Demut und Gehorsam die Gaben, die mir helfen, auf meinem Weg als Christin zu wachsen und zu reifen, besonders in diesen Ausbildungsjahren. Was mir an diesen Werten gefällt, ist, dass sie mir helfen, für das von mir gewählte Leben ausgebildet und geformt zu werden. Ohne Demut und Gehorsam findet auch keine Ausbildung statt.
Novizin Doris Chembo OP
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