| |
Warum wir die Älteren respektieren
Gegen 15 Uhr wurden Tabitha Wambuii aus Kenia und ich nach St. Martin’s gebracht, wo wir in den nächsten drei Monaten wohnen sollten. Die Schwestern hatten besorgt auf uns gewartet und waren sehr glücklich, uns endlich willkommen heißen zu können. Die St. Martin’s–Gemeinschaft war vor 51 Jahren gegründet worden, um bedürftigen Frauen zu helfen. Die Schwestern brachten ihnen hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie säen und kochen bei. Später wurde dort unter großen Schwierigkeiten ein Pilotprojekt für Grundschüler aller Rassen gestartet. Die Schwestern unternahmen diesen mutigen Schritt in einer Zeit, in der es den Rassengesetzen nach verboten war, schwarze und weiße Kinder gemeinsam zu unterrichten. Dies war vielen Schwestern ein Dorn im Auge und brachte sie in einen Gewissenskonflikt.
Mit den Schwestern in Gemeinschaft zu leben, war für mich lebensspendend. Vorher hatte ich gedacht, das Leben mit den Schwestern wäre anders als unser Leben im Noviziat. Nach einiger Zeit erkannte ich jedoch, dass es keinen großen Unterschied gab, außer, dass ich besser zu verstehen begann, warum wir traditionellerweise die Älteren respektieren. Ich hatte diesen Wert seit meiner Kindheit gelebt und weiß, dass alle, die älter als ich sind, mir Vater und Mutter sind. Und denen gegenüber, die jünger als ich sind, habe ich das Gefühl der Verantwortung, um ihnen in all meinem Tun mit gutem Beispiel voranzugehen.
Gedenken an die „Märtyrer des Friedens“
Als ich als Assistentin der Zweitklasslehrkraft eingesetzt wurde, war das für mich eine ausgezeichnete Möglichkeit, mein Interesse zum Ausdruck zu bringen, kleine Jungen und Mädchen durch mein Beispiel zu führen. Es machte mir Freude, mit den Kindern zu sein und ich übernahm die Verantwortung dafür, mich ernsthaft um sie zu kümmern. Auch benotete ich ihre Aufgaben. Da wir mehr über die Kongregation und über Simbabwe erfahren wollten, besuchten wir verschiedene Örtlichkeiten. Dazu gehörte auch eine Fahrt in die Mission von Musami; dort wurden am Sonntag, 6. April 1977, während des Befreiungskrieges in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, vier Schwestern unserer Kongregation und drei Jesuiten mit Maschinengewehren erschossen. Der damalige Heilige Vater, Papst Paul VI., nannte sie “Märtyrer des Friedens und der Nächstenliebe”. Ich wurde vom Mut und von der Beharrlichkeit dieser Menschen inspiriert, denn sie alle hatten sich dafür entschieden, in der Mission zu bleiben, obwohl sie wussten, dass sie in Gefahr waren.
Simbabwe ist ein sehr schönes Land, und wir haben noch andere interessante Örtlichkeiten besucht. Sehr beeindruckt war ich vom Anblick der „balancierenden Felsen“. In einem Wildpark konnte ich endlich jene Elefanten, Löwen, Impalas, Zebras und andere Wildtiere beobachten, die ich schon bei meiner Ankunft in Simbabwe zu erspähen gehofft hatte. Meine Begleiterin hegt die Erinnerung an ihren einstündigen Elefantenritt, ich selbst bin zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Pferd geritten.
|