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Das ärgert mich
Verhätschelt und vergessen
Die einen bekommen einen Platz auf dem Beifahrersitz, viele Streicheleinheiten und zu Weihnachten eine Extraportion Ente mit Kürbis. Die anderen sehen während ihres kurzen Lebens nie die Sonne, werden gemästet und industriell zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Die Rede ist von unseren Haus- beziehungsweise Nutztieren. Es ist unglaublich, zu welch schizophrenem Verhalten Menschen im Umgang mit ihnen fähig sind. Während sie die einen mit Liebe überschütten und als Lebensgefährten höher schätzen als manch menschliches Familienmitglied, haben sie für das Schwein oder Masthähnchen keinerlei Mitgefühl. Vielleicht, weil das Tier als paniertes Schnitzel nicht mehr als solches erkennbar ist? Weil sich sein Leben und Sterben dem Blickfeld entzieht? Die meisten Verbraucher wollen gar nicht so genau wissen, wie das Fleisch auf dem Teller landet. Als kürzlich in Hannover der Staffordshire-Terrier Chico zwei Menschen tötete, forderten 300 000 Empörte in einer Online-Petition Gnade für das Tier. Sicher, der Hund führte ein elendes Leben, wurde nicht artgerecht gehalten, aber er hat zwei Menschen auf dem Gewissen. Wo bleibt der Aufschrei, wenn jährlich mehr als 40 Millionen männliche Küken nach dem Schlüpfen mit CO2 erstickt werden? Tiere sind Mitgeschöpfe. Wir sollten sie respektvoll behandeln und weder vermenschlichen noch als Ware betrachten.
Von Eva-Maria Werner
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