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Das ärgert mich
Der Smartphone-Hype
Es gab Zeiten – und die sind noch gar nicht so lange her –, da kamen Menschen ganz ungezwungen in Kontakt. Auf langen Bahnfahrten zum Beispiel. Mangels Handy, Smartphone und Co entwickelte sich eine Plauderei, man teilte Kekse und diskutierte das Weltgeschehen. Heute wird der Gruß beim Betreten des Zugabteils kaum erwidert. Alle sind beschäftigt, alle halten ein Smartphone in der Hand. Oder eher umgekehrt: Das Smartphone hält sie in der Hand.
Mit seinen unzähligen neuen (Kommunikations-)Möglichkeiten ist es der Lebensbegleiter schlechthin geworden. Bis zu 150 Mal am Tag schauen Menschen auf ihr Smartphone. Ein Leben ohne können sich die meisten nicht mehr vorstellen. Es mag Vorteile haben und Spaß machen, das Wischen, Klicken, Downloaden und Teilen. Und die Freude daran soll niemandem genommen werden. Ich jedoch ärgere mich, wenn ich in der Fußgängerzone umgerannt werde, weil jemand den Blick nicht vom Display heben kann. Oder wenn ein Gespräch unterbrochen wird, weil das Gegenüber hektisch eine WhatsApp-Nachricht checkt oder angeklingelt wird.
Diese Unsitte, das Smartphone mehr zu beachten als die Menschen in der nächsten Umgebung, bezeichnet das Kunstwort „Phubbing“ – zusammengesetzt aus dem englischen phone (Telefon) und snubbing (vor den Kopf stoßen). Wenn die Voraussetzung für gute Kommunikation, die Wahrnehmung und Wertschätzung des anderen, abhanden kommt, haben wir mehr verloren als gewonnen.
Von Eva-Maria Werner
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