Foto: KNA |
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Das ärgert mich
Mega-Event Erstkommunion
Alle Jahre wieder... so ein Theater! Aufgebrezelte Neunjährige ziehen mit verhuschtem Blick Richtung Altar. Trotz Film- und Fotoverbot wird ihre Prozession von stolzen Vätern und überdrehten Tanten – „ach, ist der süß!“ – hundertfach mit Smartphone festgehalten. Es ist Weißer Sonntag. Bloß kein falscher Schritt, bloß kein Wachsfleck auf dem Kleid. Heute soll alles perfekt sein.
Friede, Freude, Eierkuchen – der feierliche Gottesdienst bietet die perfekte Kulisse zum Fest. Die volle Kirche suggeriert Gemeinschaft, wenigstens einmal im Jahr. Vergessen, oder zumindest verdrängt, sind die heftigen Auseinandersetzungen im Vorfeld. Da mutierte eine Katechetin, die noch in der Gruppenstunde zuvor zum Thema „Ich- und Du-Mensch“ gesprochen hat, zur Furie, weil sie nicht die gewünschten Sitzplätze in der Kirche erhält. Da probten Eltern den Aufstand, weil ihr Sprössling mit dem „Problemkind“ aus der Nachbarschaft in eine Vorbereitungsgruppe kam.
Ich will den besten Platz. Ich will den lustigsten Katecheten! Ich will, dass die Messe um zehn Uhr beginnt, nicht um halb zehn. Ich will ...!!! Nichts kapiert, würde ich sagen. Worum geht es bei der Feier der Erstkommunion eigentlich? Kirche ist doch kein Dienstleistungsunternehmen, das die narzisstischen Wünsche seiner Klienten befriedigen muss. Die Zahl derer, die die Kinder beim Singen von „Die Erde ist schön“ mit ihrer Stimme unterstützen, kann ich an einer Hand abzählen. Und in meinen Ärger mischt sich Traurigkeit. 
Von Eva-Maria Werner
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