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Fo­to: pic­tu­re al­li­an­ce/ima­ge bro­ker

Das är­gert mich!

Kaufrausch fürs Christ­kind

Vor ei­ni­gen Jah­ren bin ich auf dem Weih­nachts­markt ste­cken­ge­b­lie­ben. Ei­gent­lich hat­te ich nur sch­nell ein paar Ein­käu­fe er­le­di­gen wol­len und ein­fach den kür­zes­ten Weg ge­wählt. Und dann stand ich da: ein­ge­quetscht in­mit­ten von wild­f­rem­den Men­schen, die in dem Eng­pass
zwi­schen Kir­che und Holz­bu­den wie ein zäh­er Pfrop­fen fest­k­leb­ten.
Mi­nu­ten­lang ging nichts mehr vor und zu­rück. Seit­dem ma­che ich im
Ad­vent um die In­nen­stadt ei­nen gro­ßen Bo­gen. Der Kaufrausch, der dann pünkt­lich al­le Jah­re wie­der aus­bricht, wi­dert mich an – und of­fen­bar
be­fin­de ich mich da­mit in gu­ter Ge­sell­schaft. Am letz­ten Sams­tag im
No­vem­ber ruft der Kauf-Nix-Tag zur Shop­ping-Diät auf. Warum müs­sen sich die Leu­te wie die Lem­min­ge in den Kon­sum stür­zen? Warum müs­sen wir im­mer mehr kau­fen, ob­wohl wir doch längst ge­nug ha­ben? Man­che Ge­schäf­te ma­chen in der Vor­weih­nachts­zeit ein Drit­tel ih­res Jah­res-
um­sat­zes. Heu­te hat je­de Fa­mi­lie rund 10000 Din­ge in ih­rem Haus­halt; vor 50 Jah­ren wa­ren es 180. Warum wol­len wir so viel ha­ben und al­les mög­lichst so­fort? Ich fin­de Vor­f­reu­de min­des­tens ge­n­au­so sc­hön.
Was uns fehlt, ist nicht das neu­es­te Smart­pho­ne oder das hun­derts­te Klei­dungs­stück. Was uns fehlt, ist Zeit. Zeit ha­ben, Zeit tei­len – das ist ein Ge­schenk. Seit ich sel­te­ner in die Stadt ge­he, ha­be ich viel mehr da­von.

Von Bea­trix Gram­lich

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