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Das ärgert mich
Sie Schlechtmensch!
Vor einigen Jahren leuchteten in vielen Städten großformatige Werbeplakate, darauf eine leere Zigarettenpackung mit der Bemerkung, die Bewohner seien nicht zu Hause, und dem Slogan: „Die tun was!“ Ich rauche nicht. Aber die Werbung fand ich trotzdem gut. Damals war es offenbar noch erstrebenswert loszuziehen und zu handeln. Heute werden diejenigen, die etwas tun, schnell als Gutmenschen beschimpft. Wer sich selbstlos für andere engagiert, ohne dabei mit Schlechtem zu rechnen, gilt als naiver Weltverbesserer. Mich ärgert das.
Was soll schlecht daran sein, Gutes zu tun? Was wäre unsere Gesellschaft ohne die unzähligen Ehrenamtler in Altenheimen, Krankenhäusern, Vereinen und Kirchen? Was wäre passiert, wenn 2015, als Hunderttausende Flüchtlinge in unser Land kamen und Gutmensch zum Unwort des Jahres gekürt wurde, nicht so viele Freiwillige spontan geholfen hätten? „Gutmensch“, erklärt der Duden, werde häufig abfällig für jemanden benutzt, der sich für politische Korrektheit einsetzt. Auch ich finde es albern, wenn ein Studentenwerk plötzlich gendergerecht Studierendenwerk heißt, der Negerkönig aus Pipi Langstrumpf zum Südseekönig wird und der Mohrenkopf zum Schaumgebäck mit Migrationshintergrund. Aber deshalb beschimpfe ich andere nicht als Gutmensch. Oder soll ich künftig kontern: Sie Schlechtmensch!
Von Beatrix Gramlich
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