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Das är­gert mich!

Ge­schäf­ti­ge Weih­nach­ten

Die Süß­wa­ren­in­du­s­trie hat Leb­ku­chen, Zimts­ter­ne und Do­mi­no­stei­ne in „Herbst­ge­bäck” um­ge­tauft – ein bil­li­ger Trick, um Weih­nachts­na­sche­rei schon Mo­na­te vor dem Fest zu ver­kau­fen. Mich är­gert das. Ge­n­au­so wie der Kaufrausch, der al­le Jah­re wie­der pünkt­lich zur Ad­vents­zeit ein­setzt.

Die In­nen­städ­te sind schwarz vor Men­schen, die mit ge­stress­ten Ge­sich­tern Ge­schen­ken hin­ter­her­ja­gen. In den Ge­schäf­ten du­delt Weih­nachts­mu­sik in Dau­er­sch­lei­fe, in den Schau­fens­tern glit­zern künst­li­che Tan­nen­bäu­me mit Ku­geln in Pink und Pa­s­tell. Drau­ßen blin­ken Lich­t­er­ket­ten und sei­len sich Weih­nachts­män­ner von den Fas­sa­den ab.

Ich ha­be die Na­se voll: von der Zwangs­be­schal­lung mit senti­men­ta­len Christ­mas-Songs, von dem de­ko­ra­ti­ven Weih­nachts­kitsch und die­ser gan­zen Licht­ver­sch­mut­zung, die uns den Blick in die Ster­ne ver­s­tellt. Und ich är­ge­re mich, dass es mir sel­ber so schwer fällt, mich dem zu ent­zie­hen. Da­bei hat Ad­vent doch mit Stil­le und War­ten zu tun. Nach al­ter Tra­di­ti­on be­ginnt am Vor­a­bend des ers­ten Ad­vent das neue Kir­chen­jahr.

Das kann ei­nen Wech­sel be­deu­ten – von Hek­tik zu in­ne­rer Ru­he, von Ge­schäf­tig­keit zu ge­sche­hen las­sen. Wäh­rend ich die­sen Text sch­rei­be, bin ich ge­dank­lich weit vor­aus. Vi­el­leicht ist das ei­ne Chan­ce, es dies­mal an­ders zu ma­chen: Din­ge sein zu las­sen und statt­des­sen der Sehn­sucht Raum zu ge­ben, um Un­er­war­te­tes zu ent­de­cken. Denn das Tröst­li­che ist ja: Weih­nach­ten brau­chen wir nicht zu or­ga­ni­sie­ren. Es kommt auch oh­ne un­ser Zu­tun – so wie Je­sus in die­se Welt.

Von Bea­trix Gram­lich


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