Foto: Akena/Reuters |
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Südsudan
Hat die Friedensvereinbarung eine Chance?
Hoffnung auf Frieden – die achte. Seit Weihnachten gibt es ein neues Friedensabkommen zwischen den zahlreichen Konfliktparteien im Südsudan. Es ist das inzwischen achte Abkommen dieser Art in dem Land, das erst 2011 gegründet und international anerkannt wurde. Vorausgegangen waren ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg und Konflikte zwischen Ethnien und Religionen um politische Vorherrschaft und die reichhaltigen Ressourcen Erdöl, Gold, Diamanten, Silber und weitere Metalle.
Aber die Abspaltung des vorwiegend christlichen Südens vom islamischen Sudan und die Gründung des eigenen Staates brachten bisher keine dauerhafte Befriedung in die Region. Seit der Staatsgründung hat ein vierjähriger Bürgerkrieg die Menschen aufgerieben und in bittere Armut geführt. Und noch immer gibt es Gruppierungen, die sich Vorteile vom Krieg erhoffen. Jeder dritte Bürger befindet sich innerhalb oder außerhalb des Landes auf der Flucht, während gleichzeitig aus den umliegenden Ländern Äthiopien, Demokratische Republik Kongo, Sudan und Zentralafrikanische Republik Hunderttausende vor Hungersnöten und Krisen nach Südsudan geflohen sind.
Trotz des Reichtums an Ressourcen ist es bisher nicht gelungen, verlässliche Infrastrukturen, funktionierende Verwaltungseinheiten und ein Gesundheitswesen aufzubauen. Landwirtschaftliche Produktion und Viehzucht sind zum Erliegen gekommen und können die Einwohner nicht versorgen. Das jüngste Friedensabkommen wurde auf Druck der Afrikanischen Union verhandelt. Es untersagt alle „feindseligen Handlungen”, Kriegsgefangene sind an das Internationale Rote Kreuz zu übergeben, humanitäre Hilfe darf nicht behindert werden. Ob die Regierung das Abkommen durchsetzen kann, ist ungewiss, denn Südsudan gilt als gescheiterter Staat. Es haben sich zahlreiche Kampftruppen gebildet, die ihr Einkommen als Söldner für selbsternannte Kriegsherren verdienen. Sie haben kein Interesse am Frieden.
Von Jobst Rüthers
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