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Russland
Die neuen Partner des Kreml
„Unser Land drängt niemandem etwas auf und schreibt anderen nicht vor, wie sie zu leben haben. Moskau wird weiterhin eine friedliebende Außenpolitik verfolgen und eine ausgleichende Rolle in internationalen Angelegenheiten spielen“: So klingt es, wenn der russische Außenminister Sergei Lawrow auf Propaganda-Reise im Ausland ist.
Seit der Annexion der Krim 2014 versucht Russland, neue Partner auf dem afrikanischen Kontinent zu gewinnen, um die Folgen der Sanktionen abzufedern. Es kann dabei an alte Beziehungen zu Sowjetzeiten anknüpfen. Seine Desinformationskampagnen – eine besagt, dass die weltweite Hungerkrise Folge westlicher Sanktionen sei – haben Erfolg: Als sich am 2. März auf der UN-Vollversammlung 141 von 193 Mitgliedsländern für einen Abzug Russlands aus der Ukraine aussprachen, stimmten 25 afrikanische Staaten der Resolution nicht zu. Der Deal geht meist so: Russland verspricht afrikanischen Nationen Waffen, Zusammenarbeit auf sicherheitspolitischer Ebene und Unterstützung im Kampf gegen Aufständische. Im Gegenzug erteilen Afrikas Despoten oder Militärregime russischen Firmen Konzessionen für den Abbau von Rohstoffen. Im Sudan etwa, wichtigster russischer Verbündeter und drittgrößter Goldproduzent auf dem afrikanischen Kontinent, stützt die Förderung des Edelmetalls die kriegsgebeutelte russische Wirtschaft.
Söldner sichern Russlands Interessen
Bereits auf dem Russland-Afrika-Gipfel 2019 in Sotschi betonte Putin vor 10 000 Vertretern aus 50 Staaten, dass „die Stärkung der Verbindung zu den afrikanischen Ländern“ eine Priorität der russischen Außenpolitik sei. Sudans damaliger Machthaber Omar al-Baschir erklärte, der Sudan könne „Russlands Schlüssel zu Afrika“ werden. Was 2018 in der Zentralafrikanischen Republik begann, setzt sich nun in Ländern wie Mali oder dem Sudan fort: Söldner der berüchtigten Wagner-Truppe operieren im Interesse des Kremls und besetzen Leerstellen, die entstanden sind, als einige europäische Militär-Missionen endeten. Für die den Söldnern vorgeworfenen Menschenrechtsverletzungen weist der Kreml jedoch jede Verantwortung zurück mit dem Hinweis, dass es sich um eine private Armee handle. Im Sudan hat die Wagner-Truppe mit Mohamed Hamdan Dagalo, dem Chef der paramilitärischen Einheit RSF, einen Verbündeten gefunden: Die RSF kontrolliert den Zugang zu den Goldminen. Am 24. Februar, dem Tag des russischen Einmarschs in die Ukraine, besuchte Dagalo Moskau und versicherte gegenüber Lawrow: „Russland hat das Recht, seine Bürger zu verteidigen.“ Die Westmächte sehen das anders: Nur wenig später warnten der US-Außenbeauftragte sowie die Botschafter von Großbritannien und Norwegen in Sudans Hauptstadt Khartum: „Die Ziele Russlands beschränken sich nicht nur auf die Ukraine. Während Putins Armee Terror in ukrainischen Städten verbreitet, untergraben seine
Truppen Stabilität auf der ganzen Welt.“
Text: Eva-Maria Werner
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