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Myanmar
Entsetzen über ethnische
„Säuberungsaktionen“
Hunderttausende Rohingya sind vor Gewalt und Hunger aus Myanmar geflohen. Die Zahl der Menschen, die weiter täglich über die Grenze nach Bangladesch komme, sei zwar auf wenige Tausend gesunken. „Aber wenn das so weitergeht, wird die Zahl in sehr absehbarer Zeit eine Million übersteigen“, sagte der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM), William Lacy Swing, bei einer Konferenz der Vereinten Nationen in Genf, auf der auch systematische Massenvergewaltigungen beklagt wurden.
Moralisches Versagen der Friedensnobelpreisträgerin
Als hauptverantwortlich für die Greuel gilt die Armee Myanmars. Zugleich werfen Menschenrechtler der Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi moralisches Versagen vor. So wird kritisiert, die Regierungschefin habe die Verbrechen wiederholt zurückgewiesen oder gar verteidigt. Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit im vorwiegend buddhistischen Myanmar, die nicht als Staatsbürger anerkannt werden und damit keinen Anspruch auf Bildung und Arbeit haben. Sie leben vor allem im nördlichen Teil des an Bangladesch grenzenden Staates Rakhine. Von den Vereinten Nationen werden sie als die „am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“ eingestuft. Seit der Unabhängigkeit Myanmars 1948 führte die Regierung gegen die Rohingya 20 groß angelegte Militäroperationen. Rund 1,5 Millionen Rohingyas leben aufgrund der Verfolgungen als Flüchtlinge in Bangladesch, Indien, Pakistan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Thailand und Malaysia.
Illegale Einwanderer?
Die Regierung Myanmars sieht die Rohingya als illegale Einwanderer, obwohl viele schon mit den britischen Kolonialherren im 19. Jahrhundert in die Rakhine-Region kamen. Buddhistische Mönche schüren den Hass in der Bevölkerung mit rassistischen Tiraden. Nach blutigen Unruhen 2012 waren Hunderttausende Rohingya in Internierungslager gezwungen worden. Nachdem militante Rohingya im August 2017 Sicherheitskräfte überfielen, startete die Regierung ethnische „Säuberungsaktionen“. Myanmar weist die Vorwürfe zurück.
Von Franz Jussen
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