Foto: Migiro/Reuters |
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Naturschutz gegen Menschenrechte
Warum Robert Kirotich sterben musste
Er kämpfte für die Menschenrechte und wurde als Viehdieb von den Behörden erschossen. Robert Kirotich von der indigenen Gemeinschaft der Sengwer starb am 16. Januar, weil sein Volk die Heimat im Embobut-Wald in Kenia nicht verlassen wollte. Seit jeher lebt es hier als Jäger und Sammler. Doch die fortschreitende Klimaerwärmung zwingt die Regierung dazu, auch im traditionellen Sengwer-Gebiet Projekte zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Wasserversorgung zu organisieren.
Vielerorts stellt die nationale Umweltbehörde Wassertürme auf, um die Versorgung der Kleinbauern mit ausreichend Wasser zu gewährleisten. Außerdem will sie die Waldbestände schützen und erlaubt niemandem, dort zu wohnen. Die indigene Minderheit der Sengwer lebt jedoch seit Jahrzehnten im Einklang mit diesen Wäldern. Wer hat nun das Vorrecht: der Klimaschutz oder die Menschen, die ihre Heimat verlieren? Nicht nur in Kenia gibt es Konflikte zwischen Naturschutz und Wahrung der Menschenrechte. Die indische Millionenstadt Mumbai, die mittlerweile einen hundert Quadratkilometer großen Nationalpark umfasst, kämpft mit ähnlichen Problemen. Am Waldrand töten Leoparden immer wieder Menschen, da die Städter nie gelernt haben, mit der Natur zu leben.
Die Behörden stehen vor der Herausforderung, Mensch und Natur gleichermaßen zu schützen. Im Falle Kenias ist dies allerdings noch vertrackter. Denn hier spielt auch die Europäische Union (EU) eine Rolle. Nach dem Tod des Sengwer-Mannes Kirotich hat die EU ihre Fördergelder in Höhe von rund 31 Millionen Euro für den kenianischen Umweltschutz vorerst zurückgezogen. Damit versucht sie offenbar, den Konflikt positiv zu beeinflussen und die Wahrung der Menschenrechte zu sichern. Gemeinsame mit Vetretern der UN und von Amnesty International will die EU nun eine Untersuchung des Falles anstregen. Doch eine Lösung des Konflikts wird es wohl nur geben, wenn auch Vertreter der Sengwer mit einbezogen werden.
Von Lena Monshausen
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