Foto: Swarup/dpa |
|
Brennpunkt
Wie „Junkfood“ Todesopfer fordert
Seit der Absatz ihrer Produkte in Industrienationen stockt, überfluten Big Food-Konzerne wie Pepsi, Coca Cola oder Nestlé die Märkte von Entwicklungsländern. Schon in den 1990er-Jahren witterten diese weltweit agierenden Lebensmittelkonzerne hier ein lukratives Geschäft. Indien beispielsweise wird laut Prognosen mit etwa 1,3 Milliarden Einwohnern schon bald das bevölkerungsreichste Land der Erde sein. Doch die Inder sind nicht nur zahlreich, sondern vielerorts auch ungebildet und arm. Mit aggressiven Marketingkampagnen beeinflussen die Big Food-Konzerne die Menschen und vermarkten ihr sogenanntes Junkfood (engl. ‚junk’ = minderwertig) vor allem an Zielgruppen, die wenig über Ernährung wissen.
Trotz hoher Anteile von Fett, Zucker, Salz, Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen versuchen die Konzerne, den Menschen in Entwicklungsländern ihre Produkte als gesund zu verkaufen. Sie finanzieren Studien, die belegen sollen, dass die Ursachen von Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes vor allem in Bewegungsmangel und zu viel Stress liegen. Diese Vorgehensweise forciert einen Ernährungswandel, der die Menschen, Experten zufolge, krank macht und nebenbei auch sehr hohe Kosten verursacht.
Das Problem beschränkt sich aber nicht auf Indien, auch die Gesellschaften anderer Schwellen- und Entwicklungsländer wie Brasilien oder China sind betroffen. Gerade in diesen Staaten sind die Marktanteile von Big Food in den letzten Jahren stark gestiegen. Gleichzeitig konstatiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass bis zu 60 Prozent der Todesfälle der bis zu 70-Jährigen in ärmeren Schwellenländern im Jahr 2016 durch einen zu hohen Blutzucker verursacht wurde. Todesfälle, die hätten vermieden werden können, wenn nicht allein der Profit von Big Food die Prämisse gewesen wäre, sondern auch die Gesundheit, der Bildungsstand und die sozialen Verhältnisse der Menschen.
Von Lena Monshausen
Zurück zur Nachrichtenübersicht Juli/August 2018 |