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Fo­to: Ann Her­mes/Get­ty Ima­ges

Frau­en-So­li­da­ri­tät in der Män­ner­welt

In den 25 Jah­ren mei­nes Ein­sat­zes in In­do­ne­si­en gab es vie­le Kon­tak­te mit mus­li­mi­schen Men­schen. Die ers­te Nie­der­las­sung der Reu­ter Fran­zis­ka­ne­rin­nen im Nor­den Su­ma­tras war in der Stadt Pad­ang­s­i­d­im­puan, die zu 90 Pro­zent mus­li­misch ist. Wir wa­ren in­te­griert, je­der­mann kann­te un­ser Au­to, das lan­ge Jah­re von ei­nem stadt­be­kann­ten äu­ßerst lie­bens­wür­di­gen äl­te­ren mus­li­mi­schen Fah­rer ge­steu­ert wur­de.
Es war je­doch ei­ne Au­to­fahrt, bei der ich sel­ber am Steu­er saß, die mir zu ei­ner be­son­de­ren Er­fah­rung ver­half. Beim Über­ho­len st­reif­te ich ei­nen Klein­bus, der ab­bie­gen woll­te. Der Fah­rer be­harr­te dar­auf, dass er recht­zei­tig den Blin­ker be­tä­tigt ha­be und dass ich, die ich über­hol­te, des­halb zu 100 Pro­zent schul­dig sei. Der zu­fäl­lig vor­bei­kom­men­de Bür­ger­meis­ter des Or­tes kam zu dem glei­chen Ur­teil wie der Fah­rer. Ich woll­te kei­ne Po­li­zei her­bei­ru­fen. Und so hät­te ich ver­mut­lich klein bei­ge-ge­ben, um noch grö­ße­ren Scha­den zu ver­mei­den, als plötz­lich ei­ne Grup­pe mus­li­mi­scher Frau­en hin­zu­kam. Da es kei­ne Zeu­gen bei dem Un­fall gab, be­stan­den die Frau­en ent­ge­gen des Ur­teils der Män­ner dar­auf, dass es nicht sein kön­ne, dass ich al­lein schul­dig sei. Sie wa­ren der An­sicht, dass ein fai­rer Han­del statt­fin­den müs­se, da es kei­ne Au­gen­zeu­gen ge­ge­ben ha­be und sie über­zeugt sei­en, dass ich nicht lü­ge.
Die­se So­li­da­ri­tät und Stär­ke der Frau­en hat mich fast um­ge­hau­en, für sie war es selbst­ver­ständ­lich, dass die Kos­ten der Re­pa­ra­tu­ren zu hal­bie­ren sind. Auch der Bür­ger­meis­ter beug­te sich ih­rem Ur­teil.
Ob­wohl der Ort et­wa 50 Ki­lo­me­ter von un­se­rem Klos­ter in Pad­ang­s­i­d­im­puan ent­fernt war, spür­te ich: Die Di­ens­te un­se­rer Schwes­tern in der Kli­nik, aber auch in der Öf­f­ent­lich­keit über­zeu­gen und schaf­fen ei­ne un­ge­heu­re Kraft des Ver­trau­ens und der So­li­da­ri­tät der Frau­en in die­ser män­ner­do­mi­nier­ten mus­li­mi­schen Welt.

Von Schwes­ter Bar­ba­ra Win­ter

Schwes­ter Bar­ba­ra Win­ter, 67, war fast 26 Jah­re beim Auf­bau des Or­dens der Fran­zis­ka­ne­rin­nen in Su­ma­t­ra/ In­do­ne­si­en tä­tig. Zu­vor ar­bei­te­te sie in der Früh­för­de­rung/Son­der­schu­le. Heu­te ist sie in der Mis­si­on­s­pro­kur ih­res Or­dens so­wie im In­te­g­ra­ti­ons­zen­trum Wein­gar­ten tä­tig.

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