Großmutter der Berge: Bibikoh mit vier Enkeln. |
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Bibi ul-Zuqia
Respekt zurückgewinnen
„Deg-e be-sarposch“ – Töpfe ohne Deckel – werden Witwen in Afghanistan genannt. Ihre Zahl ist hoch; Schätzungen gehen von bis zu 2,5 Millionen Witwen aus. Sie werden oft aus der Gemeinschaft ausgestoßen, verlieren den Respekt, gelten als schlechtes Omen und sind eine wirtschaftliche Belastung.
Auf einem Hügel im Südosten Kabuls haben sich betroffene Frauen seit mehr als 20 Jahren einen eigenen Stadtteil aufgebaut – „Sanabad“, was soviel bedeutet wie „Frauenstadt“. In der Witwensiedlung lebt auch Bibi ul-Zuqia, die alle nur Bibikoh, Großmutter der Berge, nennen. Sie ist Mitte 60 und organisiert beispielsweise Kurse in Gesundheitsversorgung und Alphabetisierung, sodass viele Witwen nun reguläre Jobs gefunden haben.
Auch die Nachbarn respektieren mittlerweile die unabhängigen und bestimmt auftretenden Frauen. 2014 hat die Regierung endlich Wasser- und Stromanschlüsse nach Sanabad gelegt. Damit erkannte sie offiziell das Recht der Witwen an, dort zu leben. Eine Bewohnerin sagt, mit dem geteilten Schmerz und der gemeinsamen Arbeit seien die Frauen füreinander „sarposch“ geworden – Schutzdeckel.
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