Künstler und Kochethnologe: Arpad Dobriban möchte die Geschmackserinnerungen von Menschen einfangen und weitergeben. Foto: Fritz Stark |
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Arpad Dobriban
Dem guten Geschmack auf der Spur
Wie kann man Geschmack einfangen, bevor er verloren geht? Der Künstler und Kochethnologe Arpad Dobriban beklagt, dass der Verlust der „ältesten Kulturtechnik Kochen“ in vollem Gange sei. Es gibt viele Menschen, die noch den Geschmack ihres Lieblingsgerichts aus der Kindheit auf der Zunge haben, aber nur wenige, die in der Lage sind, diese Gerichte auch nachzukochen. In der älteren Generation schlummert das Wissen um die Zubereitung von Speisen, es abzurufen hat sich Dobriban, dessen familiäre Wurzeln in Ungarn liegen, zur Aufgabe gemacht.
Wie zuvor schon im Ruhrgebiet, in Ungarn und in Mannheim ist er akutell mit seiner mobilen Küche im saarländischen Bliesgau unterwegs, um die Geschmackserinnerungen von Menschen einzufangen und alte Rezepte zu sammeln. „Versuch zur Rettung der Hauskocherei“, nennt er das. Auf seiner Homepage lädt er dazu ein, mit ihm zusammen zu kochen, Erfahrungen und Wissen zu teilen. „Ich bin bei den Interviews und Begegnungen immer wieder auf neue Gerichte gestoßen“, sagt er. „Es gab einige Überraschungen.“ Den gesammelten kulinarischen Schatz gibt er an die jüngere Generation weiter – indem er die Gerichte mit Schülern nachkocht. Ob Grießplätzchen Josefine, hausgemachte Bratwurst, Karthäuser Klöße oder „Rostige Ritter“: Die alten Rezepte begeistern die jungen Köche. Mitte der 80er Jahre begann der an mehreren Kunstakademien ausgebildete Dobriban, sich mit dem Kochen als Kunstform zu beschäftigen.
Im Blick auf seine Forschungen sagt er: „Es hat mich schon immer fasziniert, wie sich in weit voneinander entfernten Ländern ähnliche Esskulturen und Gerichte entwickeln konnten.“ So hat er beispielsweise getrocknete Sauermilchprodukte aus so unterschiedlichen Ländern wie Afghanistan, dem Irak, Zypern oder der Schweiz gesammelt. Und dass Essen nicht nur Genuss ist, sondern die Zubereitung und der Verzehr von Nahrungsmitteln auch mit Verantwortung zu tun hat, thematisiert er im Theaterstück „Tiere essen“: „Wenn wir alles äßen, was an Tieren essbar ist, bräuchten wir deutlich weniger.“
Von Eva-Maria Werner
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