Selbstbewusst: Abia Akram macht anderen Frauen mit Behinderung Mut. Sie hat bewiesen, dass man aus eigener Kraft viel erreichen kann. Foto: Harms |
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Abia Akram
„Unterschätzt euch nicht!“
Man darf nicht zu klein von sich selbst denken. Davon ist Abia Akram überzeugt. Auch wenn das in einem Umfeld, das über Menschen wie sie am liebsten hinwegsehen möchte, nicht einfach ist. Als Frau mit Behinderung gehört sie in Pakistan gleich doppelt zu den Benachteiligten.
Die 32-Jährige wurde mit einer Knochenkrankheit geboren. Sie ist auf den Rollstuhl angewiesen. Doch sie hat sich ihren Platz erkämpft. „Meine Eltern haben mich unterstützt und ich konnte eine gute Ausbildung machen“, sagt die junge Frau. Keine Selbstverständlichkeit in Pakistan. Der Schulbesuch von Mädchen ist in kinderreichen Familien nicht gesichert. Und aus Scham verheimlichen manche Eltern sogar die Existenz ihres Kindes, wenn es eine Behinderung hat.
Abia Akram aber besuchte die Schule, studierte in Japan und Großbritannien und gründete 1997 ihre Organisation „Nationales Forum für Frauen mit Behinderungen“. „Das hat mein Leben verändert“, sagt sie rückblickend. Von diesem Zeitpunkt an vernetzte sie sich weltweit mit anderen Mädchen und Frauen mit Behinderung. Obwohl das Reisen für sie beschwerlich ist, ist sie viel unterwegs. Sie organisiert Vorträge und Seminare, ist bei Diskussionsrunden dabei und besucht Menschen zu Hause. Immer mit dem Ziel, Mädchen und Frauen mit Behinderung zu ermutigen und für ihre Rechte zu kämpfen. Viele von ihnen werden vernachlässigt, sind dreimal so häufig häuslicher oder sexueller Gewalt ausgeliefert wie andere Frauen und die Selbstmordrate unter ihnen ist hoch. „Nur wer die Chance hat, eine Ausbildung zu machen und Arbeit zu bekommen, kann selbstbestimmt leben“, sagt Akram. Mit viel Power und guter Laune stemmt sie ein unglaubliches Tagespensum, auch wenn sie – vor allem in patriarchalischen Gesellschaften – mit Widerstand zu rechnen hat.
Abia Akram meint heute, dass das Leben mit Behinderung nur „ein anderer Lifestyle“ und keine „Krankheit“ ist. Als unverheiratete Frau wohnt sie bei ihren Eltern. Alleine zu leben, wäre gesellschaftlich nicht akzeptiert. Aber sie geht ihrer Arbeit nach und genießt das Leben. In ihrer Freizeit geht sie gerne einkaufen. Ein besonderes Faible hat sie für Nagellack und Ohrringe.
Von Eva-Maria Werner
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