Moschee und Kirche auf Sansibar. Foto: Fritz Stark |
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150 Jahre katholische Kirche auf Sansibar
Von Mord und Morddrohungen überschattet
Im Jahr 2013 feiert die katholische Kirche in Sansibar ihr 150-jähriges Jubiläum. Es ist überschattet von Spannungen mit Moslems. 1863 haben Spiritanermissionare mit der Missionsarbeit in der Stadt Sansibar begonnen und damit die Evangelisierung für ganz Ostafrika grundgelegt. Heute bekennen sich auf den beiden Inseln Sansibar und Pemba jedoch nur 11.600 Einwohner zur katholischen Kirche.
Sie leben in sechs Pfarrgemeinden auf der Insel Sansibar und in zwei Gemeinden auf der Nachbarinsel Pemba und dazu noch in 35 Außenstationen. Betreut werden sie von dem Spiritanerbischof Augustinus Ndeliakyama Shao, von 18 Diözesanpriestern, zwei Spiritanerpatres und 46 Ordensschwestern aus fünf Gemeinschaften. Alle Christen zusammen machen jedoch nur knapp drei Prozent unter den 97 Prozent Moslems aus.
Bislang war das Verhältnis zwischen Christen und Moslems eher gut gewesen. Seit einiger Zeit eskalieren jedoch Gewalttaten der UAMSHO-Gruppe, die eine Islamisierung zum Ziel hat. Mitglieder dieser Gruppe fordern den Austritt Sansibars aus der Union mit Tanganyika auf dem Festland und die Einführung des Scharia-Gesetzes in einem unabhängigen Inselstaat Sansibar. Will UAMSHO jetzt diese Forderungen mit Gewalttaten durchsetzen? Am 25. Dezember 2012 wurde Pater Ambrose Mkenda durch Schüsse so schwer verletzt, dass er bald darauf starb, und am 17. Februar 2013 wurde Pater Evarist Mushi erschossen. Christen erhielten Morddrohungen. In Moscheen wurde die Parole ausgerufen: „Die christlichen Kirchen werden zerstört, bis es in ganz Tansania keine mehr gibt.“
Und Kirchen wurden niedergebrannt. Innerhalb einer kurzen Zeit sind in Tansania 25 Kirchen zerstört worden; die meisten davon auf Sansibar. Was steht hinter diesen Gewalttaten? Tansanische Zeitungen hatten schon im Januar 2011 berichtet, dass radikale Moslems die Ansicht verbreiten, die Christen würden die Regierung bestimmen. Dadurch werde die neue Verfassung „ohne die Beteiligung der Moslems“ festgelegt. Mitglieder des Sansibar-Parlamentes hatten gefordert, Sansibar müsse aus der Union mit dem Festland austreten, um so der OIC (Organisation islamischer Konferenzen) beitreten zu können. Verbinden sich wieder einmal Bestrebungen für eine umfassende Islamisierung und das Unabhängigkeitsbestreben einiger Sansibaris mit religiös motivierten Gewalttaten?
Wie die in Washington erscheinende tansanische Zeitung „Sarhabi“ berichtete, hat Mufti Issa bin Shaaban Simba, der oberste moslemische Scheich von Tansania, Christen und Moslems aufgerufen, ein Friedensforum zu gründen, das gegen Gewalt angeht und die wachsende Kluft zwischen beiden Religionen zu überbrücken hilft.
Von Pater Johannes Henschel; 17.04.2013
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